Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

selten wurde in der Geschichte der GP3 so viel über eine einzige Runde diskutiert und gejubelt wie bei uns zuletzt in Sochi - und ich war mittendrin im Geschehen dieser 'Final lap'. Zweites Rennen, letzte Runde, Kampf um den Sieg: Das war ein richtiger Krimi. Ich fuhr auf der zweiten Position direkt hinter Patric Niederhauser und wollte einfach probieren, das Rennen zu gewinnen. Der Sieg war zum Greifen nah, aber am Ende reichte es leider nicht ganz. Platz drei sowie P2 im ersten Rennen in Russland sind trotzdem ein toller Erfolg.

Den Schlüsselmoment dieser letzten Runde möchte ich euch heute aus meiner Sicht schildern. Aus dem Cockpit heraus sieht die Welt nämlich anders aus als am Fernseher, das könnt ihr mir glauben. Im TV mag es vielleicht den Anschein erweckt haben, als ob ich schon vorbei gewesen wäre an Patric. In Wirklichkeit lief es allerdings so: Nach der langen Gerade im zweiten Sektor wollte ich aus Patrics Windschatten ausscheren und die Führung übernehmen, aber wir befanden uns in einem sehr schwierigen Streckenabschnitt.

Doppel-Podium für Marvin bei der Russland-Premiere, Foto: GP3 Series
Doppel-Podium für Marvin bei der Russland-Premiere, Foto: GP3 Series

Bloß keine Kollision

Wir kommen da mit 270 km/h an und müssen in der Linkskurve schon für die Rechtskurve bremsen. Dass wir in diesem Kurvenbereich kaum Sicht haben, macht es umso kniffliger. Da Patric auf der Ideallinie fuhr, hatte ich keine richtig gute Position für meinen eigenen Bremspunkt. Ich konnte zwar bremsen, dabei das Auto aber nicht optimal verzögern. Deshalb konnte ich nicht einfach reinziehen und mich vor Patric setzen. Sonst hätten wir uns wahrscheinlich berührt, weil auch er extrem spät auf der Bremse war. Eine Kollision und mögliche Strafe wollte ich aber in keinem Fall riskieren.

Ich war natürlich nicht froh, dass Dean Stoneman noch an mir vorbei kam. Ohne die zweite Safety-Car-Phase wäre das wahrscheinlich auch gar nicht passiert, weil ich einen guten Vorsprung auf ihn herausgefahren hatte. Da mich Patric in der letzten Runde in so ziemlich jeder Kurve blockierte, verlor ich einiges an Zeit auf Dean. So konnte er letztendlich aufschließen.

Free champagne on the podium!, Foto: GP3 Series
Free champagne on the podium!, Foto: GP3 Series

Eines meiner besten Rennen

Alles in allem war das aber eines meiner besten Rennen in meinem ersten Jahr in der GP3. Ich erwischte von P7 einen Traumstart und verbesserte mich schnell auf die vierte Position. Nach dem zwischenzeitlichen Rennabbruch behielt ich die Nerven und hatte zwei saubere Überholmanöver, unter anderem gegen den Meisterschaftsführenden Alex Lynn.

Nach zuletzt vier Podesterfolgen in Serie reise ich mich Zuversicht zum letzten Rennwochenende der Saison nach Abu Dhabi. Das ist eine tolle Strecke, auf der ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal in einem GP3-Auto bei Testfahrten fuhr. Aktuell bin ich Dritter in der Meisterschaft, auf Platz zwei fehlt nur ein Punkt. Wenn ich nach dem letzten Rennen unter den besten Drei bleibe, wäre das ein toller Erfolg. Jetzt möchte ich zum Abschluss noch mal ein Highlight setzen - drückt mir die Daumen!