Laut unterschiedlichen Agenturmeldungen hat die saudi-arabische Luftabwehr am Samstag einen ballistischen Raketenangriff über der Hauptstadt Riad abgewehrt. Im historischen Vorort namens Diriyah der Stadt mit rund 6,5 Millionen Einwohnern trug die Formel-E-Weltmeisterschaft am Freitag- und Samstagabend ihre ersten beiden Rennen in der Saison 2021 aus.

Der politisch umstrittene Kronprinz Mohammed bin Salman besuchte die ersten beiden Nachtrennen in der Geschichte der Elektro-Rennserie vor Ort. Die Rennen begannen jeweils um 20:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr MEZ). Ein Zusammenhang zwischen der Veranstaltung und den abgewehrten Angriffen ist derzeit nicht bekannt.

Eine ballistische Rakete der Huthi-Rebellen sei abgefangen und zerstört worden, teilte laut dpa und Reuters das Militärbündnis mit. Einem Bericht des saudischen Staatsfernsehsenders Al Ekhbariya sowie der Nachrichtenagentur SPA zufolge sollen Trümmer der abgefangenen Rakete einen materiellen Schaden an einem Haus in Riad verursacht haben. Personen seien nicht zu Schaden gekommen.

Zudem seien sechs bewaffnete Drohnen, die auf "Zivilisten und zivile Objekte" in Städten im Süden des Königreichs abzielten, laut einer Koalitionserklärung, die in den saudischen Staatsmedien veröffentlicht wurde, abgewehrt worden. Wie Reuters berichtet, hätten die Huthi-Rebellen laut eigenen Angaben eine ballistische Rakete und neun Drohnen auf "empfindliche Ziele" in Riad und sechs Drohnen an Militärstandorten in Abha und Khamis Mushait eingesetzt.

Angriffe durch die schiitischen Huthi-Rebellen auf Saudi-Arabien kamen in der Vergangenheit häufiger vor und seien laut dpa in den vergangenen Wochen verstärkt worden. Im Januar hatte die saudische Luftabwehr mehrfach Flugkörper über Riad abgefangen und damit offenbar Angriffe vereitelt.

Im Vorfeld des Formel-E-Events hatte das Auswärtige Amt vor Reisen nach Saudi-Arabien gewarnt. Auf der Webseite des Ministeriums heißt es dazu offiziell: "Die Sicherheitslage ist weiterhin von der Möglichkeit terroristischer Anschläge geprägt. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Anschlägen, die Sicherheitskräfte, Regierungsgebäude und schiitische Einrichtungen zum Ziel hatten und bei denen saudische Sicherheitskräfte ums Leben kamen."

Rast: Sicher, aber komisches Gefühl

Die Formel E gastierte am Wochenende zum dritten Mal seit 2018 in Saudi-Arabien. Der Vertrag zwischen der Rennserie und dem Wüstenstaat ist auf zehn Jahre angelegt. 2018 und 2019 bildeten die Rennen in Diriyah jeweils den Saisonauftakt. In Folge einer Verschiebung des diesjährigen geplanten Starts in Santiago de Chile rückte Saudi-Arabien erneut an den Anfang des Rennkalenders.

Am Sonntagmorgen nach dem Samstagsrennen berichteten unterschiedliche Personen aus dem Formel-E-Tross, dass es bei den Rückflügen zu Verzögerungen oder Absagen am King Khalid International Airport rund 40 Kilometer entfernt von Riad kam. Warum Flugzeuge nicht wie geplant starteten, war zunächst nicht bekannt. Eine von der Formel E gecharterte Maschine mit Teampersonal konnte am Sonntagvormittag laut Berichten abheben.

"Ich habe nicht direkt gesehen, was passiert ist", sagte der dreifache DTM-Meister Rene Rast, der mit Audi seine erste volle Saison in der Formel E bestreitet, zu Bild. "Aber es gab einige, die gesehen haben, wie die Raketen in naher Umgebung der Rennstrecke abgefangen wurden. Ich fühlte mich sicher, obwohl es trotzdem ein komisches Gefühl war."

Sat.1-Reporter Killing: Wir konnten das sehen

Matthias Killing, Reporter des neuen Formel-E-TV-Partners Sat.1, meldete sich per Instagram vom Flughafen und schilderte seine Eindrücke: "Es gab gestern Abend einen Raketenangriff. Wir wissen allerdings nicht, ob dieser Raketenangriff der Formel E galt. Über dem Himmel von Riad ist eine Rakete von der saudischen Luftabwehr abgefangen worden. Wir konnten das sehen."

Der nächste Flug in Richtung Deutschland soll in der Nacht auf Montag um 02:30 Uhr rausgehen. "Natürlich haben wir uns im ersten Moment große Sorgen gemacht, haben uns dann aber auch relativ schnell wieder sicher gefühlt", so Killing. "Es geht uns gut. Wir sind am Flughafen, unser Flug hat momentan 18 Stunden Verspätung. Ob wir morgen in Richtung Deutschland kommen, wissen wir nicht. Wir fühlen uns hier sicher und hoffen, dass wir bald nach Hause dürfen."