Kein Sieg, aber die Sicherheit, dass ich mit iSport in einem Superteam bin, mit dem ich noch sehr, sehr viel erreichen kann - das ist das Fazit des erstes Rennwochenendes mit meinem neuen Team in Dubai. Unsere Konkurrenz von ART hat allerdings wirklich einen perfekten Start erwischt, die waren vom da ersten Testtag an richtig schnell. Wir hatten am Anfang auf der noch sehr schmutzigen Strecke ein paar Probleme, dann habe ich am dritten Testtag einiges an Zeit verloren, weil ich mir an einem Randstein das Auto beschädigt hatte - ein Stabilisator war hin, was wir aber erst relativ spät gemerkt haben. Da war mitten in dem Curb eine deutliche Vertiefung - wenn man da drauf kam, hob das Auto einfach ab… Ein paar andere haben da noch mehr Probleme bekommen, richtig böse Schäden gehabt.

Bruno Senna arbeitet hart an seiner Karriere, Foto: Sutton
Bruno Senna arbeitet hart an seiner Karriere, Foto: Sutton

Aber am letzten Testtag hat es dann schon endgültig gepasst, und im Qualifying hätte ich sicher auf Pole fahren können, wenn mir nicht auf meiner schnellsten Runde der Fauzy im Weg gestanden hätte. So war es halt nur der zweite Startplatz, ich stand auf der schlechteren Seite, kam auch nicht besonders weg - und dadurch kam Soucek erst mal an mir vorbei. Auch der Boxenstopp war nicht besonders, wir haben bei iSport auch ein paar neue Mechaniker, das muss sich halt alles erst einspielen. Als ich dann endlich an Soucek vorbeikam, nachdem der einen winzigen Fehler gemacht hatte, konnte ich ja auch gleich wegfahren und mir noch die schnellste Rennrunde sichern - aber es war natürlich zu spät, um Romain Grosjean noch anzugreifen, der sich von der Spitze weg ein sicheres Polster hatte schaffen können. Aber der zweite Platz war ja schon mal nicht schlecht.

Für den Sprint am Samstag hatte ich mir dann viel vorgenommen, aber das war wirklich ein Tag zu vergessen, da ging alle schief, was schief gehen konnte. Ich hatte schon auf dem Weg in die Startaufstellung zu hohe Motortemperaturen, wir haben dann noch was von dem Klebeband auf den Kühlern abgerissen - aber auf der aufwärmrunde war ich dann schon wieder bei 110 Grad. Um das irgendwie zu kontrollieren, bin ich die ganze Runde nur im sechsten Gang gefahren, konnte dadurch die Reifen nicht richtig aufwärmen - und dementsprechend katastrophal war mein Start… Es hatten ja einige Teams immer wieder Überhitzungsproblem in der ganzen Zeit, wir hatten auch den gesamten Ansaugtrakt schon mal gründlich gereinigt, dachten, das Problem sei gelöst - war es aber doch nicht ganz. Die Ursache, die angeblich dahinter steckte, waren - man glaubt es kaum - Pilzsporen, die sich da in den Motoren, im Ansaugtrakt, angesiedelt haben sollen….

Wie auch immer - ich war also nach dem Start 13., konnte mich dann aber allmählich wieder Richtung Punkte nach vorne kämpfen. Ich war schon Achter - nach einigen Berührungen, die auch wilde Spuren an meinem Auto hinterlassen haben. Wenn man in der Asien-Serie im Mittelfeld fährt, da fahren und fliegen einige schon ziemlich wild herum - ab Platz fünf oder sechs geht das Chaos los… Mein Auto sah jedenfalls aus, als wäre es im Krieg gewesen - und dann erwischte mich auch noch ein Reifenschaden, der mich hoffnungslos zurückwarf. Währenddessen hatte Grosjean vorne ziemlich freie Bahn, weil die wenigen echten Konkurrenten wie Filippi oder Valles Probleme bekamen oder wie mein Teamkollege Chandok Fehler machten.

Na ja, abhaken und vergessen - zehn Punkte Rückstand sind nicht uneinholbar, die Serie ist noch lang, ich bin sicher, dass wir den Speed haben, um zu gewinnen - und Grosjean wird schon auch noch mal ein schlechtes Wochenende erleben. Ich denke, dass man nach dem ersten Wochenende schon sagen kann, dass die Entscheidung in der Meisterschaft wohl zwischen ihm und mir fallen wird. Und ich kann und will diesen Titel noch gewinnen!

Manches an diesem GP2-Asien-Auftakt war ja schon ein bisschen improvisiert, es hat zum Beispiel ein paar Anläufe gebraucht, bis der endgültige Zeitplan für das Rennwochenende draußen war.. Mal ganz davon abgesehen, dass auch Dubai als Stadt schon eine Herausforderung ist: Die meistens von uns haben sich da gerade am Anfang ständig verfahren. Es gibt überall neue, riesige Straßen, die noch auf keinem Stadtplan eingezeichnet sind, an jeder Ecke ist eine riesige Baustellen - ganz schön chaotisch.

Nicht nur der Blick dieser jungen Dame war eigenartig ..., Foto: Sutton
Nicht nur der Blick dieser jungen Dame war eigenartig ..., Foto: Sutton

Intern gab es auch noch ein paar Merkwürdigkeiten: So steht zum Beispiel im Reglement der GP2Asia, dass man - wegen de reduzierten Drehzahlen - jetzt pro Lauf nur noch maximal 30 Sekunden in den Begrenzer reinfahren darf. Also haben viele - darunter auch wir - länger übersetzt, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Mit dem Ergebnis, dass ich dann im ersten Rennen ewig nicht an Soucek vorbeikam. Der hatte eine kürzere Übersetzung, war am Ende der Geraden immer im Begrenzer, insgesamt bestimmt mindestens zwei Minuten. Interessiert hat es keinen… Die Streuung bei der Motorleistung ist auch gewaltig - meinem Teamkollegen fehlten zeitweise 12 km/h auf der Geraden - das sollte auch nicht sein…

Und dass es am Freitag ewig kein offizielles Ergebnis gab, lag nicht nur daran, dass Sebastien Buemi disqualifiziert wurde, weil an seinem Arden ein Seitenkasten zu tief war. Es ging auch um den Sieger - erst kam nämlich auch Grosjean nicht durch… Es ging da um minimale Abweichungen in der Höhe am ART - sicher nichts, was ihm einen wirklichen Vorteil gebracht hätte, aber ganz regelgerecht war es wohl nicht. Zumindest ursprünglich nicht - nach ein paar Stunden dann irgendwie schon. Aber ART ist eben in der GP2 in etwa das, was Ferrari in der Formel 1 ist…

Beim nächsten Rennen in Sentul möchte ich meinen Punkterückstand auf jeden Fall schon verkleinern - und ich denke, dass die Strecke uns eigentlich gut liegen sollte, sie soll weniger wellig sein als Dubai, was iSport sicher entgegenkäme. Einige Leute haben nicht ja schon gewarnt, dass es da in Indonesien generell noch etwas chaotischer zugehen werde als in Dubai - aber ich bin zuversichtlich, dass ich nach der Erfahrung dort so ziemlich auf alles gefasst bin.