Für Maro Engel hätte der Auftakt in die Motorsportsaison 2021 kaum besser verlaufen können. Zwei Wochen nach seinem Podestplatz beim 24-Stunden-Rennen von Dubai, errang der Deutsche beim Rolex 24 At Daytona erstmals einen Klassensieg.

In der GTD-Kategorie führte Engel das Mercedes-Kundenteam HTP Winward Motorsport als Schlussfahrer zum Triumph. Engel und seine Teamkollegen Indy Donte, Philip Ellis und Russell Ward konnten sich obendrein über eine der begehrten Rolex-Uhren als Preis freuen.

Engel geht nach Christian Engelhart (2019), Rene Rast und Marco Seefried (2016) sowie Dominik Farnbacher (2015) als fünfter deutscher Rennfahrer in die Geschichte ein, der einen Sieg in der 2014 eingeführten GTD-Kategorie beim 24-Stunden-Rennen von Daytona verbuchen konnte. Für den gebürtigen Münchner war es bei seinem fünften Start auf dem Daytona International Speedway der größte Erfolg.

Engel: Mehr als acht Stunden Fahrzeit

"Wir hatten einen perfekt abgestimmten Mercedes-AMG GT3. Das Auto hat einfach nur Freude gemacht und die Strategie hat auch gepasst. Ich bin überwältigt und einfach nur super happy", sagte Engel, der mehr als acht der 24 Stunden am Steuer des Boliden saß und dabei den wichtigen Schluss-Stint bis zum Zieleinlauf übernahm. Die Leistung des Teams mit der Startnummer #57 in Zahlen ausgedrückt: Der Mercedes führte 362 der 745 Runden (4.250 km) das Rennen in der GTD-Kategorie an.

Nicht nur Engel errang seinen ersten Klassensieg in Daytona, auch für Mercedes-AMG war es die Premiere beim prestigeträchtigen Langstreckenrennen, das zum 59. Mal in seiner Geschichte ausgetragen wurde. Der Marke mit dem Stern gelang gar ein Doppelsieg in der Klasse: Hinter Engel/Dontje/Ellis/Ward überquerte das Schwesterauto mit Luca Stolz, Raffaele Maerciello, Kenny Habul und Mikael Grenier die Ziellinie als Zweiter. "Das Rennen war nicht einfach", so Stolz. "Wir mussten gehörig Druck machen und am Ende waren es nur Sekunden, die uns gefehlt haben."

Klassensieger in Daytona: Maro Engel und Co. auf dem Podium, Foto: HTP Winward
Klassensieger in Daytona: Maro Engel und Co. auf dem Podium, Foto: HTP Winward

16 Sekunden Abstand nach 24 Stunden

Beim Zieleinlauf trennten die beiden Mercedes-AMG GT3 nur 16,3 Sekunden - nur ein Beispiel für das bis zum Ende durchwegs eng geführte Rennen in Daytona, das durch elf Full Course Yellow-Phasen mehrfach unterbrochen werden musste. "Unsere Strategie war darauf ausgelegt, dass wir uns das Rennen gut einteilen", sagte Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing. "Nachdem wir eher etwas verhalten begonnen haben, haben es uns die Fahrzeuge in den Morgenstunden ermöglicht, stundenlange harte Zweikämpfe zu bestehen und am Ende den Doppelsieg nach Hause zu fahren."

Eine Vorentscheidung fiel vier Stunden vor dem Rennende, als sich der führende Ellis in der #57 über mehrere Runden ein spektakuläres Duell mit dem zwischenzeitlich zweitplatzierten AF-Corse-Ferrari lieferte. Bei einem Überholversuch kam es zu einer Berührung, bei der Ellis sein Fahrzeug - im Gegensatz zu seinem Verfolger - auf der Strecke halten und die Führung behaupten konnte. In der Folge dieser Aktion schloss Stolz in der #75 die Lücke nach vorne und positionierte sich am Heck seines Markenkollegen.

Spritsparer Engel: Wie in der Formel E

Den Sack machten HTP Winward und Engel mit einer strategisch klugen Leistung zu. So streckte der AMG-Fahrer seinen drittletzten Stint über mehr als 72 Minuten aus, um den Inhalt seines Tanks möglichst auszuschöpfen. Dadurch erarbeitete sich das Team einen Zeitvorteil beim letzten Tankstopp gegenüber dem Schwesterauto und sicherte sich gegen weitere mögliche FCY-Phasen ab.

"Die Jungs baten mich, so viel Benzin wie möglich zu sparen", erklärte Engel auf der Sieger-Pressekonferenz. "Es war knifflig, in Führung zu bleiben und gleichzeitig auf den Sprit zu achten. Das ist mir aber gut gelungen und erinnerte mich etwas an meine Zeit in der Formel E. Ich konnte Raffaele hinter mir halten und die Führung sogar etwas ausbauen. Das war ein kritischer Moment, weil wir wussten, dass es uns in die Karten spielen würde."

Die HTP-Winward-Teamchefs Christian Hohenadel und Russell Ward: "Wir waren vom Speed her keineswegs überlegen, haben aber über 24 Stunden hinweg auf und abseits der Rennstrecke keine nennenswerten Fehler gemacht und einen hohen Rhythmus beibehalten. Das ist das Rezept, um ein Langstreckenrennen in einem so hart umkämpften Teilnehmerfeld zu gewinnen, und das gesamte Team hat unseren Plan perfekt umgesetzt."

Doppelsieg für Mercedes bei den 24 Stunden von Daytona, Foto: HTP Winward
Doppelsieg für Mercedes bei den 24 Stunden von Daytona, Foto: HTP Winward

Pedalbox führt zu Fußraum-Akrobatik

Von größeren technischen Schwierigkeiten oder entscheidenden Reifenschäden blieb die #57-Crew während der 24 Stunden verschont. Ganz reibungslos lief es aber auch im Mercedes nicht, wie Engel später verriet. So funktionierte zwischenzeitlich das Trinksystem nicht und die eigentlich verstellbare Pedalbox im Fußraum hakte.

"Zum Glück klemmte die Pedalbox in einer Position, die für uns alle passte", sagte Engel. "Aber ideal war es nicht. Ich denke, dass Indy nach dem Rennen jetzt ein Stück kürzer ist! Und ich musste mich ein bisschen strecken, aber am Ende hat es funktioniert."

24h Daytona 2021: Top-5 der GTD-Klasse

PFahrerAutoDistanz
1.Ward / Ellis / Dontje / EngelWinward-Mercedes #57745 Runden
2.Habul / Marciello / Stolz / GrenierSunEnergy-1-Mercedes #75+16.329
3.Sellers / Snow / Caldarelli / LewisMiller-Lamborghini #1+23.253
4.Hindman / Long / Heylen / BachlerWright-Porsche #16+33.842
5.James / De Angelis / Turner / GunnHeart-of-Racing-Aston-Martin #23+49.565