Mit einer Massenkarambolage, an der nicht weniger als sieben Fahrzeuge beteiligt waren, endete die GP2 Saison 2015. Umfangreiche Reparaturarbeiten an den Sicherheitsbanden hatten den "Restart" zum finalen Sprintrennen in Abu Dhabi so lange verzögert bis die 17 im Rennen verbliebenen Piloten, darunter auch Rene Binder, der Fahrerparade der Formel 1 den Vortritt lassen mussten. Der 23jährigen Tiroler analysiert im nachfolgenden Interview noch einmal ein durchwachsenes Rennsportjahr...

Rene, Du hast eine schwierige Saison mit mehr Rückschlägen als Lichtblicken hinter Dir. Gibt es trotzdem etwas positives, das Du in die Winterpause mitnehmen kannst?
Rene Binder: Ja das gibt es. Abgesehen vom Rennwochenende in Monza, in dem ich ziemlich solide vorne mitfahren konnte, fällt mir dazu auch ein Gespräch mit meinem Renningenieur am letzten Sonntag ein, der mir versichert hat, dass die Zutaten einwandfrei vorhanden wären, um solche Ergebnisse regelmäßig abzuliefern und manchmal noch weiter vorne zu stehen. Das von jemandem zu hören, der schon Fahrer wie Hamilton oder Räikkonen begleitet hat, gibt einem natürlich Auftrieb, obwohl ich auch selbst schön langsam ungeduldig werde.

Realistisch betrachtet schafft höchstens ein Fahrer pro Saison den Aufstieg in die F1 und der muss nach Möglichkeit einen Titel und etliche Millionen Euro mitbringen...
Rene Binder: Das ist richtig, aber mein Ansatz ist ein anderer. Ich möchte nicht in irgendeiner Hobbyliga Erfolge einfahren, damit ein paar regionale Zeitungen über mich schreiben, sondern weiter von den besten Ingenieuren lernen und mich mit den besten Fahrern messen. Diese Möglichkeit sehe ich in der GP2, die für mich ein Art Formel 1 Ersatz ist, aber auch beispielsweise in einer Langstrecken WM.

Du hast in dieser Saison bereits zweimal ein LMP1 Fahrzeug getestet und dabei eine äußerst gute Figur gemacht. Sind die 24 Stunden von Le Mans ein Thema für Dich?
Rene Binder: Auf jeden Fall. Wir reden hier vom größten Autorennen der Welt, das ist wahrscheinlich für jeden Rennfahrer ein Ziel. Wie ich schon einmal gesagt habe, kann ich mir 2016 ein Doppelprogramm vorstellen, mit Rennen im Langstreckensport, aber auch im Formelsport. An die Stelle der GP2 könnte bald schon die FIA Formel 2 treten, das wäre für mich schon noch einmal ein großes Ziel, weil dann die Karten neu gemischt werden.

In der Formel 2 war in den 70er schon Dein Onkel, Hans Binder, erfolgreich unterwegs. Und die sie war damals auch mehr als eine Nachwuchsserie. Ist es das, was Dich daran reizt?
Rene Binder: Es wäre schön, wenn man an diese Tradition anknüpfen könnte. Es soll 2017 ein neues Auto kommen, wobei es irgendwann hoffentlich auch einmal andere Reifentypen geben wird, mit denen man ein Rennauto endlich wieder über eine volle Renndistanz wie ein Rennauto fahren kann. Die aktuellen Reifen sind einfach zu komplex und bauen zu schnell ab.

Wann kann man aus heutiger Sicht mit Deiner Entscheidung rechnen?
Rene Binder: Es gibt keinen Zeitdruck, aber in ein paar Wochen wissen wir zumindest, wie es in Sachen GP2, oder eben Formel 2 weitergeht. Ich habe jedenfalls vor, weiterhin in einer Topliga zu fahren.