Es hilft ja nichts, fangen wir kurz und schmerzlos bei Ungarn an. Im Qualifying hatten wir wieder das altbekannte Problem im Vergleich zu meinem Teamkollegen fehlte mir erneut der Top-Speed. Somit hat sich eigentlich nur das fortgesetzt, was die ganzen Rennen zuvor auch schon das Problem war. Dann steht man wieder auf Platz 20, was schon heftig und auch nervig ist. Aber in der derzeitigen Situation ist für mich nicht mehr drin.

Unglücklicherweise kam im ersten Rennen auch noch Pech hinzu. Ich konnte mich aus allem Ärger einigermaßen heraushalten, die Strategie hat ganz gut funktioniert. Der Speed war zwar definitiv nicht gut genug, aber es ging wenigstens ein paar Plätze nach vorne. Ein paar Runde vor Schluss hatte ich dann plötzlich unglaubliches Übersteuern. Zuerst dachte ich, die Reifen bauen ab. Das Auto war nahezu unfahrbar. Auf der Geraden hat es mir dann den Hinterreifen zerrissen, wodurch mein Rennen zu Ende war. Ich glaube, dass jemand ganz leicht meinen Reifen touchiert hat und ich einen schleichenden Plattfuß davon getragen habe.

Im zweiten Rennen hatte ich dann einen sehr guten Start. In Kurve eins hatte ich schon sechs oder sieben Autos überholt. Dann gab es aber vor mir einen großen Unfall, dem ich nicht ausweichen konnte. Ich bin auf einen anderen Piloten aufgefahren, an meinem Auto wurde der gesamte Frontflügel weggerissen. Ich dachte schon, dass Rennen wäre für mich erledigt, aber in der Safetycar-Phase konnte ich an die Box fahren und den Frontflügel wechseln. Anschließend war ich Letzter. Es ging zwar dann noch ein bisschen nach vorne, aber vom Speed her war das Rennen definitiv nicht zufriedenstellend. Platz 14 klingt nicht so schlecht, wenn man von P26 kommt, aber es gibt dafür keine Punkte - und die Probleme sind nicht aus der Welt.

Die Probleme... Ich habe in meiner Kolumne schon einmal von den Motorproblemen erzählt. Alle Motoren haben eine gewisse Streuung - mein Teamkollege James Calado soll an der oberen Grenze sein, ich hingegen an der unteren. In diesem Bereich sind wir leider noch nicht weitergekommen. Vor dem Rennen wurde der Motor ausgebaut und geprüft. Dann gab es wieder die Aussage, er würde gut funktionieren und habe genug Leistung. Selbst wenn die Streuung so groß wäre, wie sie angeben haben, würde man lange noch nicht so viel verlieren wie ich. Auf meiner schnellsten Runde in Ungarn waren es acht Stundenkilometer! Ich habe dreieinhalb Zehntel nur beim Geradeausfahren verloren.

Wenn dann noch dazukommt, dass das Auto nicht gut geht und mir als Fahrer zwei Zehntel auf Calado fehlen - und er auch nur 14. ist -, dann ist es klar, dass nichts Gutes herauskommt. Wenn ich daran denke, dass jetzt Spa und Monza kommen, graust mir es schon davor. Wenn da beim Geradeausfahren nichts geht, dann sind es mehr als drei Zehntel, die mir fehlen. Leider haben wir keine Erklärung dafür. Der Motorenlieferant sagt, der Motor funktioniert. Es kann auch am Auto liegen, dass irgendwelche Teile zu viel Reibung erzeugen, aber das Team hat mir versichert, dass schon etliche Teile am Auto gewechselt wurden. Aufhängung und Getriebe wurden ebenfalls mehrfach gecheckt und laut Team ist alles okay.

