Pascal Wehrlein hat den Sieg beim achten Saisonrennen der Formel E in Puebla wegen einer Disqualifikation verloren! Im Samstagsrennen auf dem permanenten Kurs überquerte der frühere Formel-1- und DTM-Fahrer die Ziellinie zwar als Erster, wurde im direkten Anschluss aber wegen eines zunächst nicht näher definierten technischen Vergehens aus der Wertung genommen.

Das gleiche Schicksal ereilte auch Porsche-Teamkollege Andre Lotterer. Laut Sat.1 erfolgte die Disqualifikation wegen eines "Formfehlers". Porsche habe vor dem Rennen im System der Formel E vergessen, einen Haken bei der Registratur der zu bestimmenden Reifen zu setzen.

In der später folgenden offiziellen Entscheidung der Rennleitung hieß es: "Keine Angabe über die Nutzung der Reifen in den Sessions im Wagenpass. Dadurch konnte der Reifenlieferant die notwenigen Messungen der Drücke nicht vornehmen." Ähnlich erging es kurioserweise auch dem Nissan-Duo Sebastien Buemi und Oliver Rowland.

Di Grassi vor Rast: Audi erbt Doppelsieg

Von Wehrleins Disqualifikation, die Porsche den ersten Sieg in der Formel E kostete, profitierte Audi. Lucas di Grassi wurde als Sieger gewertet und feierte damit seinen insgesamt elften Sieg sowie den dritten in Mexiko. "Unser Auto war schon das ganze Jahr lang gut, aber immer lief irgendwas schief", atmete der frühere Champion auf. "Heute war mal alles sauber. Es gibt jetzt noch viele Punkte zu holen. Für Pascal tut es mir leid, ich habe auch schon dreimal einen Sieg verloren."

Mit Rene Rast direkt dahinter gelang Audi sogar ein Doppelsieg. Für beide Piloten waren es die ersten Podiumserfolge in der laufenden Saison. "Ein gigantisches Gefühl! Wir haben eine lange Durststrecke hinter uns und ordentlich auf den Deckel bekommen. Der Doppelsieg jetzt ist gigantisch, besser hätte es nicht laufen können", sagte der dreifache DTM-Champion.

Di Grassi hatte das von zwei Safety-Car-Phasen unterbrochene Rennen vom achten Startplatz aufgenommen, Rast von P9. Beide Werksfahrer hielten sich während der 28 Rennrunden auf dem 2,93 km langen Autodromo Miguel E. Abed schadlos und profierten - diesmal ohne Unfälle - vom guten Energie-Management des Audi.

Den dritten Platz auf dem Podium belegte Edoardo Mortara aus dem Mercedes-Kundenteam Venturi. Der Italo-Schweizer kämpfte sich in der Schlussphase immer weiter nach vorne und legte den Grundstein zum Podium mit einem beherzten Überholmanöver gegen Maximilian Günther, wodurch der BMW-Pilot vom dritten bis auf den sechsten Platz zurückfiel und die Ziellinie nur als Zwölfter überquerte.

Hinter Alex Sims (Mahindra) kam BMW-Teamkollege Jake Dennis, der lange Zeit auf dem zweiten Platz lag, nicht über den fünften Rang hinaus. Der amtierende Meister Antonio Felix da Costa, Stoffel Vandoorne (von Startplatz 21!) und Mitch Evans komplettierten die Top-8.

Attack-Zone wird zur Unfall-Zone

Die unübliche Attack-Mode-Zone weit abseits der Rennlinie auf einem abgetrennten Abschnitt der Strecke entwickelte sich zur Unfall-Zone. Jeweils bei der Ausfahrt aus der Kurve zurück auf die eigentliche Strecke erwischte es erst den auf Podestkurs liegenden Jean-Eric Vergne (Techeetah) und wenig später Sam Bird (Jaguar). Beide Fahrer mussten das Rennen nach Kollisionen vorzeitig beenden.

Das Sonntagsrennen der Formel E in Puebla steigt erneut um 23:00 Uhr deutscher Zeit. Vor dem neunten Lauf der Saison steht das Qualifying um 18:45 Uhr deutscher Uhrzeit auf dem Plan.

