Im Zuge des Todes von Dan Wheldon mehrte sich verständlicherweise auch die Kritik an den von der IndyCar-Serie ausgetragenen Ovalrennen im offenen Formelauto. Nicht wenige Kritiker forderten daher ein Umdenken und schlugen vor, nur noch auf permanenten Rennstecken oder Straßenkursen zu fahren und das Oval in Zukunft allein den Kollegen der NASCAR zu überlassen. Für Meister Dario Franchitti wäre dies jedoch der falsche Schritt.

So müsse man sehr wohl abwägen, dass beim tödlichen Crash von Las Vegas auch die spezifische Strecke im Spielerparadies und ihr Neigungswinkel eine Rolle gespielt hätten, genauso wie das zu große Starterfeld. Daher sei es auch nicht die korrekte Lösung, Ovalrennen per se zu verteufeln. Sie seien ein Teil des Sports und auch der Faszination IndyCar. "Ich mag die Tatsache, dass die IndyCar-Serie ein Mix der Disziplinen ist. Um hier die Meisterschaft zu gewinnen, muss man in allen Bereichen stark sein", so der vierfache Champion.

Ein ganz anderer Punkt sei natürlich der Sicherheitsaspekt. "Es geht einfach darum, dass es dann, wenn wir auf Ovalen sind, sicher sein muss. Es muss viel sicher werden", stellte der Schotte gegenüber AP klar. "Hinterher ist man immer klüger, aber wir sind ja auch zuvor schon auf 1,5 Meilen Ovalen gefahren", erklärte Franchitti. "Anhand der Informationen, die sie zur Verfügung hatten, glaube ich, dass sie der Überzeugung waren, dass das, was sie taten, richtig war", meinte der 38-Jährige in Bezug auf die Veranstalter in Las Vegas und fügte an: "Wenn wir nun zurückblicken, würden wir es natürlich nicht wieder so machen, weil wir das Resultat kennen."

Karriereende war ein Thema

Franchitti und den verunglückten Wheldon verband eine langjährige Freundschaft, Foto: Sutton
Franchitti und den verunglückten Wheldon verband eine langjährige Freundschaft, Foto: Sutton

Unterstützung gab es von Franchitti auch für IndyCar-Chef Randy Bernard, der den letzten Saisonlauf nach dem Wheldon-Unfall abgebrochen hatte. "Er hat die vollkommen richtige Entscheidung getroffen - besonders, wenn ich einmal daran zurückdenke, wie emotional ich war, als ich wieder in das Auto geklettert bin. Es war absolut richtig so", meinte der Chip-Ganassi-Star und fügte an: "Ich glaube die meisten Piloten konnten wegen ihrer Tränen nicht fahren - wir konnten nicht sehen, wo wir langfuhren." Die Fahrer hatten nach der Tragödie fünf Formationsrunden zu Ehren ihres verstorbenen Kollegen absolviert.

"Die Piloten waren sehr betroffen. Jeder war durcheinander und Randy hat als Führungsfigur einen guten Job gemacht und uns die Entscheidung schließlich abgenommen", lobte Franchitti den Abbruch. Serien-Boss Bernard fügte hinzu: "Ich habe gemerkt, dass mich die Tradition bei so etwas wenig kümmert, denn ich fühlte, dass in dem Wissen, dass gerade einer ihrer Freunde gestorben war, kein Fahrer mehr einen klaren Kopf hatte." Der Amerikaner erklärte: "Ich musste meinen Standpunkt durchsetzen und 'Nein' sagen." Für den schlimmen Unfall könne man nicht nach einem Schuldigen suchen.

"Man kann nicht eine einzelne Person dafür verantwortlich machen. Motorsport ist nicht sicher. Wir alle wissen das, seitdem wir damit angefangen haben und ich glaube auch nicht, dass es hochmütig ist, das so zu sagen - aber wir müssen jetzt weitermachen und sehen, was wir nun unternehmen", appellierte auch Franchitti. "Wir werden all diese Elemente nun nehmen, überprüfen und alles dafür tun, um es so sicher zu machen, wie wir nur können." Es sei klar, dass er im Zuge der Katastrophe auch sein eigenes Karriereende evaluiert habe. "Ich habe definitiv darüber nachgedacht, ob es das noch wert ist. Ich glaube aber, dass ich noch Rennen fahren will", so der alte und neue Meister.