Herzlichen Glückwunsch zum ersten Sieg im zweiten Rennen. Gestern sah es nicht so gut aus für dich.
Marvin Kirchhöfer: Das Wochenende ist schwer ins Laufen gekommen. Am Freitag hatten wir einige Probleme, hatten etwas probiert. Ich habe dann auch selbst einen Fehler gemacht, konnte im Freien Training kaum etwas am Setup herausarbeiten. Im Qualifying war es dann dementsprechend schwierig. Wir haben eigentlich von Null an angefangen. Wir mussten uns übers Qualifying am Setup orientieren und verbessern. Es hat dann nicht gereicht, vorne zu stehen, auch wenn es sehr eng war. Das erste Rennen lief dann auch nicht so gut. Ich bin zwar ein wenig nach vorn gekommen, hatte aber, wie auch schon im Test, Probleme auf der Geraden. Da mache ich dem Team aber keinen Vorwurf. Wir sind permanent am Pushen, um Dinge zu ändern. Ich weiß, dass sie wirklich hart arbeiten und dass wir die Probleme in den Griff bekommen. Ich gebe kein negatives Feedback über das Team. Es ist einfach nur ärgerlich, dass wir den Fehler einfach nicht finden. Wir haben heute einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Habt ihr den Fehler mittlerweile gefunden?
Marvin Kirchhöfer: Wir haben wieder versucht, einige Sachen zu wechseln. Aber das kann ich jetzt noch nicht so genau sagen. Wir müssen uns zuerst die Daten dazu anschauen. Da ich die ganze Zeit allein war, ist es schwierig, zu fühlen, ob wir am Ende der Geraden wieder diese zwei bis drei km/h verloren haben oder nicht. Aber ich habe ein gutes Gefühl. Von daher warten wir einmal ab, was die Daten sagen werden. Es war heute sehr, sehr wichtig. Ich habe einen guten Start gehabt.

Der Start war sensationell. Erzähle mal aus deiner Perspektive, wie er abgelaufen ist.
Marvin Kirchhöfer: Der Start in der GP3 macht 80 Prozent der Miete aus. Er ist sehr, sehr wichtig. Ich bin gut weggekommen, habe für dieses Jahr ein gutes Prozedere für mich selbst gefunden. Es ist nämlich nicht so einfach. Ich konnte mich dann in der ersten Kurve gleich auf den zweiten Platz setzen, konnte den Führenden in einen Fehler locken und hatte dann die Innenbahn für Kurve vier für mich. Dort hab ich mir dann die Spitze gekrallt und konnte dann bis zum Ende des Rennens meinen Speed gehen. Das hat gut funktioniert.

Kannst du dich daran erinnern, je einen so guten Start gehabt zu haben?
Marvin Kirchhöfer: Ja, in Sochi letztes Jahr hatte ich einen sehr guten Start. Da ging es auch von P7 auf P4, heute von vier auf zwei und dann in der nächsten Kurve auf eins. Es war einer meiner besten.

Senationeller Start von Marvin Kirchhöfer im zweiten Rennen, Foto: GP3 Series
Senationeller Start von Marvin Kirchhöfer im zweiten Rennen, Foto: GP3 Series

Wie war es vorne weg? Du konntest dich ja gleich absetzen.
Marvin Kirchhöfer: Sicher. Die ersten drei Runden waren sehr entscheidend für mich. Da hatte ich eine super Pace. Das hat gut funktioniert. Das ist auch das, was man anvisieren muss, wenn man Erster ist. Da sollte man versuchen, einen kleinen Abstand herauszufahren. Das Auto lief gut. Und ich war auch nicht so schlecht. Von daher hat es gepasst.

Wir haben am Freitag deinen Fehler gesehen. Du hast dir gleich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Was ging dir in diesem Moment durch den Kopf?
Marvin Kirchhöfer: Es ist natürlich sehr, sehr schwierig, wenn man so in ein Wochenende startet. Im Test hatte ich keinen einzigen Dreher und dann kommt man zum ersten Rennwochenende und dann passiert nach fünf Runden so etwas. Das ist natürlich sehr, sehr ärgerlich.

Was ist da genau passiert?
Marvin Kirchhöfer: Ich bin in der dritten Kurve etwas zu weit herausgekommen. Ich glaube, dem Lewis [Hamilton] ist genau das Gleiche passiert. Ich bin da auf das Grüne gekommen, habe das nur mit dem Hinterrad getroffen. Der Grip war plötzlich weg und dann habe ich mich rausgedreht. Dabei war es relativ schwierig, den Überblick zu behalten, wo auf der Strecke ich mich gerade befinde. Deswegen habe ich einfach die Bremse bis ins Kiesbett gehalten, weil es natürlich umso schlimmer ist, wenn man noch irgendwo einschlägt.

Da kann es passieren, dass man wie Fernando Alonso vier Tage im Krankenhaus verbringt.
Marvin Kirchhöfer: Ja, das wäre der schlimmste Fall. Aber, auch wenn der Reifensatz kaputt war, wusste ich sowieso, dass wir den nicht mehr brauchen werden. Es erspart den Mechanikern aber einiges an Arbeit, wenn das Auto in einem Stück zurück in die Box kommt. Es ging um Schadensbegrenzung.

War das zweite Rennen jetzt ein wenig ein Befreiungsschlag für dich, nachdem du als Favorit in die Saison gestartet bist?
Marvin Kirchhöfer: Es ist sicher immer gut für das Selbstvertrauen, wenn man ein Wochenende so beendet. Es ist aber noch lange nicht an der Zeit, sich darauf auszuruhen. Jetzt muss definitiv noch viel härter daran gearbeitet werden, dass das Auto auch im ersten Rennen und im Qualifying läuft. Da haben wir noch einiges zu tun, einiges zu verbessern. Ich bin aber optimistisch, dass wir das auch hinbekommen.

Wie sieht dein Zeitplan die nächsten Tage aus?
Marvin Kirchhöfer: Ich habe bis morgen Nachmittag frei. Deswegen werde ich heute Abend nach Barcelona fahren, mir die Stadt einmal anschauen. Da kommt man sehr selten dazu, weil der Zeitplan immer so eng und straff ist. Dann haben wir leider wieder eine relativ lange Pause bis zum nächsten Rennen. Das heißt, es steht das Fitness-Programm wie üblich an. Und ich werde bei dem einen oder anderen DTM-Rennen auch dabei sein und ART über die Schulter schauen und alles, was spontan kommt, mitnehmen.