Beim aufsehenerregenden Auftakt des zweiten Rennwochenendes der Formel-E-Saison 2021 in Rom hat sich Stoffel Vandoorne die Pole Position gesichert. Im Qualifying am Samstagmittag setzte sich der Mercedes-Pilot vor Porsche-Fahrer Andre Lotterer und Oliver Rowland (Nissan) durch. Den vierten Startplatz beim dritten Rennen des Jahres (heute ab 16:00 Uhr live bei Sat.1 und im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) belegt Audi-Werksfahrer Lucas di Grassi.

Vandoorne benötigte in der abschließenden Superpole-Runde 1:38.484 Minuten auf dem 3,380 Kilometer langen Kurs, der für den dritten Besuch der Formel E nach 2018 und 2019 umgebaut wurde und damit die zweitlängste Strecke in der Geschichte der Formel E ist. "Ich habe ein bisschen Zeit liegen lassen", sagt der Ex-Formel-1-Fahrer bei Sat.1. "Das kann passieren, wenn man pusht. Aber es hat für die Pole gereicht."

Die zweite Mercedes-Pole in der laufenden Saison dürfte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gefreut haben, der das Rennen vor Ort an der Seite von Ehefrau und Venturi-Teamchefin Susie Wolff verfolgt. Das Gastspiel der Elektro-Rennserie muss wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer ausgetragen werden, kann aber trotz der Umstände im Süden der italienischen Hauptstadt stattfinden.

Der Zweitplatzierte Lotterer fuhr seine schnellste Runde in 1:38.651 Minuten und hatte einen Rückstand von 0,167 Sekunden auf Vandoorne, der die dritte Pole Position seiner Formel-E-Karriere eroberte. "Ich bin nicht ganz zufrieden", meint der dreifache Le-Mans-Sieger Lotterer. "Es hätte für die Pole reichen müssen. Meine Runde war nicht so sauber. Ich hatte ein kleines Problem am Lenkrad, das ich klären musste. Das hat mich aus dem Rhythmus geworfen."

Bei leichtem Regen verpasste Rowland (1:38.889) die Pole nach einem späten Einschlag in die Mauer. Bis dahin lag der Brite voll auf Pole-Kurs, rettete sich immerhin als Dritter über den Zielstrich.

Hinter Ex-Champion di Grassi (Audi / 1:38.903) belegten der zweifache Meister Jean-Eric Vergne (DS Techeetah / 1:38.947) und Maximilian Günther (BMW / 1:39.751) die Plätze fünf und sechs beim Samstagsrennen in Rom. Günther wird wegen einer Folgestrafe vom Saisonauftakt in Saudi-Arabien um fünf Plätze in der Startaufstellung zurückversetzt. Am Sonntag wartet ein weiterer ePrix in Rom.

Günther: "Der Rückstand auf die Pole ist leicht zu erklären: Die Strecke war leicht feucht und bei mir hat es am stärksten geregnet. Als ich meine Runde beendet hatte, merkte ich, dass der Regen nachlässt. Deshalb hatten wir in der Superpole keine Chance."

Wehrlein in den Top-10

Während Porsche-Pilot Lotterer der Einzug in die abschließende Superpole-Runde gelang, verpasste Teamkollege Pascal Wehrlein den Einzug in die Top-6. Der frühere Formel-1- und DTM-Pilot war in Gruppe 2 gestartet und ordnete sich auf dem neunten Platz ein. Wehrlein nimmt das Rennen hinter Robin Frijns (Virgin) auf P7 und dem Achtplatzierten Mercedes-Pilot Nyck de Vries auf. Der frühere Formel-E-Champion Sebastien Buemi (Nissan) komplettiert die Top-10.

Rast nach Fehler am Ende der Startaufstellung

Rene Rast erlebte einen bitteren Rückschlag im Qualifying. Der dreifache DTM-Champion in Diensten von Audi verbremste sich während seiner schnellen Runde in Gruppe 2 und musste den Weg in die Auslaufzone nehmen. Damit startet Rast ohne einen schnellen Run vom Ende des Feldes.

