Nyck de Vries ist 2021 als erster FIA-Weltmeister in die Geschichtsbücher der Formel E eingegangen. Der Mercedes-Pilot sicherte sich beim denkwürdigen Saisonfinale auf dem Berliner Flughafen Tempelhof den Titelgewinn und bescherte der Marke mit dem Stern gleichzeitig die Team-Meisterschaft.

De Vries gelang dieses Kunststück in seiner erst zweiten Saison in der Formel E, nachdem er 2020 mit Mercedes sein Debüt in der Elektro-Rennserie gegeben hatte. Für den Niederländer war es der zweite große Erfolg nach dem Gewinn der FIA Formel-2-Meisterschaft 2019 die ihn im Gegenzug zu Vize-Champion Nicholas Latifi allerdings nicht in die Formel 1 führte.

Mit einem Einstieg in die Formel E hatte der 26-Jährige vermutlich nicht gerechnet, als er sich nach dem Gewinn der Formel 2 als dem Unterbau zur F1 für höhere Aufgaben empfehlen wollte. Was bislang kaum jemand wusste und de Vries erstmals im Rahmen der FIA-Gala - wo mit dem Formel-E-Auto zumindest ein Mercedes zu sehen war - an diesem Donnerstag verriet: Er saß schon 2014 in einem Formel-E-Rennwagen!

Noch vor dem allerersten Rennen am 13. September 2014 in Peking drehte de Vries erste Runden im damaligen Gen1-Auto, das damals aufgrund der Batteriekapazität zur Rennmitte gewechselt werden musste. De Vries unterstützte vor rund acht Jahren das Unternehmen Spark Technologies bei den ersten Testfahrten mit dem Formel-E-Auto.

"Ich saß Anfang 2014 im Auto, als Spark noch entwickelt hat", sagte de Vries. "Die brauchten da aber nur jemanden, der ein paar Runden dreht. Damals war noch eine sehr kleine Batterie im Auto verbaut. Und niemand wollte in Frankreich im Dezember oder Januar bei null Grad im Auto sitzen! Ich glaube, die haben mich damals nur ausgenutzt... Ich war schon damals interessiert an diesem neuen Projekt. Und wie sich die Welt entwickelt, bin ich sicher, dass die Formel E großes Potenzial hat und über alle nötigen Zutaten verfügt, um erfolgreich zu sein."

In der ersten Saison der Formel E 2014/15 waren alle Autos noch komplett baugleich, erst in der Folgezeit wurde die Entwicklung nach und nach freigegeben. Das Auto trug den Namen Spark-Renault SRT_01E, wurde von Spark Racing Technology mit Renault als technischem Partner gebaut. Das Chassis stammte von Dallara, die Elektronik aus dem Hause McLaren und die Batterie mit 28 kWh von Williams.

De Vries könnte damals auf der völlig unbekannten Rennstrecke mit dem Namen CEERTA Circuit d'Issoire, rund 200 Kilometer westlich von Lyon gelegen, seine erste Berührung mit der Formel E gehabt haben. Die kleine Rennstrecke mitten in Frankreich nutzte damals auch Reifenpartner Michelin für die Entwicklung der Allwetterreifen. Und hier hatte auch Motorsport-Magazin.com im April 2014 seine erste Berührung mit der Formel E, die fünf Monate später ihr erstes Rennen im Olympiastadion von Peking austrug.

Die alten Zeiten sind längst vergangen, 2022 startet de Vries als Titelverteidiger in die achte Saison der Formel E, gleichzeitig Abschiedstournee von Mercedes nach dem angekündigten Ausstieg. Nach dem chaotischen Saisonfinale in Berlin, in dem die Hälfte des Starterfeldes noch Titelchancen hatte, reflektierte de Vries nun: "Ich bin sehr demütig, aber ich glaube daran, dass wir verdient Weltmeister geworden sind. Die Formel E ist eine Meisterschaft über eine ganze Saison hinweg, wir waren immer vorne dabei und haben mehrfach geführt."