Schrecksekunde für Edoardo Mortara beim 3. Freien Training am Samstag in Diriyah. Der Venturi-Fahrer ist bei Startübungen, die nach der Session der Formel E durchgeführt wurden, verunfallt. Der Bolide des ehemaligen DTM-Piloten hat auf dem Weg in die erste Kurve nicht wie gewohnt verzögert. Mortara ist daraufhin geradeaus in die Auslaufzone gefahren und dort heftig in die TecPro-Barrieren eingeschlagen.

Via Twitter gab Venturi Entwarnung zum Zustand des Zweitplatzierten des Rennens am Vortag. "Edoardo Mortara ist bei Bewusstsein, spricht und befindet sich auf dem Weg ins Krankenhaus, um Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Ein großer Dank an die Marshalls und die medizinischen Kräfte, die ihn schnell und sicher aus dem Auto geholt haben", heißt es in dem Tweet.

Laut Teamchefin Susie Wolff hat Mortara über Rückenschmerzen geklagt. "Beim ersten Scan hat alles okay ausgeschaut, aber jetzt beginnt der zweite Scan. Der Mercedes-Arzt ist bei ihm. Wir warten auf das Ergebnis", sagte die Schottin vor dem Beginn der Qualifikation bei Sat.1. Ein Start beim Rennen am Abend sei für Mortara dennoch möglich. "Wenn er sich bereit fühlt, wird das Auto für ihn fertig sein.

Mortara ist laut Wolff mit einer Geschwindigkeit von etwa 140 km/h in die TecPro-Barrieren eingeschlagen. "Gott sei Dank war es nach einer Startübung und nicht in einem anderen Moment. Es hat so ausgeschaut, dass das Bremspedal die Verzögerung nicht angenommen hat", sagte die Teamchefin.

Wolff war überzeugt, dass die Probleme am zweiten Auto des Teams nicht auftreten werden. "Wenn wir denken würden, dass es ein Problem am System oder generell an den Autos geben würde, würden wir nicht fahren. Es war ein Problem an Edos Auto", sagte Wolff. Sie lokalisierte die Bremsen als Verursacher des Unfalls und nicht die Antriebseinheit von Mercedes, die Venturi als Kundenteam verwendet.

Mercedes und Venturi dürfen nicht starten

Doch dann kam der Hammer. Kurz vor dem Start der Qualifikation traf die Rennleitung eine einschneidende Entscheidung: Sie untersagte dem Mercedes-Werksteam und Motoren-Kunde Venturi, am Qualifying teilzunehmen. Der Hersteller der Antriebseinheit konnte der FIA offenbar innerhalb der kurzen Zeit keine ausreichenden Beweise liefern, dass das Problem nicht erneut auftritt.

Mercedes-Teamchef Ian James bei Sat.1: "Nach dem Unfall von Edo müssen wir sicherstellen, dass wir alles Griff und unter Kontrolle haben. Das ist ganz wichtig für die FIA und die Teams. Dafür brauchen wir Zeit, um das vorzustellen. Wir haben es leider nicht vor dem Qualifying geschafft und müssen weiter arbeiten, dass wir heute am Rennen teilnehmen dürfen."

James weiter: "Es gibt Schnittstellen zwischen Einheitsteilen und denen der Hersteller. Nach dem Unfall müssen wir ganz sicher sein, auf welcher Seite das Problem liegt. Sobald wir das wissen, können wir Maßnahmen einleiten. Vorher dürfen wir nicht fahren. Das ist absolut nicht ideal. Nach einem Tag wie gestern hatten wir für heute größte Hoffnungen. Aber wir müssen jetzt die richtigen Schritte durchführen."

Der zerstörte Venturi von Edo Mortara in Saudi-Arabien, Foto: LAT Images
Der zerstörte Venturi von Edo Mortara in Saudi-Arabien, Foto: LAT Images

Formel E: Mehrere Unfälle in Saudi-Arabien

Beim Auftaktwochenende der Formel-E in Saudi-Arabien gab es bereits mehrere Zwischenfälle, die glimpflich ausgingen. Im 2. Freien Training am Freitag schlug Dragon-Pilot Nico Müller in die Streckenbegrenzung ein. Sein ehemaliger DTM-Teamkollege Robin Frijns (Virgin) musste das Qualifying wegen eines Unfalls im Training auslassen.

Im ersten ePrix der Saison am Freitagabend kollidierten Sam Bird und Alex Lynn, der als Verursacher ausgemacht und bestraft wurde. Der Mahindra-Pilot wird in der Startaufstellung für das heutige Samstagsrennen (ab 18:00 Uhr live in Sat.1 und im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) um drei Positionen nach hinten versetzt.

BMW-Fahrer Max Günther schied im Freitagsrennen auf dem Weg in die Punkteränge nach einem Mauerkontakt wie Bird und Lynn vorzeitig aus. Die Trainingssession am Samstagmorgen wurde bereits wegen eines Unfalls von Porsche-Pilot Andre Lotterer zwischenzeitlich mit roten Flaggen unterbrochen.

Erinnerungen an Abt-Unfall

Mortaras Zwischenfall erinnerte an Daniel Abts Unfall beim Mexiko-Stadt ePrix aus dem vergangenen Jahr. Der damalige Audi-Pilot war mit rund 180 km/h in die Streckenbegrenzung eingeschlagen, nachdem sein Bolide wegen eines Softwareproblems unkontrolliert beschleunigt hatte. Abt hatte zwar gebremst, doch das Fahrzeug verlangsamte nicht. Der Kemptener erhielt nach ärztlichen Untersuchungen die Startfreigabe und nahm rund sieben Stunden nach dem Zwischenfall am Rennen teil.

Der Allgäuer meldete sich mit einem Tweet zu Wort. "Ich hoffe wirklich, dass es Edo gut geht. Es sah aus wie mein Unfall in Mexiko. Die FIA muss sicherstellen, dass Formel-E-Autos nicht selbstständig beschleunigen können. Das ist super gefährlich", schrieb er.