Rene, du gehst 2014 in der GP2 für Arden International an den Start. Wie ist es zum Deal mit dem Topteam gekommen?
Im letzten Jahr habe ich von Teammanager Julian Rouse eine persönliche Anfrage erhalten, ob ich daran interessiert bin, am Ende der Saison einen Testtag in Abu Dhabi zu absolvieren. Wir haben dann die verschiedenen Optionen geprüft und beschlossen, den Testtag zu absolvieren, weil wir an einer Zusammenarbeit für 2014 interessiert waren. Der Test ist gut verlaufen, wir waren zufrieden und das Team war zufrieden und dadurch hat sich die Konstellation ergeben.

Inwiefern stellt Arden gegenüber deinem bisherigen Team Venezuela GP Lazarus einen Schritt nach vorne dar?
Arden war in den letzten Jahren immer eines der Topteams. 2013 konnten sie ihre Ziele zwar nicht ganz erreichen, aber 2012 haben sie mit Luiz Razia die Vizemeisterschaft gewonnen und zuletzt mit Daniil Kvyat in der GP3 den Meistertitel geholt. Es ist also ein absolutes Topteam, das in diesem Jahr wieder an die Erfolge der Vergangenheit anschließen will.

Rene Binder empfahl sich bei Testfahrten in Abu Dhabi, Foto: LAT Photographic
Rene Binder empfahl sich bei Testfahrten in Abu Dhabi, Foto: LAT Photographic

Gab es auch die Option, bei Lazarus zu bleiben?
Es war offen, denn wir haben im letzten Jahr schon mit Lazarus darüber gesprochen, eventuell ein zweites Jahr dranzuhängen. Wir waren über das gesamte Jahr gesehen mit ein paar Leistungen des Teams nicht zufrieden, aber es war bis zum Ende offen, für welches Team ich 2014 fahre. Wir haben uns letztlich für Arden entschieden.

Weißt du schon, wer dein Teamkollege wird?
Ich weiß noch nichts. Das Team hat eine große Auswahl von Fahrern, aber ich glaube, es geht um drei oder vier konkretere Namen.

Welche Ziele hast du dir für das zweite volle Jahr in der GP2 gesetzt?
Im ersten Jahr war es schwierig, weil ich nur wenige Strecken gekannt habe. Im zweiten Jahr wird einiges anders sein, da ich auf viele Strecken komme, die ich schon gut kenne. Natürlich sieht die ganze Vorbereitung bei Arden mit der Simulatorarbeit ein bisschen professioneller als bei Lazarus aus. Ich rechne mir in dieser Saison einiges aus.

Werfen wir einen Blick zurück: Du hast 2013 elf Punkte gesammelt. Ein zufriedenstellendes Ergebnis für die erste komplette Saison?
Ich war mit den ersten Rennen sehr zufrieden und auch mit der Leistung des Teams. Das hätte man kaum besser machen können, aber im Laufe der Saison ist mit der Einführung der neuen Reifen der Faden gerissen. Natürlich hätte ich mir gegen Ende hin mehr erwartet als am Anfang, was aber nicht der Fall war.

Gab es neben den neuen Reifen weitere Gründe, weshalb es nach den starken Rennen in Monaco nicht mehr nach Wunsch gelaufen ist?
Das Team hat sich mit der Setup-Umstellung schwer getan. Außerden hat Kevin Giovesi, der zweite Fahrer, das Team nach den Rennen in Monaco verlassen, dann ist für zwei Rennen Fabrizio Crestani gekommen und danach Vittorio Ghirelli. Das war für das Team eine schwierige Situation, weil es drei unterschiedliche Fahrertypen waren und irgendwie ist dadurch zu viel Unruhe aufgekommen.

