Nick Heidfeld, Neel Jani und Nicolas Prost krönten sich zum zweiten Mal in Folge zu den Siegern des Petit Le Mans. In ihrem Lola B12/60 Coupe mit Toyota-Motor gewannen in Braselton im US-Bundesstaat Georgia nach 1000 Meilen, was 394 Runden auf der Road Atlanta entspricht. Auf die zweite Gesamtposition kam der Sieger der LMP2, der HPD ARX-03b von Scott Tucker, Ryan Briscoe und Marino Franchitti, womit Tucker wieder den Titel in der kleinen Prototypenklasse holte. Rang drei ging an das zweitplatzierte LMP2-Team, den Extreme-Speed-HPD von Scott Sharp, Anthony Lazzaro und David Brabham.

Ausgeschieden und trotzdem LMP1-Champions: Lucas Luhr und Klaus Graf für Pickett Racing, Foto: ALMS
Ausgeschieden und trotzdem LMP1-Champions: Lucas Luhr und Klaus Graf für Pickett Racing, Foto: ALMS

Noch dreimal wurde das Rennen im letzten Drittel unterbrochen: Die sechste Gelbphase wurde durch einen Dreher des AJR-Ferraris ausgelöst, der sich am Ende der Esses rausdrehte, das Rennen aber nach einigem Zeitverlust fortsetzen konnte. Eine Stunde später musste das Rennen abermals neutralisiert werden, als der GTC-Porsche von Dempsey Racing mit der Startnummer 10 auf der Start/Ziel-Geraden in die Mauer einschlug und anschließend am Streckenrand stehen blieb. Für Charlie Putman, Charles Espenlaub und Darren Law war das Rennen dadurch vorbei.

Zuletzt blieb der TRG-Porsche von Ben Keating, Damien Faulkner und Craig Stanton 20 Runden vor Schluss liegen - eine Riesenenttäuschung für die Klassensieganwärter. Nach dem Ende der letzten Gelbphase wurden die Fahrzeuge in einen Sprint über elf Runden geschickt. Erst dieser sollte die Entscheidung in den umkämpften Klassen bringen. Lediglich in der LMP1 war alles entschieden. Die anderen Klassen lieferten packendes Racing bis zum Schluss.

Rebellion bringt es nach Hause

In der LMP1 gab es nicht mehr viel zu holen: Nachdem auch der DeltaWing zurückgezogen worden war, blieben nur noch die Lola-Coupes von Rebellion Racing mit Toyota-Motor und Dyson Racing mit Mazda-Power übrig. Am Ende betrug der Vorsprung von Heidfeld, Jani und Prost 15 Runden auf Chris Dyson, Chris McMurray und Toni Burgess. Dieses Fahrzeug erlebte noch einmal eine Schrecksekunde, als Burgess auf der Start/Zielgeraden einen 360-Grad-Dreher hinlegte, der jedoch keinen Schaden verursachte.

LMP1-Endstand:
1. Heidfeld/Jani/Prost (Rebellion Racing, Lola B12/60 Coupe-Toyota #12)
2. Dyson/Burgess/McMurray (Dyson Racing, Lola B12/60 Coupe-Mazda #16)

Von Zweikampf zu Dreikampf und wieder zu Zweikampf

Der LMP2-Meister: Scott Tucker für Level 5 Motorsports, Foto: ALMS
Der LMP2-Meister: Scott Tucker für Level 5 Motorsports, Foto: ALMS

Eine fantastische Show lieferten die beiden führenden HPD von Level 5 Motorsport und Extreme Speed Motorsports in der LMP2. Die Führung wechselte immer wieder hin und her, spektakuläre Überholmanöver wurden vorexerziert. Durch die siebte Gelbphase rückte auch wieder der HPD mit der Startnummer 551 in die Führungsrunde, so dass aus dem Zweikampf ein Dreikampf wurde, in dem Level 5 Motorsport zahlenmäßig überlegen war.

Im Laufe der letzten 90 Minuten fiel aber das Fahrzeug mit der Startnummer 552 immer weiter zurück, so dass doch wieder nur zwei Fahrzeuge im Kampf um den Sieg blieben. Nun setzte sich der Extreme-Speed-HPD mit der Startnummer 01 allerdings mit der Nummer 551 auseinander. Für den Titel wäre ein Sieg zwar nicht nötig gewesen, doch Level 5 ging aufs Ganze. Im Schlussspurt hieß es Ryan Briscoe gegen David Brabham. Der IndyCar-Pilot behielt die Nase vorn, womit Level 5 Motorsport den vierten Titel in Folge stilgerecht mit einem Sieg holte.

LMP2-Endstand:
1. Tucker/Briscoe/Franchitti (Level 5 Motorsports HPD ARX-03b #551)
2. Sharp/Lazzaro/Brabham (Extreme Speed Motorsports HPD ARX-03b #01)
3. Cosmo/Kane/Dumbreck (Level 5 Motorsports HPD ARX-03b #552)

Team Falken Tire siegt im Altwagen

Die sechste Gelbphase kam insbesondere BMW entgegen: Dem Fahrzeug von Maxime Martin, Uwe Alzen und Jörg Müller gelang es, sich durch clevere Taktik wieder in die Führungsrunde zu manövrieren. Somit hatte BMW noch zwei Z4 GTE im Feuer, die den Kampf gegen den Falken-Porsche, den Risi-Ferrari und die Werks-Corvette mit der Startnummer 3 aufnehmen konnten. Jene verlor aber im weiteren Verlauf des Rennens eine Runde und fuhr den fünften Platz nach Hause. Das reichte für den Titelgewinn für Jan Magnussen und Antonio Garcia.

