Schwerer Unfall beim Saisonfinale der Formel E in Berlin! Ausgerechnet Titelfavorit Mitch Evans kam im Sonntagsrennen von seinem dritten Startplatz nicht vom Fleck und blieb auf der Strecke stehen. Während Tom Blomqvist, Andre Lotterer und Jake Dennis ausweichen konnten, knallte Edoardo Mortara - ein weiterer Titelanwärter - ohne Sicht dem Jaguar mit hoher Geschwindigkeit ins Heck.

Für Evans und Mortara war das Rennen mit ihren stark beschädigten Autos vorzeitig beendet. Die Rennleitung schickte das Safety Car auf die Strecke, bevor das Rennen wenige Minuten später mit roten Flaggen zwischenzeitlich abgebrochen wurde. Evans war nach dem Crash wohlauf, Mortara gab grünes Licht, wurde aber im Medical Center an der Rennstrecke untersucht.

"Physisch bin ich okay", sagte Evans bei Sat.1. "Wir wissen nicht, was passiert ist. Nach dem Launch hatte ich einen Alarm, einen Fehler. Und das kam dabei heraus. Für Edo tut es mir leid, er konnte mich nicht sehen. Ich stehe noch leicht unter Schock und habe noch nicht ganz begriffen, was da passiert ist. Mit einem sauberen Rennen hätte es gut ausgesehen."

Mortara wird nach Crash Vizeweltmeister

Evans belegte vor dem letzten Saisonrennen auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof den vierten Platz in der Meisterschaft mit fünf Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Nyck de Vries. Dem Jaguar-Piloten wurden aufgrund der Ausgangslage nach dem Qualifying die besten Chancen auf den Titel eingeräumt, der erstmals als offizielle FIA-Weltmeisterschaft vergeben wurde.

Obwohl beide Fahrer keine Punkte einfuhren, behielten sie ihre Positionen in der WM-Wertung. Mortara wurde hinter de Vries Vizechampion. Das führte bei der Weltmeisterehrung nach dem Rennen zu einem kuriosen Bild. Venturi-Teamchefin Susie Wolff erhielt den Pokal für ihren Schützling, da sich dieser zu Untersuchungen in einem Krankenhaus befand.

Susie Wolff nahm in Berlin den Pokal für Vizeweltmeister Edoardo Mortara entgegegen, Foto: LAT Images
Susie Wolff nahm in Berlin den Pokal für Vizeweltmeister Edoardo Mortara entgegegen, Foto: LAT Images

Mortara nahm das letzte Saisonrennen sogar als Zweitplatzierter in der Meisterschaft auf. Kurz nach dem Unfall erklärte Venturi-Teamchefin Wolff: "Edo hat am Funk gesagt, dass er okay ist. Die wollen ihn noch im Medical Center checken. Motorsport kann so brutal sein. Edo traf hier überhaupt keine Schuld. Das ist wirklich unglaublich..."

Wirbelbruch, aber keine Operation

Venturi teilte in der Pressemitteilung zum Rennen mit, dass sich Mortara bei dem Unfall eine Mikrofraktur des vierten Wirbels zugezogen habe. "Ich bin dankbar, dass ich nicht operiert werden muss und mich nicht stärker verletzt habe", wird der Italo-Schweizer zitiert. Motorsport-Magazin.com hat den 34-Jährigen am Sonntagabend ins Fahrerlager von Berlin zurückkehren sehen. Laut Informationen von 'The Race' verzögerte sein Bolide beim Aufprall auf Evans' Fahrzeug mit 26G.

In der nun abgeschlossenen Formel-E-Saison musste sich Mortara zum zweiten Mal nach einem heftigen Unfall im Krankenhaus checken lassen. Beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien verzögerte sein Fahrzeug wegen eines Bremsdefekts bei einer Startübung nach dem Freien Training nicht und er schlug mit rund 140 km/h in die Streckenbegrenzung ein. Damals blieb er unverletzt und erhielt von den Medizinern die Startfreigabe für das Rennen. Allerdings konnten die Mechaniker sein Auto nicht rechtzeitig wieder aufbauen.