In den vergangenen Jahren machte sich die Formel E dafür stark, beim Monaco ePrix die aus der Formel 1 bekannte Streckenführung zu verwenden. An diesem Wochenende ist es endlich soweit: Das siebte Rennen der Saison 2021 der Elektrorennserie findet nicht mehr auf der auf 1,756 Kilometer verkürzten Streckenvariante im Fürstentum statt, sondern auf dem vollen Traditionskurs, der unter anderem die Auffahrt zum Casino, die enge Haarnadelkurve und die Tunnel-Passage beinhaltet. Lediglich im Bereich der Hafenschikane gibt es eine geringfügige Anpassung. Die Streckenlänge beträgt wie in der Formel 1 3,33 Kilometer.

Nach dem Chaos-Rennen vor zwei Wochen in Valencia, als am Samstag einem Großteil des Feldes in der letzten Runde die zur Verfügung stehende Energie ausging, hat die FIA reagiert und die Regeln klargestellt. Ab dem Monaco ePrix gilt: Endet eine Safety-Car-Phase nach der 40. Rennminute, wird keine Energie mehr von den Kontingenten der Piloten abgezogen. Für die Zeit davor gilt weiterhin, dass die Energie pro Rennminute, die unter Safety-Car- oder Full-Course-Yellow-Bedingungen stattfindet, um eine kWh reduziert wird.

"In Bezug auf das, was in Valencia passiert ist, möchten die FIA und der Veranstalter nicht, dass ein ähnliches Szenario erneut auftritt", sagte ein FIA-Sprecher angesichts des Debakels in Valencia, bei dem die Formel E weltweit negative Schlagzeilen produzierte, da lediglich neun Fahrer klassifiziert wurden.

Die Strecke in Monaco

Auch in Monaco könnte das Energiemanagement eine entscheidende Rolle spielen. Denn wie schon bei der Strecke in Valencia handelt es sich beim Circuit de Monaco um keinen typischen Formel-E-Kurs. Es handelt sich zwar um eine Stadtstrecke. Doch wegen der vergleichsweise flüssigen Streckenführung sind die Möglichkeiten der Rekuperation stark eingeschränkt. Die Energierückgewinnung ist ein wichtiger Faktor, um im Renne über die Distanz von 45 Minuten + einer Runde zu kommen. Auch die erwartete Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h vor der Hafenschikane ist größer als auf vielen anderen Strecken der Elektrorennserie.

Untypisch ist auch der große Höhenunterschied. Zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt der Strecke liegt eine Differenz von 43 Metern. Die Asphaltoberfläche ist welliger als beim vorherigen Stadtrennen vor vier Wochen in Rom.

"Für den Antriebsstrang wird es hier viel einfacher sein als beispielsweise in Rom mit den vielen Sprüngen und Bodenwellen", prognostizierte Audi-Teamchef Allan McNish. Dort führten einige Bodenwellen dazu, dass die Fahrzeuge kurzzeitig den Boden unter den Rädern verloren und für Bruchteile einer Sekunde Leistungsspitzen freigesetzt wurden, die oberhalb der im Reglement festgelegten Werte lagen. "Hier ist es alles schön sanft. Nur die Mauern machen Probleme. Aber das ist überall der Fall."

Viele Teams gehen nicht davon aus, dass sich die Streckenverhältnisse im Laufe des Qualifyings stark verbessern. Der Nachteil der Top-6 in der WM-Wertung, die wegen ihrer Position in der Gesamtwertung stets in der ersten Gruppe fahren, könnte geringer ausfallen, als auf anderen Kursen. "Das Qualifying ist immer fundamental wichtig in Monaco. Auch in der Formel E", sagte Susie Wolff, Teamchefin des in Monaco ansässigen Venturi-Rennstalls. "Wie wir auf anderen Strecken gesehen haben, kann es entscheidend für den Ausgang des Tags sein. Wenn sich die Strecke verändert, ist das Ergebnis abhängig davon, in welcher Qualifying-Gruppe du bist. Es wird interessant sein, ob es eine starke Entwicklung gibt. Bei der langen Runde und der wenigen Zeit auf der Strecke bin ich mir nicht sicher. Aber ich denke, wird eine kleine Rolle spielen."

Bei dem voraussichtlich einzigen Einzelrennen der Saison 2021, alle anderen ePrix sind als Double Header geplant, wird es für die Fahrer keinen Shakedown am Vortag geben. Die Strecke wird erst am Samstag für den Straßenverkehr geschlossen. Die Action beginnt am Samstagmorgen mit dem 1. Freien Training (Start 8:00 Uhr). Am gesamten Tag stehen jedem Fahrer drei Sätze der Allwetterreifen von Michelin zur Verfügung.

Formel E in Monaco: Vorschau zum siebten Saisonrennen 2021 (08:56 Min.)

Durch die Verlängerung der Strecke hat sich die Position für die Aktivierung des Attack Modes verändert. Sie liegt nun auf der Außenseite der Casino-Kurve. Beim vorherigen Monaco ePrix im Jahr 2019 war sie auf der Geraden zwischen der Hafenschikane und der Tabac-Kurve.

