Mit großem Interesse wird die Entwicklung im Prototypen-Sport verfolgt - von den Fans, aber natürlich auch von den Teams und Herstellern. Um sie geht es, wenn neue Spielregeln ab der Saison 2020/21 gefunden werden müssen. Aktuell kochen WEC/ACO mit der LMP1-Klasse auf der einen und IMSA mit der DPi-Kategorie auf der anderen Seite ihr eigenes Süppchen. So kann es aber nicht weitergehen, betont nun McLaren-CEO Zak Brown gegenüber 'Dailysportscar' nochmals im Rahmen der 24h von Daytona.

"Wir sind involviert bei der Regelfindung in der WEC, zusammen mit der IMSA. Wir sind in diesen Meetings dabei. Wenn man sich das Grid hier anschaut, dann hat es die IMSA richtig gemacht. Man hat wirklich konkurrenzfähige Fahrzeuge und großartige Hersteller in der GTLM-Klasse. Es wäre im Interesse aller, ein gemeinsames Regelwerk zu haben", appelliert Brown an die Bosse der beiden konkurrierenden Sportwagen-Serien WEC und IMSA.

McLaren-CEO Brown: DPi der IMSA als Ausgangspunkt

Der IMSA stellt Brown dabei ein gutes Zeugnis aus. Die Mischung aus LMP2- und DPi-Boliden stimmt und sorgt für ein pralles Prototypen-Feld. In Daytona sind jeweils zehn Fahrzeuge aus den beiden Prototypen-Klassen am Start. Der Clou: Die neuen Daytona-Prototypen von Acura, Cadillac, Mazda und Nissan basieren auf den LMP2-Boliden, die Kosten und die Performance-Unterschiede halten sich entsprechend in Grenzen. Unterschiede werden mittels Balance of Performance zumindest zum Großteil ausgelöscht.

Die DPi-Klasse sollte für Brown als Ausgangspunkt für die Gespräche dienen, Foto: LAT Images
Die DPi-Klasse sollte für Brown als Ausgangspunkt für die Gespräche dienen, Foto: LAT Images

Daher rät Brown den Organisatoren der beiden Serien für ein zukünftiges Prototypen-Reglement: "In der IMSA hat man einen guten Ausgangspunkt. Für mich fühlt es sich so an, als sollte das der Ausgangspunkt für die Gespräche werden. Aus McLaren-Sicht ist außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass wir zwei verschiedene Fahrzeuge entwickeln, viel geringer. Wenn es nur ein Reglement gibt, dann macht das die Sache viel schmackhafter."

Die Vorteile eines einheitlichen Prototypen-Reglements liegen für die Hersteller auf der Hand: Die Kosten halten sich in Grenzen, da nur noch ein einziges Fahrzeug entwickelt werden muss. Dazu könnte man dann die Chance haben, mit nur einem Prototyp sämtliche Rennen der Triple Crown of Endurance Racing zu gewinnen. Dazu zählen auf Seiten der WEC die 24h von Le Mans und auf Seiten der IMSA die 24h von Daytona und die 12h von Sebring.

Technologie: Hybrid muss ins neue Regelwerk rein

Ein wichtiges Thema darf man allerdings auch nicht außer Acht lassen: Den Einbau von zukunftsträchtigen Technologien, auf den die Hersteller gerne pochen. Gerade der Langstreckensport gilt in dieser Hinsicht als Spielwiese. Audi etwa holte in Le Mans den ersten Diesel-Sieg und gewann als erster Hersteller mit einem Hybrid-Fahrzeug. "Dinge wie der Hybridantrieb sind sehr wichtig für 2021, 2022 und 2023", unterstreicht Brown.

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"So wie ich es verstanden habe, steht die IMSA der Hybrid-Technologie immer noch offen gegenüber, solange man es kontrollieren und kosteneffizient halten kann. Ich denke, das sollte auch die Lösung sein", so Brown. Das frei gestaltete Effizienz-Reglement, das 2014 in der LMP1-Klasse eingeführt wurde, ist jedoch gescheitert. Im Entwicklungswettstreit zwischen Audi, Nissan, Porsche und Toyota sind die Kosten nämlich aus dem Ruder gelaufen. "Hybrid ist wichtig, denn es ist die Zukunft oder zumindest ein Teil davon. Aber vielleicht könnte man sie standardisieren oder irgendwie vereinfachen", wünscht sich Brown daher.

Aktuell wird eine (attraktive) Variante ausgiebig diskutiert: Eine neue Königsklasse, die auf Hypercars basiert, ähnlich wie die GT1-Klasse in den 90er-Jahren. Dann hätten die Fahrzeuge schon rein optisch viel mehr Seriennähe als die aktuellen LMP1-Boliden. Zudem könnte der Technologie-Transfer verbessert werden. Viele Hypercars (z.B. der Toyota GR Super Sport Concept und der Mercedes-AMG Project One) verfügen nämlich über Hybrideinheiten, um die gesamte Systemleistung auf 1000 PS hochzutreiben. Doch egal, wie die Gespräche um ein neues Prototypen-Reglement am Ende verlaufen: ACO und IMSA sollten untereinander und mit den beteiligten Herstellern eng zusammenarbeiten.