Phoenix Racing hat sich mehr oder weniger blamiert. Kurz vor dem vergangenen Wochenende sagten die Meuspather ihre Starts bei den Rennen der FIA-GT-Serie in der Slowakei überraschend ab. Damit wollte Ernst Moser, Chef des Rennstalls, in aller Deutlichkeit seinen Unmut über die aktuelle Leistungseinstufung des Audi R8 LMS ultra demonstrieren. Wie sich aber mittlerweile behaupten lässt, hat sich das Team damit nur selbst ein Bein gestellt.

Dass man nicht immer gleich auf stur schalten muss, wenn die Regelhüter eine vermeintlich falsche Entscheidung treffen, hat WRT bewiesen. Die Belgier, welche ebenso wie Phoenix mit Audi-Rennern an dem Championat partizipieren, haben sich der schwierigen Aufgabe gestellt und sind wie gewohnt mit drei Wagen angetreten. Das Resultat waren die Plätze zwei, fünf und neun im Qualifikations- sowie zwei, drei und vier im Hauptrennen, dazu die Spitze in den Gesamtwertungen.

WRT zückt Trick 17

Anstatt weiter mit dem technischen Paket für die Saison 2013 zu fahren, rüstete WRT kurzerhand auf Vorjahresmaterial zurück. Dieser Schritt zahlte sich ganz offensichtlich aus. Die guten Rennergebnisse waren nämlich nicht alles: Im Zeittraining absolvierte Laurens Vanthoor mit seinem Audi sogar die schnellste Runde des Wochenendes. Auch in den beiden Meisterschaftsläufen ging der jeweils zügigste Umlauf an einen der drei Mittelmotor-Boliden aus Ingolstadt.

Warum man bei Phoenix nicht auf die gleiche Idee kam, weiß der liebe Himmel. Fakt ist: Die Truppe vom Nürburgring ist seit der Markteinführung des intern R16 genannten GT3-Audis im Jahr 2009 mit selbigem unterwegs. Obendrein verbindet die DTM-Sparte das Team besonders eng mit der Werksabteilung der Süddeutschen. Und sogar die baldige Überarbeitung der sogenannten Balance of Performance (BoP) hatte Serienorganisator Stéphane Ratel bereits in Aussicht gestellt.

Anthony Kumpen und Enzo Ide sagen Danke

Das diesbezügliche Treffen des GT-Komitees wird am 28. August stattfinden. Laut Ratel sei ein früheres Zusammenkommen wegen anderer Termine schlichtweg nicht möglich. Das Aussetzen der Phoenix-Equipe ist ergo nicht gänzlich nachvollziehbar. Anthony Kumpen und Enzo Ide, die beiden Piloten des betroffenen Audis, sind derweil vom achten auf den elften Platz in der Punktetabelle zurückgefallen. Erfreut sein dürften auch sie nicht, denn damit sind sie beinahe Letzte.

Kumpen (links) und Ide in der Phoenix-Box in Nogaro, Foto: V-IMAGES.com/Fabre
Kumpen (links) und Ide in der Phoenix-Box in Nogaro, Foto: V-IMAGES.com/Fabre

Jammern über BoP ist gang und gäbe, doch wundern darf man sich bei Audi nicht. Wer stets mit der versammelten Werksmannschaft antritt, muss damit rechnen, dass das eigene Auto früher oder später eingebremst wird, obwohl es gar nicht schneller ist als andere. In der Vergangenheit obsiegten die R8-Renner nämlich des Öfteren dank guter Präparation, bravouröser Boxenstopps und dem Können absoluter Spitzenpiloten, weniger aber aufgrund schierer Fahrzeugleistung.

Womöglich hat Audi den Bogen im einst für Privatiers geschaffenen GT3-Sport überspannt und muss nun genau dafür Tribut zollen. Ob zu Recht oder nicht, möge jeder Beobachter für sich selbst entscheiden, schließlich haben auch alle anderen Hersteller ihre Finger im Spiel. Bei einem Blick sowohl auf die Tabelle als auch auf das zurückliegende Rennwochenende der FIA-GT-Serie muss man sich bei Phoenix jedoch den Vorwurf gefallen lassen, nicht sonderlich gut verlieren zu können.