Das hilft mir alles nicht weiter. Das Problem ist definitiv da. Ich bilde mir das nicht ein oder nehme es als Ausrede - es ist einfach so und es addiert sich alles. Wenn dieses eine Problem jetzt weg wäre, dann wäre ich immer noch nicht weit vorne, weil wir vom Auto her auch nicht schnell genug sind, aber dann wäre ich immerhin im Vergleich zu meinem Teamkollegen ein deutliches Stück besser. Im Rennen ist das einfach ein deutlicher Nachteil, wenn man überholen möchte und dann auf der Geraden immer zu langsam ist.

Motor nicht die einzige Baustelle

Auch beim Setup hapert es noch. Es sind zwar alles Einheitsteile, aber wir sind mit dem Team in dieser Saison nicht in der Lage, die Reifen zum Funktionieren zu bringen. Ich kann da nur meinen Teamkollegen als Referenz nehmen, der war letzte Saison noch gut dabei, aber auch er beklagt sich, dass er sich schwer tut. Letztes Jahr stand er in Budapest auf Platz zwei im Qualifying, dieses Jahr stand er auf P14. Das zeigt schon, dass da etwas nicht passt. Wir merken es auch im Vergleich zu den anderen. Wenn ein Fahrer eines Teams einmal vorne ist, dann ist der zweite auch gleich dabei. Manche Teams haben es verstanden, wie man das Auto einstellen muss. Nur wir kriegen es in diesem Jahr irgendwie nicht hin.

Mit Spa und Monza kommen jetzt zwei Strecken, die ich gut in Erinnerung habe, weil ich dort letztes Jahr gewonnen habe. Speziell Spa ist aus Fahrersicht ein absolutes Highlight. Ich wäre gerne zuversichtlicher, aber wenn sich für das nächste Rennen nicht wirklich etwas ändert, dann wird es schwierig. Ich kann nichts anderes machen, als alles zu geben und zu sehen, was dabei herauskommt.

Daniel Abt ist noch nicht ganz bei der Musik, Foto: GP2 Series
Daniel Abt ist noch nicht ganz bei der Musik, Foto: GP2 Series

Die Sommerpause nutze ich, um meine Batterien aufzuladen. Ich verbringe die Tage mit meiner Familie auf Mallorca, fernab des Ballermanns. Mit meiner Familie kann ich ganz gut vom Motorsport abschalten - wenn auch nicht zu 100 Prozent-. Natürlich redet man ein bisschen über die DTM und die ganzen Geschichten, gerade weil mein Vater aus Moskau kam. Aber sonst ist es sehr entspannt und wir können relaxen.

Da sind wir auch schon bei der DTM. Ich glaube, zu der Geschichte mit Mattias Ekström kann man gar nicht viel sagen. Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt hat, ist der Meinung, dass diese Strafe in dem Ausmaß nicht gerechtfertigt war. Auch mit den widersprüchlichen Aussage, er hatte keinen Wettbewerbsvorteil und deshalb gibt es keinen Gewinner, hat man dem Sport nichts Gutes getan und Eki sowieso nicht. Man kann jetzt nichts mehr daran ändern, aber beim nächsten Mal wird jeder die Wasserflasche zuhause lassen. Das Rennen in Russland habe ich natürlich gesehen. Es ist ein spezielles Land mit speziellen Sitten. Vielleicht war das von Vladimir Putin eine kleine Machtdemonstration, vielleicht wollte er in der ARD zeigen, dass er ein ganz harter Kerl ist. Ich weiß es nicht...

Da in der Formel 1 wie bei uns Sommerpause ist, hat die Silly Season natürlich Hochkonjunktur. Es ist schon spannend, das Ganze mit zu verfolgen. Aus eigener Sicht ist es natürlich immer gut, wenn Bewegung drin ist, wenn nicht alle Fahrer zu 100 Prozent einen sicheren Platz haben. Es gibt zwar bei mir Kontakte in die Formel 1, aber es wäre einfach zu früh für mich. Jetzt gilt es erst einmal, das Problem zu beseitigen und zu zeigen, dass ich Autofahren kann. Wenn die Leistung stimmt, kann man sich auch bewerben und in diese Richtung arbeiten, aber erst einmal müssen wir einen Schritt nach dem anderen machen.