Führender in der Meisterschaft, dominant bei den Testfahrten, Doppel-Pole in Frankreich - bei iSport war die GP2-Welt am Freitagabend in Ordnung. "Die Stimmung im Team ist wirklich gut", verriet uns Timo Glock. "Wir wollen dem Team dafür danken, indem wir die Führung in der Meisterschaft ausbauen." Von einer Kollision in der ersten Kurve wollten Glock und sein Teamkollege Andi Zuber nichts wissen. "Wir sind sicher nicht so blöd, uns in der ersten Kurve in die Karre zu fahren", sagte ein entrüsteter Zuber.

Die Zeiten können sich ändern. Meinungen können sich ändern. Stimmungen können sich ändern. Keine 24 Stunden nach dem Jubel über die Doppelpole kam der Frust - über einen Doppelausfall. Aber keinen gewöhnlichen Doppelausfall. Das Unwahrscheinliche, das absolut Unmögliche, das völlig Hirnrissige war geschehen - Glock und Zuber hatten sich nur wenige hundert Meter nach dem Start in der ersten Kurve gegenseitig abgeschossen.

"50:50 - das ist wohl das, was man am ehesten sagen kann", fällte Teamchef Paul Jackson ein salomonisches Urteil im Gespräch mit motorsport-magazin.com. Um sicher zu gehen, sah er sich die Wiederholung gleich zweimal an. "Es ist einfach ein dummer Unfall, der niemals geschehen darf. Es ist eine lange Gerade bis zur Kurve, ich verstehe es, wenn sie sich in der Kurve berühren, das passiert, aber so weit vorne sollten sie vorsichtiger sein." Dann fügt er mit klaren Worten hinzu: "Das wissen jetzt beide."

Der Inbegriff einer vermeidbaren Kollision., Foto: Bumstead/Sutton
Der Inbegriff einer vermeidbaren Kollision., Foto: Bumstead/Sutton

Entsprechend reumütig gaben sie sich nach der Anhörung bei den Stewards und dem Gespräch mit dem Teamboss. "Wir haben beide Blödsinn gemacht", sagte uns Timo. "Was heißt Blödsinn? Wir hatten beide die gleiche Idee, ich habe ihn aber nicht gesehen - da hat es gekracht." Zuber stieß am Abend ins gleiche Horn, kurz nach dem Rennen sah der aufgebrachte Österreicher das verständlicherweise noch etwas anders. "Man sieht wie Timo plötzlich rüberzieht, dann sind wir so blöd mit den Reifen zusammengestoßen, dass ich abgehoben habe. Das war eine saublöde Situation - es sieht aus, als ob wir zwei Idioten wären. Aber wir sind so erfahren, wir würden das nie machen." Sie sind eben doch nicht blöd.

Jackson hakt den Vorfall in der Kategorie einmal und nie wieder ab. "Ganz sicher", nickt er mit dem Kopf. "Sie sind keine Kids mehr, sie verstehen es, sie haben sich selbst genauso geschadet wie uns." Zum Glück ist Timo beim Zusammenstoß nichts weiter passiert. Nach einer Massage fühlt er sich schon wieder fit. Jetzt muss er auf ein Wunder im Sonntagsrennen hoffen - oder Regen. "Ich habe keine Ahnung", sagt er ehrlich. "Mal sehen, ich werde alles probieren." Hoffentlich geht das dann besser aus als in der ersten Kurve heute. Jackson hat das zweite Rennen aus der letzten Reihe ohnehin schon abgehakt. "Unser nächstes Ziel ist Silverstone, dort wollen wir wieder in der ersten Reihe stehen." Und heil durch die erste Kurve fahren...