Am Ende der ersten Runde war die Welt für iSport International noch in Ordnung. Andreas Zuber konnte sich am Start in Führung schieben und Timo Glock verteidigte seinen zweiten Rang. Doch nur wenige Minuten später steckte das Team in einer Zwickmühle. Da man in der Boxengasse nicht beide Fahrzeuge gleichzeitig abfertigen kann, musste man eine Priorität setzen. "Vor dem Saisonstart haben wir die Abmachung getroffen, dass der führende Fahrer als erstes in die Boxengasse kommen kann", erklärte Paul Jackson. So musste Glock auf der Strecke bleiben und durfte seinen Reifenwechsel erst später absolvieren, während Zuber in der Gelbphase in die Box kam.

Wenn man kein Glück hat, kommt bekanntlich auch noch Pech dazu. "Heute hatten wir wieder die Möglichkeit, einen Doppelsieg zu holen. Aber die Umstände waren einmal mehr gegen uns", sagte der Teamchef. Andreas Zuber lag auch nach dem Boxenstopp in Führung - zumindest auf den Zeitenmonitoren. Vor ihm fuhren nur Piloten, die noch nicht an der Box waren. Einer von ihnen wurde dem Österreicher zum Verhängnis. "Ich wollte gerade nach rechts auf die Ideallinie fahren, da hat er gebremst. Ich habe versucht auszuweichen und war danach nur noch Passagier", so Andreas Zuber im Gespräch mit motorsport-magazin.com über die beinahe Kollision mit Roldan Rodriguez und seinen Ausfall 13 Runden vor dem Ziel.

Die Konkurrenz sag von Andreas Zuber nur das Heck, Foto: GP2 Series
Die Konkurrenz sag von Andreas Zuber nur das Heck, Foto: GP2 Series

"Ich hatte so ein geiles Auto und einen guten Start, das Ding hätte ich locker gewonnen", berichtete ein enttäuschter Zuber. Die Laune von Timo Glock war nach dem 14. Saisonlauf keinen Deut besser. "Wenn Andi das Rennen gewonnen hätte, würde mein großer Kontrahent zwei Punkte weniger auf dem Konto haben." Mit dem vierten Platz holte der Odenwälder immerhin fünf Zähler, doch der Rückstand auf den führenden Luca di Grassi beträgt schon vier Punkte. Mit etwas Glück hätte es trotzt der verpatzten Strategie fast zum Podium gereicht: "Eine Runde mehr und ich hätte Adam Caroll noch bekommen. Unser Auto ist gut - vom Anfang bis zum Ende. Morgen werde ich wieder versuchen zu gewinnen."

Welch ein Glück, dass es im Sprintrennen keine Pflichtboxenstopps gibt. So ist auch eine Boxenstrategie überflüssig, durch die Glock heute die Meisterschaftsführung verloren hat. "Das Team muss selbst entscheiden, ob diese Devise richtig ist. Aber so geht es nicht, wenn wir den Titel holen wollen", meinte Timo Glock gegenüber motorsport-magazin.com. "Ich habe schon öfters gefragt, was passiert wenn ich um die Meisterschaft kämpfe und Andi nicht. Aber ich habe bis heute keine Antwort bekommen." Wäre es vielleicht nicht besser gewesen, hinter Zuber in der Boxengasse zu warten? "Ich hätte bestimmt zehn Sekunden warten müssen und einige Positionen verloren. Ob es jedoch ein Vorteil gewesen wäre, kann ich nicht sagen." Immerhin scheint der Teamchef Paul Jackson einzulenken: "Jetzt müssen wir erstmal mit Andi über die Geschichte reden..."