Die Audi-Mannschaft reiste mit großen Erwartungen zum zweiten Rennwochenende der Formel-E-Saison 2021 nach Rom. Doch 'La dolce vita' (Das süße Leben) war den Ingolstädtern nicht vergönnt. In den beiden Rennen am Samstag und Sonntag verbuchte der Sieger der Herstellerwertung in Saison 4 nur eine Zielankunft durch Rene Rast. Am Sonntag schieden sowohl der Mindener als auch sein Teamkollege Lucas di Grassi aus.

Dabei war die Ausgangslage vor dem Rennen am Samstag verheißungsvoll. Di Grassi startete als Vierter in den dritten ePrix des Jahres. In der Anfangsphase übernahm er die Führung - allerdings mit tatkräftiger Unterstützung der Konkurrenten. Nach der Kollision zwischen Andre Lotterer und Stoffel Vandoorne gewann er zwei Positionen. Später erhielt Oliver Rowland eine Strafe wegen, weil es an seinem Fahrzeug eine Leistungsspitze gab, die das Maximum überschritt. Di Grassi kämpfte in den darauffolgenden Runden lange um den Sieg, ehe ihn ein Defekt an der Antriebswelle zur Aufgabe zwang.

Audi-Neuzugang Rast sprang in die Bresche. Er wurde nach einer starken Aufholjagd als Sechster gewertet. Der 34-Jährige kämpfte sich von der 20. Startposition nach vorne. "Es war ein cooles Rennen, ich hatte viel Spaß, das Auto war schnell", sagte er nach dem Rennen. "Morgen muss uns ein besseres Qualifying gelingen, dann kämpfen wir um das Podium."

Dieser Plan ging am Sonntag allerdings nicht auf. Der am Vortag eingenommene sechste Platz in der Gesamtwertung bedeutete für den dreifachen DTM-Champion, dass er in der ersten Gruppe des Qualifyings um die Startplätze kämpfen musste. In ihr hatten die Piloten mit einer nassen Strecke zu kämpfen. Er startete als 19. "Vor dem Qualifying hat es angefangen zu regnen", sagte er bei Sat.1. "Man hat gesehen, dass die Strecke in jeder Gruppe nach uns schneller war. Am Ende war ich zehn Sekunden langsamer als Platz eins. Aber die Pace ist da. Bei einem trockenen Qualifying könnten wir auf jeden Fall in die Top-5 fahren. Aber hier haben wir zweimal in die Tonne gegriffen.

Rast scheidet nach Fahrfehler aus

Rast kämpfte sich im Rennen abermals entschlossen nach vorne und nahm die Punkte ins Visier, ehe ihm im Kampf um Platz elf offenbar ein Fahrfehler unterlief, wie Teamchef Allan McNish während des Rennens bestätigt. "Er hat sich von Platz 19 aus nach vorne gekämpft und war nah an den Punkten dran. Er ist in der letzten Kurve zu weit rausgekommen und hat die Mauer touchiert. Dabei ist seine Aufhängung gebrochen und er hatte einen Unfall. Außer Renes Aussagen haben wir bislang keine Erkenntnisse. Aber derzeit sieht es nach einem Fahrfehler aus", berichtete der Schotte bei Sat.1.

Zu dem Zeitpunkt war di Grassi bereits ausgeschieden. Er kämpfte um die achte Position, ehe Nissan-Fahrer Sebastien Buemi ins Heck seines Rennautos fuhr. "Das ist super gefährlich, ein verrücktes Manöver", beschwerte sich der Brasilianer am Teamfunk. Diese Einschätzung teilten auch die Stewards, die eine Zeitstrafe von fünf Sekunden sowie zwei Strafpunkte gegen den Schweizer aussprachen.

Beide Piloten, sie gehören mit über 70 Formel-E-Starts zu den erfahrensten in der Elektrorennserie, kamen sich in der Vergangenheit bereits häufiger zu nahe. Beim wohl entscheidungsträchtigsten Duell war di Grassi 2016 in London der Unfallverursacher. Beim damaligen Saisonfinale fuhr er seinem Konkurrenten ins Heck und verlor am Ende auch die Führung in der Gesamtwertung.

Zweite Nullnummer in Formel-E-Geschichte

Der Audi-Rennstall musste damit den erst zweiten Doppelausfall in seiner Formel-E-Geschichte hinnehmen. Erstmals schieden beim Santiago ePrix 2018 beide Fahrer vorzeitig aus. Entsprechend enttäuscht war der Teamchef. "Es war ein super harter Tag für uns. Beide Autos hatten Unfälle. Deswegen haben für heute null Punkte geholt. Das ist besonders schmerzlich, weil wir guter Hoffnung für die Rennen waren."

Rasts acht Punkte aus dem ersten Rennen sind das einzig Zählbare, das Auto aus den Rennen in der italienischen Landeshauptstadt mit nach Hause bringt. In der Herstellerwertung liegt der Autobauer mit 27 Punkten auf dem achten WM-Platz. Von den 27 Punkten gehen 21 Zähler auf Rene Rasts Konto, der den elften Platz in der Fahrerwertung belegt. Di Grassi liegt in dieser auf Platz 18.