Gratulation zu deinem neuen GP2-Vertrag! Trident Motorsport erreichte 2014 mit Johnny Cecotto Jr. immerhin Platz 5 in der Fahrerwertung.
Rene Binder: Obwohl man sich in der GP2 ja nie auf alten Erfolgen ausruhen kann, bin ich ziemlich zuversichtlich, dass es sportlich der richtige Schritt war. Vor den Tests im November hatte ich mir bei Trident höchstens eine 50:50 Chance ausgerechnet, aber ich bin einfach in dieses Auto eingestiegen und von Anfang an perfekt damit zurechtgekommen. Auch wenn man solche Testfahrten nicht überbewerten darf: Es war die fünftschnellste Zeit des zweiten Tages, das hat am Ende den Ausschlag für mich gegeben.

Neuer Vertrag, neues Glück?, Foto: ENIK Motorsport
Neuer Vertrag, neues Glück?, Foto: ENIK Motorsport

Dein Teamkollege ist der ehemalige Formel-3-Europameister Raffaele Marciello, der erst kürzlich von Sauber als Test- und Ersatzpilot verpflichtet wurde und als größte italienische F1-Hoffnung auch weiterhin von der Scuderia Ferrari gefördert wird.
Rene Binder: Raffaele ist mit Sicherheit einer der aktuell schnellsten Nachwuchsfahrer und damit auch einer der Mitfavoriten auf den diesjährigen Fahrertitel der GP2. Ich hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten werden und ich mich dadurch als Fahrer weiterentwickeln kann.

Inwieweit hast du inzwischen eigentlich analysieren können, warum du 2014 nach einem guten Saisonstart doch weit hinter deinen Erwartungen geblieben bist?
Rene Binder: Fakt ist: Es sind Kleinigkeiten, die in der GP2 den Unterschied ausmachen und ich habe bei Trident schon ein paar Dinge gelernt, die ich in dieser Form zuvor eigentlich nie beachtet hatte. Da geht es in erster Linie um den Umgang mit den neuen Reifen. Das heißt, wenn alles so läuft wie bei den Testfahrten, sollte es insbesondere im Qualifying besser laufen. Ich habe übrigens auch mein Training umgestellt, aber lassen wir uns einfach einmal überraschen.

Du hast bei Trident technisch kompetente Leute an deiner Seite, die teilweise sogar aus der fahrerischen Perspektive heraus mitwirken. Wie wichtig ist dieser Input?
Rene Binder: Enorm wichtig. Rückblickend betrachtet war ich nach der letzten Saison doch ziemlich frustriert und gar nicht mehr sicher, ob eine dritte Saison in der GP2 überhaupt noch Sinn machen würde. Dann kam der Test und ich hatte auf einmal einen ehemaligen Fahrer am Funk, der mich quasi gelenkt und perfekt auf jede fliegende Runde eingestellt hat. Immens geholfen hat mir allerdings auch, dass mir meine Ingenieure ein Auto hingestellt haben, das meinem Fahrstil sehr entgegengekommen ist.

Der neue GP2-Kalender umfasst wieder elf Rennwochenenden, mit einem Heim-GP in Spielberg, aber einem großen Fragezeichen vor dem Grand Prix von Deutschland.
Rene Binder: Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass das "Autoland" schlechthin ohne einen Grand Prix auskommt und hoffe persönlich natürlich ganz besonders auf eine Lösung, weil sowohl der Nürburgring als auch Hockenheim zu meinen Lieblingsstrecken zählen.