Formel E: Meisterschaft nach 8/15 Rennen (Top-6)

PositionFahrerTeam Punkte
1Robin FrijnsVirgin62
2Antonio Félix da CostaTecheetah60
3Nyck de VriesMercedes59
4Rene RastAudi 58
5Mitch EvansJaguar58
6Stoffel VandoorneMercedes54

Formel E in Puebla: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Psacal Wehrlein sicherte sich seine zweite Pole Position in der Formel E nach Mexiko 2019. Oliver Rowland führte seinen Nissan zu Startplatz zwei. Zwischen die beiden BMW-Piloten Jake Dennis und Maximilian Günther quetschte sich Jean-Eric Vergne auf den vierten Startplatz. Rene Rast nahm das Rennen von P9 in Angriff, gefolgt von Andre Lotterer auf der zehnten Position. Die Titelanwärter Robin Frijns (P20), Nyck de Vries (P14), Mitch Evans (P12) und Antonio Felix da Costa (P11) starteten alle außerhalb der Top-10.

Das Wetter: Nach einem verregneten Auftakt in Puebla besserten sich die Bedingungen bis zum Rennstart. Bei Temperaturen von 22 Grad (Strecke: 24 Grad) nahmen die 24 Fahrer das Rennen auf der permanenten Rennstrecke am Nachmittag in Angriff.

Der Start: Schreckmoment! Nach der Startfreigabe kam der Zweitplatzierte Oliver Rowland nicht vom Fleck, dahinter konnte Jean-Eric Vergne nur um Haaresbreite ausweichen und einen Auffahrunfall vermeiden. Hinter dem souveränen Pole-Setter Pascal Wehrlein übernahm Maximilian Günther mit einem mutigen Manöver in Kurve 1 den zweiten Platz von seinem BMW-Teamkollegen Jake Dennis. Nach einem Crash von Virgin-Pilot Nick Cassidy rückte das Safety Car aus.

Der Re-Start zur 4. Runde: Diesmal lief alles glimpflich ab, Wehrlein behauptete die Führung vor dem BMW-Duo Günther/Dennis. Dahinter folgten Jean-Eric Vergne, Edo Mortara, Alex Sims, Lucas di Grassi, Rene Rast und Antonio Felix da Costa auf den weiteren Plätzen.

Der Fanboost: Nix Neues auch zu Beginn der zweiten Saisonhälfte: Stoffel Vandoorne erhielt wie üblich den Fanboost. Mercedes durfte sich zudem über einen zweifachen Boost freuen, weil auch Teamkollege Nyck de Vries in der Gunst der abstimmenden Fans weit vorne lag. Lucas di Grassi, Sam Bird und Antonio Felix da Costa erhielten ebenfalls einen kurzzeitigen 250-kW-Push im Rennen.

Die Zwischenfälle: Sebastien Buemi wurde zum Rennstart mit einer 10-Sekunden-Stop-And-Go-Strafe belegt. Das Nissan-Team hatte zuvor den E-Motor, das Getriebe und den Inverter an seinem Auto gewechselt. Das hätte eine Rückversetzung um 60 Startplätze zur Folge gehabt, die Buemi vom 19. Startplatz nicht vollständig antreten konnte. Als 'Ersatz' kassierte der Schweizer die Rennstrafe.

In Runde 11 kamen sich die beiden Titelanwärter Nyck de Vries und Robin Frijns im hinteren Feld ins Gehege. Der Virgin-Pilot wurde von der Rennleitung als Verursacher ausgemacht und kassierte eine 10-Sekunden-Zeitsrafe.

Zehn Minuten vor dem Rennende meldete die Rennleitung, dass der zu diesem Zeitpunkt Führende Pascal Wehrlein wegen eines nicht näher definierten technischen Vergehens untersucht wird. Wenige Minuten später folgte diese Meldung auch für Porsche-Teamkollege Andre Lotterer sowie das Nissan-Duo Oliver Rowland und Sebastien Buemi.

Die Ausfälle: Nick Cassidy kam nicht über den Start hinaus. Nach wenigen Kurven schlug der Virgin-Pilot ohne Fremdeinwirkung in die Mauer ein, wodurch sein Auto an der linken Front schwer beschädigt wurde. Der Vorfall sorgte für die erste Safety-Car-Phase des Rennens.

Pech für Jean-Eric Vergne in Runde 12! Der zweifache Champion erhielt auf Platz vier liegend einen Schlag von Alex Sims aufs Heck und musste seinen zerstörten Techeetah vorzeitig an der Box abstellen.

Das Crash-Festival ging munter weiter in Runde 16. Sam Bird wurde von Alex Sims abgeschossen, kurz nachdem sich der Jaguar-Pilot den Attack Mode abgeholt hatte. An gleicher Stelle - kurz nach der Ausfahrt aus der unüblichen Attack-Mode-Zone weit abseits der Rennlinie hatte es kurz zuvor auch Vergne erwischt. Das Safety Car kam ein zweites Mal zum Einsatz.