Wie im vergangenen Jahr steigt das große Finale der Formel E in Berlin. Ganz so offen wie vor nahezu exakt zwölf Monaten ist das Titelrennen in der Saison 2021 aber nicht mehr. Vor einem Jahr fanden in Berlin sechs von elf Saisonrennen statt, was jedem Fahrer noch theoretische Chancen auf den Gewinn der Gesamtwertung einräumte. Am kommenden Wochenende können sich 18 Fahrer zum ersten Weltmeister der Formel-E-Geschichte krönen, zehn davon aus eigener Kraft.

Rene Rast ist auf dem zehnten Platz der Gesamtwertung der letzte Fahrer, der ohne Hilfe der Konkurrenten Weltmeister werden kann. Der Audi-Pilot hat im bisherigen Saisonverlauf 71 Zähler gesammelt, Nyck de Vries, aktueller Leader, kommt auf 95 Punkte. Wenn sich Rast an beiden Renntagen jeweils die maximale Ausbeute von 30 Punkten sichert (25 für den Sieg, 3 für die Pole Position, 1 für die schnellste Rennrunde und 1 für die Bestzeit in der Gruppenphase der Qualifikation), kann de Vries die Spitzenposition nicht verteidigen.

Wollen die anderen deutschen Fahrer den Titel beim Finale den WM-Titel gewinnen, sind sie darauf angewiesen, dass die Piloten an der Spitze des Gesamtklassements Federn lassen. Pascal Wehrlein liegt mit 71 Punkte unmittelbar hinter Rast. Auf Platz 15 folgt Maximilian Günther (62 Punkte). Andre Lotterer ist 17. (45 Punkte).

Vorzeitige Titelentscheidung unwahrscheinlich

Wegen der geringen Abstände ist es unwahrscheinlich, dass bereits nach dem ersten Rennen am Samstag der Weltmeister feststeht. Sollte de Vries gewinnen, müssten nämlich mehrere Faktoren, zusammenkommen, damit der Rückstand seiner Verfolger mindestens 30 Punkte beträgt. Es sind unterschiedliche Konstellationen möglich, die die Zielankünfte der aktuellen Top-6 betreffen: Robin Frijns, aktuell Zweitplatzierter, dürfte bestenfalls Siebter werden, Sam Bird und Jake Dennis dürften nicht über den vierten Platz hinauskommen und Antonio Felix da Costa sowie Alex Lynn dürften bestenfalls Dritter werden.

Nimmt man hingegen die bisherige Saisonstatistik als Grundlage, dann sollte es so weit nicht kommen. Denn der Pilot, der im vorherigen Rennen die Führung in der Gesamtwertung übernommen hatte, blieb im darauffolgenden ePrix stets punktlos. Ein Grund dafür war die Zuordnung zur ersten Gruppe im Qualifying, die in der Regel schlechtere Streckenbedingungen vorfindet.

Viele Sieger aber kein Rekordwert

In diesem Jahr ist das Rennen um die Gesamtwertung enger als in der Vergangenheit. Bis zum zehnten Saisonrennen war die Punktzahl des Erstplatzierten in der Gesamtwertung so gering wie noch nie in der bisherigen Geschichte der Formel E. Die Zähler sind auf eine größere Anzahl an Fahrern verteilt, was Ausreißer unterbindet und das Feld beisammen hält.

Aus 13 Rennen gingen zehn unterschiedliche Sieger hervor. 19 Fahrer standen im Saisonverlauf mindestens einmal auf dem Podium. Dabei handelt es sich zwar um Top-Werte was die absolute Anzahl der erfolgreichen Fahrer betrifft. Doch sollte es in Berlin ePrix keine neuen Sieger und Podiumsfahrer geben, würde sich die Statistik wieder normalisieren. In dem Fall würde die vorherige Saison (acht Sieger in elf Rennen) die höhere Quote an unterschiedlichen Gewinnern und unterschiedlichen Fahrern auf dem Podium (14) hervorbringen.