Das Rennwochenende in Monte Carlo wurde schon vielfach umschrieben: Als Hubschrauberflug im Wohnzimmer, als charmantester Anachronismus des Motorsports oder aber auch als Schaulaufen der Schönen und Reichen. Was fällt Dir dazu ein?
Rene Binder: Es ist auf alle Fälle die extremste Strecke, die man sich vorstellen kann, aber für mich auch die größte Herausforderung. Du kämpfst ständig mit durchdrehenden Rädern und weißt genau: Wenn Du Dich einmal beim Bremspunkt verschätzt, geht es direkt in die Leitplanken. Nach ein paar Runden habe ich aber schon einen ziemlich guten Rhythmus gefunden und ausloten können, wo die Drifts hingehen und wie viel man sich in den einzelnen Passagen herausnehmen darf.

Du hast den Drahtseilakt auch im Sonntagsrennen sehr gut hinbekommen. Trotzdem hat Dich ein schlechter Start Dein erstes Podium in der GP2 gekostet…
Rene Binder: Das sehe ich auch so und war auch der Grund, warum ich mich im ersten Moment mehr über die verpasste Chance geärgert hab, anstatt mich über den sehr guten sechsten Platz zu freuen. Das richtige Gefühl für den perfekten Start zu finden, war diesmal leider schwierig, weil es ein paar Minuten vorher noch leicht zu tröpfeln begonnen hat. Aber ich hatte in diesem Rennen noch ein anderes Problem: Wir mussten hinten einen gebrauchten Reifensatz fahren, und dadurch auch im Setup den entsprechenden Kompromiss eingehen. Immerhin konnte ich meine Position gegen einen Sam Bird verteidigen, und der hat ja immerhin das Samstagsrennen gewonnen.

Du siehst das Rennwochenende inzwischen also im richtigen Blickwinkel?
Rene Binder: Auf jeden Fall. Man wird natürlich immer ehrgeiziger und vergisst dabei manchmal, von wo man gekommen ist. Ich war hier letztes Jahr noch als Zuschauer dabei und hab noch keinen Gedanken an die GP2 verschwendet. Umso mehr freue ich mich heute, nachdem ich wieder heim nach Tirol gekommen bin, über die zwei Spitzenplätze und über 10 wertvolle Meisterschaftspunkte.

Das hat auch der Hauptsponsor von Venezuela GP Lazarus so gesehen, der mit seiner hübschen Begleitung kurzfristig aus Caracas eingeflogen ist…
Rene Binder: Er hat sich sehr über unsere Leistung gefreut und mir auch persönlich gratuliert. Auch ich bedanke mich bei dieser Gelegenheit noch einmal herzlich bei unseren Partnern, die uns teilweise schon seit Jahren begleiten und natürlich bei meinem Team, das mich wieder großartig unterstützt hat. Gerne hätte ich mich auch bei den Streckenposten bedankt, die mir am Samstag geholfen haben, dass ich nach dem Unfallchaos in der ersten Kurve wieder zurück an die Box fahren konnte. Ohne sie hätte ich nämlich keinen Punkt geholt.