Bei den diesjährigen 24 Stunden von Daytona (29./30. Januar 2022) kommt es zu einer wahren Schlacht der GT3-Hersteller. Acht unterschiedliche Marken treten in der GTE-Nachfolgeklasse GTD-Pro an, sogar neun in der GTD-Kategorie mit ihren Silber/Bronze-Fahrern. Nur ein Hersteller fehlt im GT3-Reigen komplett: Audi mit seinem R8 LMS GT3.

Erstmals seit dem Daytona-Debüt eines Audi R8 im Jahr 2012 tritt kein einziges Kundenteam mit dem Ingolstädter Sportwagen in der GT-Kategorie an. Aus Sicht von Audi Sport customer Racing gibt es keinen Grund, warum kein einziges Audi-Team beim 24-Stunden-Klassiker an den Start geht.

Das Interesse, auch von US-Teams, ist offenbar in diesem Jahr einfach nicht vorhanden. Das liegt aber sicherlich nicht am erfolgreichen Audi R8 LMS, für den die Neuburger ihren Kunden im Laufe dieses Jahres eine EVO II-Variante anbieten. Erst am vergangenen Wochenende bescherte der belgische Rennstall WRT mit dem Sieg beim 24-Stunden-Rennen Dubai den Audianern einen weiteren Erfolg.

Während BMW M Motorsport in Daytona klassenübergreifend mit drei der brandneuen BMW M4 GT3 anrückt, Porsche gar sieben seiner 911 GT3 R und Mercedes-AMG sechs Mercedes-AMG GT3 durch Kundenteams ins Feld führt, bleibt es diesmal komplett still im Audi-Lager. Ohnehin hatte sich das Interesse an Daytona in den vergangenen Jahren eher in Grenzen gehalten: 2021 (NTE Sport) und 2020 (WRT) ging jeweils nur ein Audi R8 an den Start.

Für den bis dato letzten Podesterfolg in der GTD-Klasse sorgte 2019 ein WRT-Audi. Die Mannschaft um Teamchef Vincent Vosse profitierte von einer vier Tage nach Rennende ausgesprochenen Strafe für das Audi-Team Land-Motorsport, das im Nachgang den zweiten Platz verlor. Der diesjährige DTM-Debütant Ricardo Feller hatte beim Abbruch-Rennen die Mindestfahrzeit nicht erreicht.

Audis letzter Daytona-Sieg in der GT3-Kategorie liegt schon eine ganze Weile zurück: 2016 gewann Magnus Racing mit Rene Rast, Marco Seefried, Andy Lally und John Potter. Es war der zweite Triumph bei den 24h Daytona für die Marke mit den vier Ringen nach 2013, als Alex Job Racing mit einem Audi R8 und Filipe Albuquerque, Oliver Jarvis, Dion von Moltke sowie Edoardo Mortara triumphierte.

Der Audi R8 und Daytona, das war bislang nicht die größte Liebesbeziehung. Ganz anders sieht es bei ähnlich wichtigen Rennen mit GT3-Beteiligung aus, wo der Sportwagen je viermal in Macau und beim 24-Stunden-Rennen Spa-Francorchamps gewann sowie gar fünf Gesamtsiege bei den 24h Nürburgring errang.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Daytona und den 24-Stunden-Klassikern in der Eifel oder Belgien: Gesamtsiege sind mit einem GT3-Fahrzeug nicht möglich. Den machen in den USA stattdessen die DPi-Prototypen unter sich aus, in diesem Jahr treten fünf Cadillac gegen zwei Acura an.

In einem Gespräch mit Motorsport-Magazin.com sagte der ehemalige und langjährige Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich einst zum Engagement seines Arbeitgebers in Daytona: "Ich glaube nicht, dass für die Marke Audi das ultimative Ziel GT-Klassensiege sein sollten."

Ullrich sehnte sich schon damals danach, "mit einer relevanten Technologie und einem Prototyp in der Daytona-Topklasse um den Gesamtsieg kämpfen zu können". Sein Wunsch geht 2023 in Erfüllung. Dann beginnt in der IMSA-Serie mit einem Debüt der LMDh-Prototypen in Daytona eine neue Ära im weltweiten Langstreckensport. Audi hat sich ebenso wie VW-Konzernschwester Porsche, BMW, Cadillac, Acura und Alpine zur neuen Kategorie bekannt.

Bis es soweit ist, will Audi Sport mit dem überarbeiteten Audi R8 LMS EVO II an seine Erfolge anknüpfen. Zuletzt in Dubai ging allerdings noch kein Evo-2-Modell an den Start. Wann der 'Neue' 2022 erstmals eingesetzt wird, stand zunächst noch nicht fest. Fakt ist, dass die drei neuen DTM-GT3 von Abt Sportsline unter der Bezeichnung 'Audi R8 LMS EVO II' eingeschrieben sind.