Nach sieben Saisons ist Feierabend: Nach dem Saisonfinale in Berlin an diesem Wochenende verabschiedet sich das Team Audi Sport Abt Schaeffler aus der Formel E. Damit verlässt eines der Gründungsmitglieder und erfolgreichsten Teams die 2014 gegründete Elektro-Rennserie.

Während der Weg bei Audi Sport in den kommenden Jahren klar ist - Rallye Dakar und LMDh - stehen hinter Abt Sportsline noch einige Fragezeichen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Traditionsrennstall aus Kempten der Formel E in neuem Gewand in Zukunft erhalten bleibt. Angesichts der zweistelligen Millionen-Summe - 13 bis 15 Millionen Euro - die ein privates Team für eine Saison investieren muss, bleiben jedoch Zweifel.

Am Rande des Finales in Berlin bestätigte Abt-Teamchef Thomas Biermaier im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, dass es um die Zukunft des erfolgreichsten deutschen Teams in der Geschichte der Formel E nicht allzu rosig ausschaut. "Aber wer uns kennt, weiß, dass wir niemals aufhören würden, für unsere Ziele zu kämpfen. Alle Beteiligten wissen das", sagte Biermaier.

Dass die Äbte auch ohne Werksunterstützung von Audi bereit sind, wie schon zu Beginn als Pionier in der Formel E für Furore zu sorgen, ist kein Geheimnis. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com fällt die Entscheidung in den kommenden 10 bis 14 Tagen. Klar ist nur, dass die mögliche Elektro-Zukunft ohne Audi respektive den Antriebsstrang des Autobauers verlaufen wird. Die Frist, um den aktuellen Motor ähnlich dem Audi-Kundenteam Virgin für eine weitere Saison einzusetzen, ist bereits abgelaufen.

Berlin 2018: Ex-Audi-Fahrer Daniel Abt feiert seinen Heimsieg, Foto: LAT Images
Berlin 2018: Ex-Audi-Fahrer Daniel Abt feiert seinen Heimsieg, Foto: LAT Images

Die Verantwortlichen der Formel E würden die Äbte nur zu gern halten. "Sie sind seit den Anfängen unser Partner und waren immer sehr loyal", sagte Formel-E-Gründer Alejandro Agag zu Motorsport-Magazin.com. "Wir blicken auf eine so lange Zusammenarbeit zurück und würden nur zu gern eine Lösung finden, um sie in der Formel E zu halten. Aktuell herrscht großes Interesse seitens Investoren-Gruppen daran, Teams in der Formel E zu übernehmen. Ich denke, das liegt an der steigenden Elektrifizierung. Hoffentlich finden wir eine gute Lösung, damit Abt weiterhin mit einem Team in der Formel E antreten kann."

Sollte das 'Wunder' tatsächlich noch in die Tat umgesetzt werden können, steht nach unseren Informationen ein Hersteller für eine mögliche Zusammenarbeit Gewehr bei Fuß - ein Fahrer aber noch nicht. Die sportliche Zukunft von Audi-Werkspilot Rene Rast ist noch nicht final beschlossen. Ex-Champion Lucas di Grassi hat nach eigener Aussage zwei Optionen, wobei eine davon nach Informationen von Motorsport-Magazin.com das monegassische Team Venturi um Teamchefin Susie Wolff ist.

Berlin 2019: Lucas di Grassi gewinnt das Heimrennen von Audi und den Äbten, Foto: LAT Images
Berlin 2019: Lucas di Grassi gewinnt das Heimrennen von Audi und den Äbten, Foto: LAT Images

"Ich will nächste Saison in der Formel E bleiben. Aber nur bei einem Team, das Rennen gewinnen kann", sagte der Formel-E-Pionier aus Brasilien uns vor wenigen Wochen. "Wenn das nicht klappt, nehme ich vielleicht ein Jahr Auszeit und komme zurück, wenn das Gen3-Auto kommt. Abt war mein Plan A. Ich liebe das Team und bin sicher, dass wir um den Titel hätten kämpfen können, wenn wir noch ein Jahr länger mit Audi-Motoren gefahren wären."

Auch der Geschäftsführer der Formel E, Jamie Reigle, macht sich für die Äbte stark, wies gleichzeitig aber auf die hohen Kosten hin. In naher Zukunft will die Serie die immer weiter ansteigenden Aufwände mittels einer Budget-Deckelung wie in der Formel 1 wieder in den Griff bekommen.

Reigle in Berlin zu Motorsport-Magazin.com: "Die Herausforderung besteht in den Kosten für das nächste oder die nächsten Jahre. Wir arbeiten eng mit Abt zusammen, um herauszufinden, ob es einen privaten Investor oder jemanden aus dem Motorsport gibt, der mit ihnen zusammenarbeiten könnte. Aber solche Deals sind kompliziert und uns geht langsam die Zeit aus. Es kostet eine zweistellige Millionensumme, um ein Formel-E-Team zu betreiben. Du brauchst also Sponsoren."