Der Countdown läuft: In einer Woche stellt sich BMW-Werksfahrer Alessandro Zanardi seiner nächsten großen Herausforderung. Am Samstag, dem 11. Oktober, wird er auf Hawaii in seinen ersten Langstrecken-Triathlon starten. Dieser Triathlon ist bereits für nichtbehinderte Athleten ein echter Härtetest, denn er setzt sich zusammen aus einer 3,86 Kilometer langen Schwimmstrecke im offenen Ozean, einem Radabschnitt von 180,2 Kilometern sowie einer abschließenden Laufstrecke über eine volle Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern. Für Zanardi wird die Aufgabe noch größer: Da er bei einem Rennunfall beide Beine verloren hatte, muss er die Gesamtdistanz von 226,255 Kilometern allein mit der Kraft seiner Arme absolvieren.

Zanardi hat fleißig trainiert, Foto: BMW Motorsport
Zanardi hat fleißig trainiert, Foto: BMW Motorsport

Der 47-jährige Italiener hat bewiesen, dass er zweifellos einer der besten Para-Athleten der Welt ist. Parallel zu seiner erfolgreichen Karriere als Rennfahrer entdeckte er seine Leidenschaft für das Para-Cycling. In dieser Disziplin hat er bisher zwei Paralympische Goldmedaillen und vier Weltmeistertitel gewonnen. Nun fiebert er seinem nächsten großen Abenteuer entgegen, dem Langstrecken-Triathlon auf Hawaii.

Auf der Schwimmstrecke darf er einen speziellen Schwimmanzug tragen, der ihm hilft, seinen Körper in der richtigen Position zu halten. Die Radstrecke bestreitet er mit dem selbstentwickelten Handbike, mit dem er seine Medaillen und Titel gewonnen hat. Den abschließenden Marathon absolviert Zanardi mit einem Rennrollstuhl.

In den vergangenen Monaten hat sich der Italiener intensive auf Hawaii vorbereitet. Neben dem Handbike-Training arbeitete er an seiner Technik und Ausdauer im Schwimmen und machte sich mit dem Rennrollstuhl vertraut, der für ihn ein völlig neues Sportgerät war.

In einer Woche werden Sie in Hawaii Ihren ersten Triathlon bestreiten. Sind Sie bereit für diese nächste große Herausforderung?
Alessandro Zanardi: Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Ich habe so etwas noch nie gemacht, von daher ist es auf gewisse Weise etwas vollkommen Neues für mich. Wenn ich schon einmal einen Triathlon bestritten hätte, wüsste ich, was mich erwartet. Rein technisch weiß ich, dass ich das Ziel erreichen kann. Sonst würde ich es auch nicht machen.

Aber es geht ja nicht nur darum, vier Kilometer in einer bestimmten Zeit zu schwimmen, die Radstrecke in einer gewissen Zeit zurückzulegen oder mit einem Rennrollstuhl einen Marathon zu absolvieren. Diese drei Disziplinen zu kombinieren, ist natürlich wesentlich härter. Zudem wird es dort sehr heiß sein, dazu kommt die hohe Luftfeuchtigkeit. Theoretisch kann ich sagen, dass ich ausreichend vorbereitet bin. Ich freue mich schon auf diese Herausforderung, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was mich erwartet. Doch vielleicht ist das genau das, was ich brauche. Zu selbstbewusst in ein solches Rennen zu gehen, wäre der größte Fehler.

Wie haben Sie sich in den vergangenen Wochen vorbereitet?
Zanardi: Ich weiß, dass mein Körper sehr gut trainiert ist, denn vor einem Monat habe ich in Greenville an den Para-Cycling-Weltmeisterschaften teilgenommen. Die Tatsache, dass ich dort zwei Goldmedaillen und eine Silbermedaille gewonnen habe, zeigt meine gute Form.

