Es ist wohl schon jetzt das Comeback des Jahres: Robert Wickens steht vor seiner Rückkehr in den Motorsport knapp dreieinhalb Jahre nach dem schweren IndyCar-Unfall. Der Kanadier hat seinen Start in der US-amerikanischen IMSA Michelin Pilot Challenge auf einem Hyundai des Teams Bryan Herta Autosport angekündigt.

Der Hyundai Elantra N TCR, den sich Wickens mit Teamkollege Mark Wilkins teilen wird, wird speziell an seine Bedürfnisse angepasst. Noch immer sitzt der frühere DTM-Pilot im Rollstuhl, nachdem er im August 2018 beim IndyCar-Rennen in Pocono schwerste Verletzungen erlitten hatte. Ob Wickens jemals wieder ohne Rollstuhl leben kann, konnte der 32-Jährige nicht vorhersagen.

Wickens' erstes Rennen steht in Bälde an: Er geht im Rahmen des 24-Stunden-Rennens in Daytona (29./30. Januar 2022) in der IMSA-Challenge an den Start, die ihr Rennen einen Tag vor dem Beginn des US-Klassikers austrägt. Ein Wochenende zuvor warten bereits die ersten Runden beim traditionellen Test namens 'Roar before the Rolex' auf dem Ovalkurs in Daytona.

Foto: LAT Images
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Wickens steuert alles übers Lenkrad

Da Wickens seine Beine nicht zum Fahren nutzen kann, steuert er den Hyundai ausschließlich mit den Händen. Deshalb wurde ein Metallring ans Lenkrad angebracht, mittels dem er die Bremsen betätigen kann. Über zusätzliche Pedale am Lenkrad kann Wickens beschleunigen und schalten. Teamkollege Wilkins kann das System außer Kraft setzen und die Pedale im Fußraum nutzen, wenn er den Elantra übernimmt.

"Ich habe viele Nächte damit verbracht, über diesen Moment nachzudenken und davon zu träumen, und mit der Unterstützung von Bryan Herta und Hyundai wird alles Wirklichkeit", sagte Wickens vor seiner Rückkehr ins Rennauto. "Ich bin jetzt hungriger als vor meinem Unfall, wieder um Siege zu kämpfen!" Im Mai 2021 war Wickens erstmals seit seinem Unfall ins Rennauto zurückgekhrt, in Mid-Ohio probierte er einen umgebauten Hyundai Veloster seines Teams Bryan Herta Autosport aus.

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Wickens: Schwere Verletzungen nach IndyCar-Unfall

Dass Wickens jemals wieder in einen Rennwagen würde steigen können, damit hatten nicht viele Beobachter gerechnet. 2018 auf dem Ovalkurs in Pocono wurde der aufstrebende IndyCar-Rookie nach einer Kollision mit Ryan Hunter-Reay in die Fangzäune geschleudert.

Wickens' Krankenakte nach dem schweren Crash: Brustwirbelsäulenbruch, Rückenmarksverletzung, Nackenbruch, Schien- und Wadenbeinbrüche an beiden Beinen, Brüche an beiden Händen und einen gebrochenen rechten Unterarm, gebrochener Ellbogen, Gehirnerschütterung, vier gebrochene Rippen und eine Lungenprellung.

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Wickens: Vielleicht für immer im Rollstuhl

Wickens im Zuge seiner Comeback-Ankündigung: "Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem meine Erholung in Bezug auf die neuronale Erholung mehr oder weniger ein Plateau erreicht hat. Ich gewinne keine Muskelfunktion mehr zurück. Leider sieht es so aus, als würde ich für den Rest meines Lebens auf einem Stuhl sitzen solange die moderne Medizin und Wissenschaft bleibt, was sie ist. Aber es ist ein tolles Leben. Ich konnte viele Funktionen wiedererlangen."

Gleichzeitig verspürt der 84-malige DTM-Starter das Gefühl, noch eine Rechnung mit dem Rennsport begleichen zu wollen. 2018 gelang ihm ein überragender Einstieg in die IndyCar-Serie, nach seinem Unfall wurde er zum Saisonende sogar zum Rookie des Jahres gewählt.

"Ich fühlte mich gezwungen, 2018 fast auf dem Höhepunkt meiner Karriere zu gehen", sagte Wickens. "Ich fühlte mich großartig. Ich fühlte mich nie fitter, nie stärker. Ich hatte das Gefühl, das Beste zu fahren, was ich je gefahren bin. Ich möchte dort weitermachen, wo ich aufgehört habe. Zumindest möchte ich um einen Sieg oder ein Podium kämpfen."