Die Bewerbungsfrist für die neunte Formel-E-Saison (2022/2023) ist am 31. März 2021 verstrichen. Von Mercedes fehlt bislang das offizielle Bekenntnis, in der Ära des Gen3-Autos an der Elektrorennserie teilzunehmen. Der Autobauer aus Stuttgart hat seine Bewerbungsunterlagen noch nicht eingereicht. Der Zyklus erstreckt sich über die Saisons neun bis zwölf. Bislang haben sich Porsche, Nissan, Techeetah-Partner DS Automobiles, Mahindra sowie Dragon mit Technologiepartner Bosch für ein langfristiges Engagement in der Weltmeisterschaft für Formelfahrzeuge mit Elektroantrieb bekannt.

Mercedes, dessen Fahrer Nyck de Vries nach den ersten beiden Saisonrennen die Weltmeisterschaftswertung anführt, bestätigte das Interesse, in den kommenden Jahren in der Rennserie an den Start gehen zu wollen. "Während die jüngsten Diskussionen zu Schlüsselthemen wie der Umsetzung einer Kostenobergrenze für die Formel E weitgehend positiv waren, gibt es noch wichtige Details zur Struktur der Serie, die derzeit geklärt werden", sagte Teamchef Ian James auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Aus diesem Grund wurde beschlossen, unsere Registrierung zu verschieben, damit diese Punkte endgültig festgelegt werden können."

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sprach sich im vergangenen Dezember für eine Budgetobergrenze in der Formel E aus. "Eine Budgetobergrenze muss früher als später kommen, ähnlich wie in der Formel 1", sagte der Österreicher. Die Idee fand auch bei Porsche und Formel-E-Gründer Alejandro Agag Anklang. Geht es nach dem Spanier, wird sie auf 15 Millionen Euro pro Saison festgesetzt. Aktuell geben die Teams laut Insidern 20 bis 30 Millionen Euro pro Saison aus.

Wolff bescheinigte der Formel E damals ein großes Zukunftspotenzial: "Mit Blick auf die Aufstellung der Formel E sehe ich eine glänzende Zukunft. Aber natürlich muss die Serie bei all unseren Erwartungen abliefern, darunter fallen Branding, Marketing und Reichweite. Wenn diese Erwartungen erfüllt werden, macht es für uns Sinn, in der Serie zu bleiben."

Mercedes plant News-Update im April

Die verstrichene Deadline bedeutet indes nicht, dass eine spätere Bewerbung eines Teilnehmers nicht mehr berücksichtigt werden kann. Eine Mercedes-Entscheidung wird in diesem Monat erwartet, wie 'The Race' berichtet. Das Portal zitiert Teamchef James wie folgt: "Momentan können wir noch keine endgültige Entscheidung treffen. Wir haben uns gestern für eine kleine Verzögerung entschieden. Wahrscheinlich bis Mitte April, wenn wir ein weiteres Update herausgeben."

Wie aus den öffentlichen Bewerbungsbestimmungen der FIA hervorgeht, haben alle registrierten Teilnehmer die Möglichkeit, einen Vertreter in eine technische Arbeitsgruppe zu entsenden, die das Regelwerk weiterentwickelt. Dies bleibt Mercedes und anderen zögernden Herstellern zunächst verwehrt.

Mercedes setzt Engagement ohne HWA fort

Mercedes stieg zum Auftakt der sechsten Saison (2019/2020) in die Elektrorennserie ein. Der Autohersteller übernahm den Startplatz von HWA. Der Rennstall aus Affalterbach absolvierte die Vorhut für das Mercedes-Engagement. Bis zum Ende der Saison wird HWA weiterhin das Werksteam von Mercedes bleiben, ehe die Truppe von Ian James den Einsatz in Eigenregie ausführt. HWA bleibt technischer Partner, allerdings in einem stark reduzierten Umfang.

Die neuen Rennwagen der dritten Generation sollen nicht nur leichter werden, sondern auch zusätzliche Leistung erhalten. Die Qualifying-Power soll von derzeit maximal 250 kW auf 350 kW angehoben werden. Im Rennen sollen die Piloten 300 kW statt bisher 200 kW nutzen können. Auch Schnelladestopps, in denen die Akkus einen Energieschub erhalten, sind angedacht.

Gen3: Rahmendaten zum neuen Formel-E-Auto

  • Einsatz ab 2022/23 für 4 Saisons geplant
  • Maximale Leistung: 350 kW (475 PS)
  • Zielgewicht: 780 Kilo (120 weniger als beim Gen2)
  • Batterie soll 101 Kilo abspecken (aktuell 385 Kilo)
  • Williams ersetzt McLaren als Einheitsbatterie-Lieferant
  • Hankook folgt auf Michelin als Lieferant für Allwetterreifen
  • Zweiter E-Motor als Einheitsbauteil von Atieva
  • Neuer E-Motor nur zur Rekuperation an der Vorderachse
  • 600 kW Rückgewinnung über Bremse (350 kW hinten, 250 kW vorne)
  • Fast Charging: 4 kWh Ladung während Boxenstopps möglich