"Ich hatte schon vorher einen kleinen Fahrfehler", sagte er. "Ich bin am Ausgang der vorherigen Kurve schon leicht an die Mauer, dabei hat es die Spurstange zerrissen. Der Fehler war also eine Folge der Berührung mit der Mauer. In den ersten Kurven hatte ich extrem viel Grip, aber bei der Schikane war ich etwas zu spät dran."

Hinter Rast reihen sich Nick Cassidy (Virgin) nach einem Qualifying-Unfall und Venturi-Fahrer Edoardo Mortara ein. Der frühere DTM-Pilot, der beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien erst einen Podestplatz erzielte und später einen schweren Unfall hatte: "Es gab ein software-Problem und wir konnten das Auto nicht rechtzeitig starten." Oliver Turvey musste das Qualifying nach seinem schweren Unfall im 1. Training auslassen.

Unfassbarer Unfall und Trainings-Abbruch zum Auftakt

Am frühen Morgen vor dem Qualifying ging es bereits drunter und drüber. Im 1. Freien Training kam es zu einem nie zuvor gesehenen Auffahr-Unfall: Oliver Turvey rauschte ans Ende des Feldes, das sich soeben für die Startübungen bereitgemacht hatte. Der NIO-Pilot erwischte den Techeetah von Jean-Eric Vergne sowie BMW-Pilot Jake Dennis und sorgte für einen großen Schaden.

"Ein totaler Blackout von Turvey", urteilte Sat.1-Experte Daniel Abt. "Er ist voll auf dem Gas, die Kurve ist blind und er schallert da rein. Ein ganz klarer Fehler." Was genau zum Unfall führte, war zunächst nicht vollends bekannt. Turvey habe "nichts gesehen", sagte er in einem kurzen Statement. BMW-Teamchef Roger Griffith: "Vielleicht funktionierte die Kommunikation mit dem Funk nicht oder er war mit seinen Gedanken irgendwo anders."

Beim anschließenden 2. Training konnten Turvey, NIO-Teamkollege Tom Blomqvist nach einem weiteren Unfall, Vergne und Dennis wegen anhaltender Reparaturarbeiten nicht teilnehmen. Die auf 30 Minuten angesetzte Session musste nach zehn Minuten abgebrochen und konnte auch nicht mehr aufgenommen werden. Grund war ein loser Kerb in Kurve 12, der sich gelöst hatte. Mangels passendem Kerb-Ersatz befindet sich an dieser Stelle nun eine freiliegende Mauer.

Ergebnis: Rom ePrix 2021 Qualifying

1 Vandoorne (Mercedes) 1:38.484
2 Lotterer (Porsche) 1:38.651
3 Rowland (Nissan) 1:38.889
4 di Grassi (Audi) 1:38.903
5 Vergne (Techeetah) 1:38.947
6 Günther (BMW) 1:39.751
7 Frijns (Virgin) 1:39.081
8 de Vries (Mercedes) 1:39.162
9 Wehrlein (Porsche) 1:39.241
10 Buemi (Nissan) 1:39.348
11 Bird (Jaguar) 1:39.443
12 Evans (Jaguar) 1:39.654
13 Lynn (Mahindra) 1:39.743
14 Nato (Venturi) 1:39.762
15 Sims (Mahindra) 1:39.829
16 Sette Camara (Dragon) 1:39.943
17 Müller (Dragon) 1:40.057
18 Felix da Costa (Techeetah) 1:40.079
19 Blomqvist (NIO) 1:40.120
20 Dennis (BMW) 1:40.456
21 Rast (Audi) 1:48.022
22 Cassidy (Virgin) 1:51.081
23 Mortara (Venturi)
24 Turvey (NIO)