Eine Ära im US-Formelsport ging am 20. April 2008, also genau heute vor zehn Jahren zu Ende. Es war der Tag des letzten ChampCar-Rennens in der Geschichte. Nach der Wiedervereinigung mit der konkurrierenden IndyCar-Serie rückten die ChampCar-Teams in Long Beach ein letztes Mal mit ihrem bildhübschen Panoz DP01 aus. 'Motorsport-Magazin.com' blickt am Jahrestag auf das Rennwochenende und die Hintergründe zurück.

ChampCar Long Beach 2008: So lief das Rennen

Justin Wilson wurde die Ehre der letzten ChampCar-Pole zuteil. Der inzwischen verstorbene Brite fuhr im Qualifying in 1:06.902 zur Bestzeit. Zum Vergleich: Helio Castroneves setzte sich 2017 mit einer 1:06.225 durch. Seine Pole-Position konnte Wilson jedoch nicht in die Führung im Rennen ummünzen - denn Will Power gelang von P4 aus ein regelrechter Raketenstart. Noch vor der ersten Kurve setzte sich der Australier neben Wilson und ging in Führung. Danach kontrollierte Power das Rennen, führte fast alle der insgesamt 83 absolvierten Rennrunden an. Nach 1:45 Stunden überquerte er logischerweise die Ziellinie als Sieger. Mit Power kletterten Franck Montagny und Mario Dominguez auf das Siegertreppchen.

ChampCar Long Beach / IndyCar Motegi: Historisches Wochenende

Das Wochenende vom 19./20. April sollte jedoch nicht nur wegen des letzten ChampCar-Rennens überhaupt in die Geschichte eingehen. Denn parallel zu den ChampCar-Teams bestritten die IndyCar-Mannschaften ihr Event auf dem Ovalkurs des Twin Ring Motegi (mehr dazu später in den Hintergründen). Und auch hier wurde Motorsport-Geschichte geschrieben. Denn beim Indy Japan 300 setzte sich Danica Patrick durch - es war der erste Sieg einer Frau in der höchsten US-Formelklasse. Sie gewann vor Helio Castroneves und Scott Dixon.

Danica Patrick holte 2008 beim Parallel-Event in Motegi ihren ersten IndyCar-Sieg, Foto: IRL
Danica Patrick holte 2008 beim Parallel-Event in Motegi ihren ersten IndyCar-Sieg, Foto: IRL

ChampCar Long Beach 2008: Die Hintergründe zum Rennen

"Wiedervereinigung" zwischen IRL und CART: Am 22. Februar 2008 wurde ein historischer Schritt offiziell: Die IRL (Indy Racing League) und die ChampCar-Serie vereinten sich wieder. Zwölf Jahre nach der Abspaltung der IndyCars war somit der kalte Krieg im US-Formelsport überwunden. Schon zuvor wurden Gerüchte von einer möglichen Insolvenz der ChampCar-Veranstalter bekannt. Dieses Momentum nutzten die IRL-Bosse, um sich die ChampCar-Serie einzuverleiben. Somit war es eher eine Übernahme als eine Wiedervereinigung.

Darum Motegi und Long Beach am gleichen Wochenende: Nach der Übernahme der ChampCar-Serie wurden einige Strecken des ChampCar-Kalenders übernommen. Konkret handelte es sich dabei um Long Beach, Edmonton und Surfers Paradise. Das Problem: Der ChampCar-Auftakt in Long Beach war für den 20. April 2008 angesetzt - am gleichen Wochenende, an dem die IndyCars in Motegi ihre Runden drehen wollten. Vertragliche Verpflichtungen sorgten dann dafür, dass Long Beach nicht verschoben werden konnte. Deshalb rückten die ChampCar-Teams noch einmal extra für einen letzten Abgesang aus.

Will Power und seine zur IndyCar übersiedelten Kollegen bekamen in Long Beach Meisterschaftspunkte, Foto: Sutton
Will Power und seine zur IndyCar übersiedelten Kollegen bekamen in Long Beach Meisterschaftspunkte, Foto: Sutton

Volle Punkte für beide Rennen: Da die Terminkollision zwischen Motegi und Long Beach nicht überwunden werden konnte, wurde in beiden Rennen volle Punkte vergeben. In Long Beach erhielten allerdings nur diejenigen Teams und Fahrer Zähler, die sich auch für die volle IndyCar-Saison 2008 eingeschrieben hatten. Der Rest des Feldes (dank einiger Gast-Teams und -Fahrer aus der ChampCar-Serie waren 20 Autos am Start) fuhr im wahrsten Sinne des Wortes für die Geschichte. Es galt, den letzten ChampCar-Sieg der Historie einzufahren.