Großes Glück hatte Risi Competizione: Olivier Beretta übernahm die Führung noch vor der sechsten Gelbphase, drehte sich aber dann von der Strecke inklusive eines leichten Einschlags. Die Rennleitung beorderte den Ferrari 458 Italia an die Box, um den heruntergefallenen Spiegel zu ersetzen, doch eine Runde später wurde Gelbphase Nummer sieben ausgelöst, so dass Risi in der Führungsrunde blieb.

Die GT-Champions: Jan Magnussen und Antonio Garcia, Foto: ALMS
Die GT-Champions: Jan Magnussen und Antonio Garcia, Foto: ALMS

Der Schlussspurt sah einen Vierkampf: Nick Tandy im Falken-Porsche, Dirk Müller und Maxime Martin in den Werks-BMW und Matteo Malucelli im Risi-Ferrari. Der betagte 2010er-Porsche 911 GT3 RSR von Falken lag in der Nacht nicht mehr gut und Nick Tandy rumpelte durch die Auslaufzone in den Esses. Doch es sollte sich für den Falken-Porsche ausgehen. Am Ende einer schwierigen Saison holten Wolf Henzler, Bryan Sellers und Nick Tandy ein letztes Mal den Klassensieg. Für Dirk Müller reichte es damit auch nicht zum Meistertitel, gemeinsam mit John Edwards und Bill Auberlen wurde er Zweiter vor dem Risi-Ferrari von Olivier Beretta, Matteo Malucelli und Robin Liddell.

GT-Endstand:
1. Henzler/Sellers/Tandy (Team Falken Tire, Porsche 911 GT3 RSR #17)
2. .D. Müller/Edwards/Auberlen (BMW Team RLL, BMW Z4 GTE #56)
3. Beretta/Malucelli/Liddell (Risi Competizione, Ferrari 458 Italia #62)

BAR1 holt Titel mit Minimalvorsprung

Der LMPC-Champion: Chris Cumming (2. Fahrzeug), Foto: ALMS
Der LMPC-Champion: Chris Cumming (2. Fahrzeug), Foto: ALMS

Auch in der LMPC bildete sich ein Duell heraus, dazu mit Meisterschaftsimplikation: Nach langer Führung von 8 Star Motorsports übernahm Kyle Marcelli im Oreca FLM09 von BAR1 Motorsports die Führung von Oswaldo Negri, als die Dunkelheit einbrach. Marcelli war nicht zu stoppen und fuhr bald einen Vorsprung von etwa einer Minute heraus, so dass 8 Star Motorsport schnell wieder Sean Rayhall ins Auto setzte. Durch die letzte Gelbphase war dieser wieder dran. Marcelli hielt jedoch dem Druck stand und gewann das Rennen gemeinsam mit Chris Cumming und Stefan Johansson. Dadurch holte Chris Cumming auch den Titel in der LMPC hauchdünn vor Pechvogel Mike Guasch.

LMPC-Endstand:
1. Marcelli/Cumming/Johansson (BAR1 Motorsports Oreca FLM09 #8)
2. Rayhall/Negri (8 Star Motorsport Oreca FLM09 #25)
3. Bennett/Kimber-Smith/Wilkins (Core Autosport Oreca FLM09 #05)

Flying Lizard siegt, Alex Job jubelt

Der Kampf in der GTC begann mit Ende der sechsten Rennstunde kurzfristig an Härte zu gewinnen: Madison Snow gelang im Flying-Lizard-Porsche ein sehenswertes Überholmanöver gegen Craig Stanton, während beide Fahrzeuge durch einen Prototypen überrundet wurden – quasi das berühmte Häkkinen-Manöver mit umgedrehten Rahmenbedingungen. Danach beruhigte sich die Lage zunächst wieder.

Die GTC-Chmpions: Cooper MacNeil und Jeroen Bleekemolen für Alex Job Racing, Foto: ALMS
Die GTC-Chmpions: Cooper MacNeil und Jeroen Bleekemolen für Alex Job Racing, Foto: ALMS

Einen großen Schreck erlebten die Meisterschaftsführenden von Alex Job Racing. Nach dem letzten Boxenstopp wollte der Porsche 911 GT3 Cup von Jeroen und Sebastian Bleekemolen sowie Cooper MacNeil aufgrund eines Batterieproblems nicht mehr anspringen. Das Team brachte den Elfer schnell wieder in Gang, doch die Unsicherheit wog bis zur Zieldurchfahrt. Der tragische Ausfall der TRG-911ers erinnerte daran, wie schnell es gehen kann. Durch das vorzeitige Ende für die Nummer 66 holte Flying Lizard unangefochten den Sieg vor JDX und Dempsey Racing, doch der vierte Platz reichte Jeroen Bleekemolen und Cooper MacNeil zum Titelgewinn.

GTC-Endstand:
1. Pumpelly/Canache Jr./Snow (Flying Lizard Motorsports Porsche 911 GT3 Cup #45)
2. Dempsey/Lally/Snow (Dempsey Racing Porsche 911 GT3 Cup #27)
3. Hedlund/Heylen/Fogarty (JDX Porsche 911 GT3 Cup #11)

Das Ende der ALMS

Mit dem Fallen der Zielflagge beim Petit Le Mans ist auch das 15-jährige Kapitel der American Le Mans Series zu Ende gegangen. Die ALMS verschmilzt nun mit der Grand-Am zur United SportsCar Championship. Für die LMP1 war es das vorerst letzte Rennen in einer nordamerikanischen Meisterschaft. Lang wird die Winterpause nicht ausfallen: Bereits Ende Januar startet die USCC mit den 24 Stunden von Daytona in ihre erste Saison.