Die europäische Rallycross-Szene wird 2019 um eine Facette reicher. Die "Global Rallycross" (GRC) - bislang ausschließlich in Nordamerika ausgetragen - kommt nach Europa und will mit einer neuen Fahrzeug-Klasse eine große Lücke füllen.

"Ich habe immer ein riesiges Loch zwischen den nationalen Meisterschaften und der neuen WM gesehen", erklärt Max Pucher, künftig Serienveranstalter und mit seinem Rennstall auch Konstrukteur der so genannten "Platinum Cars", im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Keine Konkurrenz zur WRX

Die Grundidee: Preiswerter Rallycross-Sport als Zwischenstufe auf dem Weg von den nationalen Meisterschaften in die WRX. Denn die ist mittlerweile sehr teuer geworden und bekommt zunehmend den Charakter einer WM der Hersteller. Als Konkurrenz zur von Monster gesponserten WRX sieht Pucher den neuen Europa-Ableger der GRC (die in den USA bislang von Red Bull gesponsert wurde) aber nicht.

Überhaupt ist unklar, ob Red Bull am Europa-Ableger der GRC überhaupt beteiligt sein wird. "Wir stehen in keiner Konkurrenz zur WRX. Im Gegenteil: Wir ziehen beide am gleichen Strang - nur mit einem etwas anderen Fokus. Beide haben Interesse am Wachstum des Sports, denn das sorgt für mehr Sponsoren, die ihr Geld hier investieren", stellt Pucher klar.

Im Vorjahr hob die ehemalige WRC-Truppe von VW das Niveau in der Rallycross-WM in neue Höhen, fuhr Rekordsiege ein und ließ die Konkurrenz ganz schön alt aussehen. Als Reaktion erhöhen in der kommenden Saison Peugeot und Audi ihr Investment in der WRX. Da auch Hyundai (als Projekt von Marcus Grönholm) und Renault (mit Hilfe von Prodrive und Guerlain Chicherit) künftig vertreten sein werden, wird es für Privatiers, einst die tragende Säule dieses Sports, immer schwieriger.

"Unter zwei Millionen brauchst du dort als Fahrer gar nicht anklopfen", so Pucher, der mit seinem Rennstall MJP Racing zuletzt mit zwei Autos an der WRX teilnahm. Eine Menge Geld für einen Sport, dem die große mediale Aufmerksamkeit in Europa bislang fehlt. WRX-Ausrichter IMG setzt zunehmend auf das Engagement der großen Automobilkonzerne.

Rallycross-WM: Hersteller pochen auf Elektro

Deshalb gibt es auch massive Bestrebungen, den Sport in den kommenden Jahren zu elektrifizieren und eine mögliche eWRX als Königsklasse einzuführen. Ein Wunsch der Hersteller, die sich dadurch wieder einmal ein grünes Deckmäntelchen umhängen könnten. "So etwas würden auch die aktuellen Supercars nicht unbeschadet überstehen", ist sich Pucher sicher.

In der GRC Europe lautet die Devise daher: Zurück zu den Wurzeln! Bei nur rund einer Tonne Gewicht soll der Motor der neuen "Platinum Cars" rund 500 PS bei 700 Nm Drehmoment leisten. "Unsere Computersimulation besagt, dass wir auf agileren Strecken schneller sein können als die aktuellen Supercars. Durch das geringere Gewicht können wir in etwa die gleiche Performance liefern", ist sich Pucher sicher.

Das Auto-Konzept steht und bis Frühjahr 2019 sollen in Österreich bis zu 40 der Einheitsboliden gebaut werden. Mitte August wird das neue Auto im Rahmen des GRC-Laufs in Indianapolis der Öffentlichkeit präsentiert. Das genaue Rennformat sowie der Kalender sind noch auszuarbeiten. Fest steht aber bereits: Parallel zur GRC Europe werden die "Platinum Cars" auch in Nordamerika fahren. Die besten Fahrer beider Serien treffen am Saisonende im "GRC Champions Cup" aufeinander.