Bei seinem dritten Sieg in der Formel E ist Maximilian Günther in der Schlussphase des New York ePrix am Samstag ein beeindruckendes Überholmanöver gelungen. Der BMW-Fahrer lag lange Zeit hinter dem Führenden Nick Cassidy und dessen Verfolger Jean-Eric Vergne auf der dritten Position. Als sich die Spitzengruppe bis auf einen Abstand von wenigen Zehntelsekunden zusammengeschoben hatte, setzte Vergne in Kurve 10 zum Angriff an. Auf der Innenseite verpasste er leicht den Bremspunkt, rutschte mit seinem Techeetah-Boliden in Cassidys Virgin. Für Günther war damit der Weg frei, um die Führung zu übernehmen und den Sieg einzufahren.

Der 24-Jährige erlebte dabei ein kleines Déjà-vu. Eine ähnliche Situation erlebte er vor sechs Jahren bei einem Rennen der Formel-3-EM auf dem Norisring. Damals lag er hinter den späteren Formel-1-Piloten George Russell, Charles Leclerc und Alexander Albon auf der vierten Position. In der Grundigkehre scherte Albon auf die Innenseite und verpasste den Scheitelpunkt. Er zwang seine Vordermänner dazu, die Lenkung noch einmal zu öffnen. Günther übernahm die Führung. Der damalige Fahrer von Mücke Motorsport wurde mit dem Move sogar für die 'FIA Action of the Year' nominiert!

"Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Situation nach dem Rennen auch im Kopf hatte", sagte Günther am Samstagabend zu Motorsport-Magazin.com mit einem Grinsen im Gesicht auf dem Weg zurück in die Boxengasse, wo schon sein BMW-Team und auch die Andretti-Crew um Michael Andretti wartete, die in New York ihr Heimrennen erlebt.

Es war aber nicht nur das Manöver des Rennens, das Günther seinen ersten Podesterfolg nach einer zuvor schwierigen Saison einbrachte. Wie inzwischen bestens bekannt ist, spielt in der Formel E das Energiemanagement eine ganz entscheidende Rolle. Dieses war auch in New York von großer Bedeutung, noch dazu bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius. Günther hatte für die Schlussphase des Rennens mehr Restenergie zur Verfügung und damit einen Vorteil.

"Ich habe gesehen, dass die beiden vor mir hart gefightet haben. Weil Nick (Cassidy) weniger Energie zur Verfügung hatte, war mir klar, dass Jev (Vergne) alles daransetzen wird, um das Rennen zu gewinnen. Wenn du so nah dran bist, hast du immer eine Möglichkeit, mindestens einen Platz gutzumachen. Dass es dann zwei Plätze waren, war das ideale Szenario", bilanzierte der Meisterschaftszwölfte.

Günther fuhr souverän zum Sieg

In den verbleibenden acht Runden ließ Günther nichts mehr anbrennen und fuhr mit zwei Sekunden Vorsprung als Erster über die Ziellinie. "Ich war schneller als die Autos hinter mir. Ich wollte eine Lücke herausfahren, weil ein Vorsprung immer gut ist in den letzten Runden. Den kann man dann auch verwalten. Ich bin nicht volles Risiko gefahren, weil ich wusste, dass ich die Situation unter Kontrolle habe", stand für den 31-fachen ePrix-Starter fest, der sich mit seinem Sieg sogar wieder Hoffnungen auf die Meisterschaft ausrechnen kann.