Mit DS Techeetah steht das erfolgreichste Team der vergangenen Jahre in der Formel E auch 2022 wieder am Start. Dabei herrschte eine ganze Weile Sorge um die kurzfristige Zukunft der Mannschaft mit den beiden Champions Jean-Eric Vergne und Teamkollege Antonio Felix da Costa. Die inzwischen größtenteils geklärten Machtverhältnisse zwischen dem Team Techeetah auf der einen und dem Autobauer DS Automobiles auf der anderen Seite blieben nicht folgenlos.

Wie das Team wenige Tage vor den offiziellen Testfahrten in Valencia (29. November bis 02. Dezember 2021) offiziell bekanntgab, kommt es zu einer Umstrukturierung im Management der Partnerschaft. Der erfahrene Mark Preston, Mitgründer von Techeetah und früherer Teamchef von Super Aguri, wechselt vom Kommandostand als Geschäftsführer in den Business-Bereich. Thomas Chevaucher übernimmt neben seiner Rolle als Performance-Direktor von DS zusätzlich den Posten des Formel-E-Teamchefs.

Diesen Wechsel betrachtet das Team als gemeinsamen Schritt in die Zukunft. DS hat sich als Hersteller bereits zur Gen3-Ära ab 2023 bekannt. Die Verkündung der weiteren Zusammenarbeit mit Techeetah steht aus, sei laut den Verantwortlichen aber angestrebt. Damit würde das erfolgreichste Gespann der Formel E auch in Zukunft um Siege und Titel kämpfen können, wenn zur Saison 9 die leistungsstärkeren Rennwagen kommen.

Ziel bei DS Techeetah: Partnerschaft stärken

"Wir versuchen kurzfristig so gut wie möglich zu performen und wollen parallel langfristig denken mit DS Techeetah", sagte Chevaucher an diesem Freitag in einer Online-Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Das einzige Ziel dieser Änderung besteht darin, unsere Partnerschaft zu stärken." Zustimmung von Formel-E-Pionier Preston: "Als Geschäftsführer lege ich den Fokus auf die Zukunft des Teams, dabei wollen wir den Business-Aspekt ausbauen."

Im Laufe dieses Jahres soll Techeetah-Mehrheitseigentümer SECA, ein chinesisches Kapitalunternehmen, über einen Verkauf seiner Anteile nachgedacht und mit neuen Investoren verhandelt haben. Dazu kam es letztendlich nicht, stattdessen nimmt Hersteller DS künftig einen größeren Part innerhalb des Teams ein. Die Formel E bleibt ein wichtiger Bestandteil im Unternehmen, zumal DS Automobiles ab 2024 nur noch elektrische Straßenautos produzieren will.

Foto: LAT Images
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Chevaucher: Technische Seite war nie betroffen

"Jedes Unternehmen muss intern seine eigenen Themen lösen", wollte der im Motorsport erfahrene Chevaucher nicht näher ins Detail gehen. "Mark und ich haben daran gearbeitet, um in die Position zu kommen, dass wir weiter zusammen hier sein können. Wir hatten ein paar Themen, daraus haben wir nie ein Geheimnis gemacht. Die technische Seite war davon aber nie betroffen. Es ging eher ums Management und Finanzielles."

Einer weiteren Zusammenarbeit steht nach dem Gewinn von zwei Team-Meisterschaften 2019 und 2020 sowie den Fahrer-Titeln 2018, 2019 (Vergne) und 2020 (Felix da Costa) offenbar nichts mehr im Wege. DS war erst 2019 an Bord der Techeetah-Mannschaft gekommen und konnte direkt an die Erfolge des einstigen Renault-Kundenteams anknüpfen. Zuvor bauten die Franzosen die Antriebsstränge für Virgin Racing, derzeit Audi-Kundenteam.

"Im Motorsport gibt es immer Höhen und Tiefen"

"Im Motorsport gibt es immer Höhen und Tiefen", sagte Preston. "Thomas und ich haben als Team toll zusammengearbeitet. Deshalb haben wir entschieden, dass ich mich mit Blick auf die Zukunft mehr um die Business-Seite kümmere, um dabei zu helfen, das Team zu stabilisieren. Wir haben ein Top-Team mit unseren Fahrern, sind nach Aufs und Abs zusammengeblieben und stehen vor einer hoffentlich unglaublichen Saison."

Im letzten Jahr der Gen2-Autos sollen es erneut Vergne und Felix da Costa richten. Jetzt will sich das Duo die Unklarheiten während der abgelaufenen Saison nicht mehr anmerken lassen. "Das einzig Wichtige ist, wo wir jetzt sind und dass wir zusammenhalten", sagte Vergne, der 2022 als Peugeot-Werksfahrer zudem mit den Franzosen in die WEC und den 24 Stunden von Le Mans zurückkehren wird.

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Felix da Costa, der mit einem Teamwechsel oder dem Sprung in die IndyCar-Serie in Verbindung gebracht worden war: "Als wir wussten, dass alles klar ist, sind wir geblieben. Viele Unternehmen verfolgen ihre Ziele und wir haben unsere eigenen. Aber wir haben es intern gelöst und ich denke, dass wir jetzt stärker sind als jemals zuvor."

In der vergangenen und höchst wechselhaften Saison landete DS Techeetah auf dem dritten Platz in der Team-Meisterschaft, der Rückstand auf Weltmeister Mercedes betrug nur 15 Punkte. Felix da Costa beendete seine zweite Saison mit Techeetah als Achter, Vergne wurde Gesamt-Zehnter. Der Portugiese kündigte bereits den Angriff auf die Silberpfeile an: "Der Abstand ist super-klein. Wir haben Fortschritte bei der Software gemacht, die anderen sicherlich auch. Trotzdem sind wir zuversichtlich, den Kampf mit ihnen (Mercedes) aufnehmen zu können."