Eigentlich hatte die Formel E geplant, die Attack Zone auf der Außenseite der Haarnadelkurve (Kurve 6) zu platzieren. Wenige Tage vor dem Beginn der Veranstaltung wurde sie in die vierte Kurve vorverlegt. Zugleich wurde eine der Streckenverlauf in der ersten Kurve Sainte Devote angepasst. Ursprünglich war dort eine offenere und damit schnellere Kursführung vorgesehen. Die nun geplante Formel-1-Variante der Kurve bietet neben der Hafenschikane einen weiteren Überholpunkt sowie eine zusätzliche Stelle, um Energie zu rekuperieren.

"Ich bin happy, dass wir auf der gesamten Strecke fahren", sagt der zweifache Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne. "Ich hatte das Gefühl, dass die Strecke, die wir vor zwei Jahren und davor gefahren sind, viel zu klein für die Formel E wurde. Wir haben 24 Fahrzeuge. Deswegen war die Entscheidung wichtig."

Dem stimmt auch Stoffel Vandoorne zu, der wie sein Mercedes-Teamkollege Nyck de Vries und Audi-Fahrer Lucas di Grassi in Monaco lebt. "Der kleine Kurs wäre im Verkehr zu eng geworden. Die lange Strecke wird auch mehr Überholmöglichkeiten bieten. Hoffentlich können wir zeigen, dass es möglich ist, in Monaco zu überholen. In anderen Meisterschaften gewinnt man normalerweise das Rennen, wenn man vorne liegt und keinen Fehler macht. Es ist immer noch eine schwierige Strecke zum Überholen, aber durch das Energiemanagement können wir eine gute Show bieten."

Erstmals seit dem Marrakesch ePrix am 29. Februar 2020 werden Fans an der Strecke sein. Auf den Tribünen dürfen bis zu 6.500 Personen Platz nehmen. Sie müssen entweder in Monaco leben, arbeiten oder in einem monegassischen Hotel eingecheckt sein. Im Hafen dürfen sich maximal zwölf Personen pro Jacht aufhalten.

Die Ausgangslage vor dem Rennen in Monaco

Nissan wird beim vierten Event des Jahres erstmals den neuen Antriebsstrang einsetzen. Der aktuell vorletzte Rennstall der Teamwertung hofft darauf, seine Performance durch die Verbesserungen an der Hard- und der Software des Antriebssystems steigern zu können. Das Team hat mit Sebastien Buemi den Sieger der Monaco ePrix der Jahre 2015 und 2017 in seinen Reihen. Jean-Eric Vergne ist der zweite Fahrer, der bislang einen Monaco-Sieg in der Formel E verbuchten konnte.

Auch der Dragon-Rennstall reist mit seinem neuen Antriebssystem im Gepäck ins Fürstentum. Damit haben alle zwölf Teams ihre Antriebe im Einsatz. Sie sind für die laufende und für die kommende Saison homologiert. Erst mit der Einführung des Gen3-Autos zur Saison 9 (2022/2023) wird es neue Antriebe geben.

Mit seinem ersten Platz beim ersten Valencia ePrix übernahm Nyck de Vries mit 57 Punkten wieder die WM-Führung vor seinem Mercedes-Teamkollegen Stoffel Vandoorne (48 Punkte). Im zweiten Rennen in Spanien blieben alle in den Top-5 platzierten Fahrer punktlos, weshalb es an der Spitze der Gesamtwertung keine Verschiebungen gab. Andre Lotterer war in Valencia der letzte der 24-Formel-E-Piloten, der seine ersten WM-Punkte der Saison einfuhr. Mit den 18 Punkten, die er für seinen sechsten zweiten Platz in der Formel E erhielt, verbesserte sich auf die 16. Position im WM-Klassement.

Vor dem Valencia-Wochenende lag das Jaguar-Duo bestehend aus Sam Bird und Mitch Evans in der WM-Wertung vorne. Sie blieben in Spanien punktlos und sind inzwischen auf die Plätze drei und fünf nach hinten gerutscht.

Die TV-Übertragung aus Monaco

In Deutschland fährt Sat.1 beim vierten Formel-E-Event des Jahres die bekannte Mannschaft auf. Sie besteht zum einen aus Moderatorin Andrea Kaiser, Kommentator Edgar Mielke sowie dem ehemaligen Formel-E-Profi Daniel Abt, der als Co-Kommentator und Experte tätig ist. Das Trio berichtet aus dem Studio in München. Zum anderen sind Reporter Matthias Killing und Experte Christian Danner in Monaco vor Ort. Sat.1 strahlt alle Sessions im kostenlosen Live-Stream auf ran.de aus.

Im Pay-TV berichtet Eurosport 2 in Deutschland über die Rennen der Elektrorennserie. Neben der Live-Übertragung des Monaco ePrix am Samstagnachmittag werden weitere Sessions im kostenpflichtigen Stream im Eurosport Player ausgestrahlt.

Formel E in Monaco: TV-Übertragung und Livestreams

TagUhrzeit (MESZ)SessionÜbertragung
Sa, 08.05.08:00-08:45 Freies Training 1ran.de, YouTube Formel E
Sa, 08.05.10:15-10:45 Freies Training 2ran.de, YouTube Formel E
Sa, 08.05.12:00-13:00 Qualifyingran.de, Eurosport Player
Sa, 08.05.16:00-17:00 RennenSat.1, ran.de, Eurosport 2, DAZN