Auf dem Handbike, im Rennauto oder im Wasser: Alex Zanardi ist ein Kämpfer, Foto: BMW Motorsport
Auf dem Handbike, im Rennauto oder im Wasser: Alex Zanardi ist ein Kämpfer, Foto: BMW Motorsport

Natürlich hätte ich mich spezifischer auf diesen Triathlon vorbereiten können, wenn dies während der Saison mein einziger wichtiger Wettkampf wäre. Dann hätte ich mehr in Richtung Ausdauer und weniger in Richtung Kraft gearbeitet. Doch nach den Weltmeisterschaften in Greenville habe ich meine Trainingseinheiten verlängert und meine übliche Routine etwas geändert. Wenn es mir also gelingt, ein gutes Tempo zu gehen ohne mich dabei zu sehr zu verausgaben, sollte die Distanz kein allzu großes Problem sein.

Haben Sie anhand Ihrer im Training gemachten Erfahrungen auch Ihre Sportgeräte weiterentwickelt?
Zanardi: Ja, darauf habe ich mein größtes Augenmerk gelegt. Ich hätte versuchen können, mich körperlich gezielt auf die Anforderungen des Triathlons vorzubereiten. Doch dazu hatte ich nicht genug Zeit. Deshalb war es umso wichtiger für mich, meine Fahrzeuge so anzupassen, dass ich sie mit meinen bestehenden körperlichen Fähigkeiten optimal nutzen kann. Also habe ich sowohl mein Handbike als auch den Rennrollstuhl weiterentwickelt. Beim Schwimmen dagegen ist nur wichtig, es nicht zu übertreiben und zu früh zu schnell zu schwimmen.

Wie sieht Ihr Trainingsprogramm in den letzten Tagen vor der Veranstaltung aus?
Zanardi: An diesem Samstag nehme ich an einem Triathlon teil, der halb so lang ist wie der in Hawaii. Eine längere Distanz zu absolvieren wäre nicht sinnvoll, denn es würde eher zu viel Kraft kosten als dem Training zu dienen. Es ist jedoch wichtig, an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen, um auch den schnellen Wechsel zwischen Schwimmen, Handbike und Rennrollstuhl zu testen.

Foto: BMW Motorsport
Foto: BMW Motorsport

Sie haben bereits Ihren Erfolg bei der Para-Cycling-Weltmeisterschaft in Greenville erwähnt. Gibt er Ihnen für Hawaii einen zusätzlichen Ansporn?
Zanardi: Nicht unbedingt einen zusätzlichen Ansporn, aber etwas mehr Selbstvertrauen. Denn ich weiß, dass die Performance da ist. Ich weiß, dass meine Arme definitive stark genug sind, um mit meinem Sportgerät eine schnelle Zeit zu fahren. Die Frage ist eher, ob meine Arme diese lange Dauer der Anstrengung aushalten. Doch auch hier tappe ich nicht vollkommen im Dunkeln, denn ich habe in diesem Jahr am Dolomiten-Marathon teilgenommen. Er ist zwar nur 140 Kilometer lang, doch man muss insgesamt 4.300 Höhenmeter bewältigen.

Ich war acht Stunden lang mit meinem Handbike unterwegs. Das ist wesentlich länger, als dies in Hawaii der Fall sein wird. Ich bin ein kontrolliertes Rennen gefahren und wusste, welches Tempo ich gehen musste, um so lange auszuhalten. Gegen Ende war ich natürlich müde, doch wenn ich danach noch hätte einen Marathon absolvieren müssen, wäre ich körperlich dazu in der Lage gewesen. Ich weiß also, wie ich den Triathlon angehen muss - ob es mir gelingen wird, meinen riesigen Ehrgeiz und meinen Optimismus zu zügeln, das ist eine andere Frage. Ich denke aber schon.

Vervollständigen Sie bitte den folgenden Satz: Meine Teilnahme am Triathlon auf Hawaii war erfolgreich, wenn...
Zanardi: ...ich das Ziel erreiche, und das mit einer guten Zeit. Es ist immer noch mein Ziel, eine gute Zeit hinzulegen. Und ich denke, das gelingt mir am besten, wenn ich kontrolliert vorgehe und mir das Rennen gut einteile. Ich will dort nicht einfach nur ankommen. Ich will dort mit dem für mich bestmöglichen Ergebnis ankommen.