Hollywood in Los Angeles an der Westküste der USA liegt zwar meilenweit entfernt vom Virginia International Raceway. Doch die Traumfabrik hätte vergangenes Wochenende keinen spannenderen Thriller produzieren können als die IMSA WeatherTech Sportscar Championship mit ihrem neunten Saisonrennen. Die Hauptrolle übernahm 3GT Racing-Pilot Dominik Baumann. Der Österreicher aus Rum in Tirol holte beim hochdramatischen Rennen in der GTD-Klasse einen sensationellen Sieg. Damit standen der 25-Jährige und sein Teamkollege Kyle Marcelli nach dem ersten Triumph der Saison in Mid-Ohio zum zweiten Mal ganz oben auf dem Podium, wo der Champagner bekanntlich am besten schmeckt.

Zu Beginn des Rennwochenendes das gewohnte und bewährte Prozedere für Baumann: Strecke kennenlernen, ans Limit herantasten und am Setup arbeiten. Im dritten Training war das Duo bereits voll bei der Musik und setzte die Bestzeit. Von Startplatz vier aus ging es für Baumanns Teamkollegen Marcelli ins Rennen.

Der Österreicher übernahm den Lexus RC F GT3 für den abschließenden Doppelstint auf Position vier. Trotz stark abbauender Reifen schloss Baumann die Lücke zum Führungstrio. Als sich zunächst der Führende und kurz danach die anderen beiden Konkurrenten aus dem Rennen verabschiedeten, lag der Österreicher in Führung.

Die Pneus an Baumanns Lexus bauten immer weiter ab. In der Folge schlossen die Verfolger mit großen Schritten auf den 25-jährigen Routinier auf. Der Showdown in der letzten Runde ließ dem gesamten 3GT Racing-Team und Fans den Atem stocken. Vor der vorletzten Kurve scherte einer der Konkurrenten aus und setzte sich neben den Lexus RC F GT3. Baumann ging volles Risiko und bremste spät. Mit all seiner Erfahrung behauptete er die Führung, bog als Erster auf die Start-/Zielgerade und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.

Potenzial für mindestens eine Fortsetzung des Thrillers ist vorhanden. Ob es das erste Sequel bereits beim nächsten Lauf der IMSA WeatherTech Sportscar Championship auf dem berühmt berüchtigten WeatherTech Raceway Laguna Seca vom 7. bis 9. September geben wird, ist zu hoffen.

Erfolgreiches Wochenende in Virginia für den zweifachen IMSA-Sieger Dominik Baumann, Foto: Sideline Sports Photography
Erfolgreiches Wochenende in Virginia für den zweifachen IMSA-Sieger Dominik Baumann, Foto: Sideline Sports Photography

Dominik, welcher Sieg hat dir besser geschmeckt? Der erste in Mid-Ohio oder der vom vergangenen Wochenende?
Dominik Baumann: Natürlich hat der erste Sieg in Mid-Ohio eine besondere Bedeutung für mich und das gesamte Team. Das erste Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen, ist unglaublich. Zudem haben Kyle und ich den ersten Sieg für Lexus in der IMSA eingefahren. Das ist zweifellos ein Meilenstein. Gleichzeitig war das Rennen in Virginia an Spannung nicht zu übertreffen. Die Reifen waren komplett abgefahren, ich hatte extrem wenig Grip und Traktion aus den Kurven heraus. Nachdem ich die Führung übernommen hatte, schlossen die Verfolger Schlag auf Schlag auf mich auf. Mir waren durch den extrem hohen Reifenverschleiß die Hände gebunden.

Wie hast du die Schlussrunde denn erlebt?
Dominik Baumann: Das war einfach unglaublich. Vor der vorletzten Kurve hat er sich neben mich gesetzt. Ich habe zu ihm herüber geschaut und dachte mir: "Ich bremse später als du!" So kam es dann letztlich auch. Ich hatte das letzte bisschen Grip, das die Reifen hergaben, in die Kurve gerettet, beschleunigte besser heraus und holte den Sieg. Ich konnte den Pulsschlag meines gesamten Teams regelrecht spüren. Sich so einen spannenden Zweikampf aus der Box anschauen zu müssen, ist richtig hart.

Aber rollen wir das Rennen von Anfang an auf. Ihr seid von Startplatz vier ins Rennen gestartet...
Dominik Baumann: Kyle saß diesmal für die erste Stunde hinter dem Steuer. Knapp 20 Minuten, nachdem ich das Auto übernommen habe, gab es eine Gelbphase. Die haben alle genutzt, um an die Box zu fahren. Alle anderen haben aufgetankt und sich neue Reifen geholt. Wir haben uns lediglich aufs Sprit nachfüllen beschränkt, sind entsprechend mit alten Pneus zurück an die Strecke. Die Strategie ging auf und ich kam als Dritter zurück auf die Strecke. Durch den Nachteil der älteren Reifen war ich jedoch nicht in der Lage, Druck auf die Autos vor mir aufzubauen.

Danach seid ihr um zwei Plätze zurückgefallen. Was ist passiert?
Dominik Baumann: Beim zweiten Stopp haben wir leider zwei Positionen verloren. Zurück auf der Strecke habe ich den BMW vor mir recht schnell wieder überholt. Vor mir kam es zu einem seltsamen Szenario. Denn nach und nach hat sich das Trio vor mir gegenseitig abgeschossen. Zunächst fiel der Führende aus, danach kam es zu einem Gedränge der beiden anderen Autos. Das führte dazu, dass sie von der Strecke abkamen und in der Wiese landeten. Damit waren wir diesmal die glücklichen, aber verdienten Sieger. Vom reinen Speed her - bedingt durch den Reifenabbau - wäre ein Sieg für uns sonst recht schwierig geworden.

Der nächste Sieg dann vielleicht schon auf dem WeatherTech Raceway Laguna Seca?
Dominik Baumann: Das wäre natürlich der Wahnsinn. Aber für mich gilt es jetzt erst einmal, wieder herunterzukommen und meine Batterien nach diesem kräftezehrenden Wochenende aufzuladen. Laguna Seca ist allseits bekannt, die MotoGP war dort beispielsweise mehrere Jahre unterwegs. Ich kenne den Streckenverlauf bereits aus zahlreichen Videos sehr gut. Wie gewohnt werde ich mich im Simulator vorbereiten, damit ich eine Ahnung davon habe, wie schnell man die Kurven nehmen kann oder wo die Bremspunkte möglicherweise sein könnten. Ich freue mich schon sehr auf diesen Traditionskurs und hoffe, an das grandiose vergangene Wochenende anschließen zu können.