Es sind beeindruckende Bilder: Alex Zanardi hüpft artistisch aus dem BMW M8 GTE heraus und landet auf seinen Händen neben dem Rennwagen, um beim Fahrerwechsel für den Teamkollegen Platz zu machen. Dann schwingt sich der 52-jährige Italiener zurück ans Cockpit und hilft dem Kollegen beim Anlegen der Gurte. Wohlgemerkt: Das alles ohne Beine!

Ein Video des spektakulären Fahrerwechsels vom Vortest zu den 24 Stunden von Daytona macht derzeit im Internet die Runde. Bereits mehr als 300.000 Zuschauer haben gesehen, wie sich Zanardi mit seinem Team auf den Langstreckenklassiker in den USA Ende Januar vorbereitet.

Der Publikums-Liebling, der 2001 bei einem schweren Unfall am Lausitzring beide Beine verloren hat, startet erstmals in Daytona. Beim Rennen rund um die Uhr tritt Zanardi für das BMW-Werksteam Rahal Letterman Lanigan Racing an. Der frühere Formel-1-Fahrer teilt sich den 550 PS starken BMW M8 GTE mit den BMW-Werksfahrern Jesse Krohn, John Edwards sowie Supercar-Pilot Chaz Mostert.

Vorbereitung im DTM-Rennauto

Gemeinsam mit BMW M Motorsport hat Zanardi im Vorfeld des Rennens ein spezielles System entwickelt, das es ihm ermöglicht, wie gewohnt über einen Gasring am Lenkrad Gas zu geben, nun aber auch über einen Bremshebel per Hand zu bremsen. Unter realen Bedingungen vorbereiten konnte sich Zanardi im vergangenen Jahr bei seinem DTM-Gaststart in Misano, wo er sensationell den fünften Platz belegte.

Die ausgiebige Vorbereitung auf Daytona scheint sich ausgezahlt zu haben. "Was wir dabei erreicht haben, ist schon beeindruckend", sagte Zanardi schon vor dem Daytona-Test. "Denn man muss bedenken, dass wir zusätzlich zum üblichen Fahrerwechsel auch noch das Lenkrad austauschen müssen. Wir sind konstant unter der 20-Sekunden-Marke geblieben, und einige Male haben wir den Fahrerwechsel sogar in rund 15 Sekunden vollzogen."

Alex Zanardi beim Fahrerwechsel mit dem BMW M8 GTE, Foto: BMW Motorsport
Alex Zanardi beim Fahrerwechsel mit dem BMW M8 GTE, Foto: BMW Motorsport

Zanardi: Daytona statt Le Mans

Zanardis Premiere in Daytona war von langer Hand geplant gewesen. Schnell war die Entscheidung auf das US-amerikanische Langstreckenrennen gefallen, nachdem auch ein Start bei den 24 Stunden von Le Mans - bei denen BMW seit 2018 wieder werksseitig vertreten ist - zur Diskussion gestanden hatte.

BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben mit Alex diskutiert. Von meinem Standpunkt aus hielt ich Daytona für eine gute Idee, auch wegen seiner Geschichte in den USA (Champcar-Meister 1997 & 1998, d.Red.). Wir haben auch über Le Mans gesprochen. Aber die Entscheidung war schnell gefallen und auch Alex sagte, dass er lieber in Daytona starten würde, wenn er die Wahl zwischen beiden Rennen hat."

24h Daytona mit Alonso und Co.

Das seit 1966 auf dem Daytona International Speedway ausgetragene Rennen bildet den Saisonauftakt der IMSA WeatherTech SportsCar Meisterschaft. Zanardi und sein Team RLL treten bei der 57. Ausgabe des Rennens (26./27. Januar 2019) in der GT LM-Klasse an. Die schnellsten Fahrzeuge messen sich in der Dpi Klasse, einer für Prototypen ausgelegten Kategorie, in der unter anderem Formel-1-Ikone Fernando Alonso an den Start gehen wird.