Du hattest immerhin drei unterschiedliche Teamkollegen, die du jeweils geschlagen hast. Ist das in einer Nachwuchsserie fast genauso wichtig, wie das Ergebnis im Klassement?
Die drei Teamkollegen waren keine schlechten Fahrer - Vittorio Ghirelli hat immerhin die Auto GP gewonnen. Daher war es schon okay, aber ich war am Ende mit den Ergebnissen einfach nicht zufrieden. Ich hätte mir vor der Saison wesentlich mehr erwartet, gerade wenn man in Malaysia mit einem siebten Platz im Qualifying startet. Das hätte ich am Ende der Saison auch noch ganz gerne erreicht.

Nach aktuellem Stand wird kein GP2-Pilot der letzten Saison den Sprung in die Formel 1 schaffen. Siehst du die GP2 dennoch als bestes Sprungbrett in die Königsklasse?
Ich glaube schon, dass sie weiterhin das beste Sprungbrett ist. Die Situation in der Formel 1 ist sehr schwierig, viele Teams kämpfen mit finanziellen Problemen, weshalb das Budget zumeist ausschlaggebend ist. Fabio Leimer und Sam Bird sind super Fahrer, haben es aber bisher nicht geschafft und fahren schon im fünften Jahr in der GP2. Für einen Fahrer, der den Titel in der zweiten oder dritten Saison gewinnt, ist es sicher einfacher, den Sprung in die Formel 1 zu schaffen, als für einen Piloten, der schon das fünfte Jahr in der Serie unterwegs ist.

Wie realistisch ist es für dich, dem Weg deines Onkels Hans Binder zu folgen? Die meisten Formel-1-Teams erwarten bekanntlich eine finanzielle Mitgift...
Das mit der finanziellen Mitgift stimmt nicht in allen Fällen. Nicht immer ist der finanzielle Hintergrund ausschlaggebend. Ich glaube, es ist in unserem Umkreis schwieriger, ein Budget von 1,5 Millionen Euro für die GP2 als für die Formel 1 aufzustellen. Es ist sicher einfacher ein Budget für die Formel 1 aufzubringen, weil die GP2 nicht den Bekanntheitsgrad hat.

Hans Binder bestritt in den 70er-Jahren 13 Grands Prix, Foto: Sutton
Hans Binder bestritt in den 70er-Jahren 13 Grands Prix, Foto: Sutton

Könntest du dir auch vorstellen, noch ein drittes Jahr in der GP2 anzuhängen oder soll nach dieser Saison klar sein, in welche Richtung sich deine Karriere bewegt?
Ich möchte in dieser Saison konstant in die Punkte fahren und beim Speed konstant vorne dabei sein. Dann werden wir sehen, wie sich das Jahr entwickelt.

Welche Termine stehen vor dem Saisonstart in Bahrain auf dem Programm?
Vor den ersten Tests geht es mit Simulatorarbeit beim Team in England los. Dann folgen vom 11. bis 13. März die ersten Testfahren in Abu Dhabi und eine Woche danach testen wir für zwei Tage in Bahrain.

Die Saison ist diesmal besonders lange und endet erst Ende November in Abu Dhabi - ein Problem für dich?
Das ist für mich kein Problem. Die Rennen sind in diesem Jahr sehr schön aufgeteilt, darum geht es diesmal länger. Letztes Jahr haben die Testtage dafür schon im Februar begonnen und die Saison ist bis Oktober gelaufen, die Länge bleibt also gleich.

Das Highlight des Jahres ist wahrscheinlich dein Heimspiel in Spielberg. Motiviert es noch einmal zusätzlich, vor den eigenen Fans fahren zu können?
Es motiviert natürlich zusätzlich. So ein riesiges Event in Österreich zu fahren, ist unglaublich. Ich hätte es letztes Jahr nicht für möglich gehalten, dass die Formel 1 noch einmal nach Österreich kommt. Man kann Dietrich Mateschitz und den Verantwortlichen nur danken, dass sie noch einmal einen Grand Prix nach Österreich gebracht haben.

Wie hast du als geübter Skifahrer den Unfall von Michael Schumacher verfolgt?
Ich sage immer, es kann überall etwas passieren. Man kann auch die Treppe runterfallen und sich sehr wehtun. Es war sicherlich eine sehr unglückliche Situation, dass es so weit gekommen ist.