Nyck de Vries hat das erste Rennen der Formel-E-Saison 2021 in Saudi-Arabien gewonnen. Beim ersten Nachtrennen in der Geschichte der Elektro-Serie unter künstlichem Flutlicht setzte sich der Mercedes-Pilot vor Edoardo Mortara (Venturi) und Mitch Evans (Jaguar) durch. Das 70. Rennen der Formel-E-Historie markierte gleichzeitig den Auftakt zur ersten Saison als offizielle FIA-Weltmeisterschaft.

De Vries behielt trotz zweier Safety-Car-Phasen die Nerven und feierte einen kontrollierten Start/Ziel-Sieg. Für den Niederländer war es der erste Sieg in seiner zweiten Formel-E-Saison. "Mit den vielen Safety Cars war es schwierig, das Rennen zu managen", sagte de Vries. "Es war nicht klar, wie die Pace im Rennen sein würde und wir waren nicht sicher, wie wir die Energie über 45 Minuten einteilen müssen."

Mercedes hatte beim Auftakt doppelten Grund zum Jubeln: Mit Mortara im Silberpfeil-Kundenauto von Venturi gelang ein Motoren-Doppelsieg. Der frühere DTM-Pilot setzte sich in der Schlussphase gegen Rene Rast durch und übernahm die zweite Position. "Rene nutzte seinen Attack Mode kurz vor der Safety-Car-Phase", erklärte Mortara. "Wir haben das nicht gemacht. Das war die richtige Entscheidung, aber ich hatte auch Glück dabei."

Nach dem Zieleinlauf standen sowohl Mortara als auch Rast unter Beobachtung der Rennleitung, weil sie unter gelben Flaggen überholt haben sollen. Der Vorfall blieb letztendlich ohne Folgen. Rast verlor in der Schlussphase auch die dritte Position an Evans, der das Rennen vom sechsten Startplatz aufgenommen hatte.

Rast: Ohne Safety Car hätten wir gewonnen

"Die Safety Cars haben nicht geholfen", sagte Rast am Sat.1-Mikro. "Ich glaube, dass wir ohne sie gewonnen hätten. Vor dem Safety Car hatten wir mehr Energie und eine bessere Pace als Nyck. Dann kam das Safety Car und bei uns dauerte es ein, zwei Runden, bis alles wieder funktionierte. Vielleicht haben wir mit der Strategie falsch gelegen. Gegen Edo und Mitch hatte ich dann keine Chance."

Pascal Wehrlein konnte am Ende des 45-minütigen Rennens wie Rast nicht beim Kampf ums Podest mitmischen. Der Porsche-Debütant fuhr lange Zeit auf dem dritten Platz, bevor er in der 16. von 32 Runden nach einem doppelten Überholmanöver auf P5 zurückfiel und auf diesem Platz ins Ziel kam.

"Alles in allem war das ein gutes erstes Saisonrennen", sagte Wehrlein. "Doch wenn du aus der ersten Reihe startest, denkst du natürlich, dass du das Rennen gewinnen kannst. Ich bin deshalb auch nicht ganz zufrieden, da wäre sicherlich ein besseres Ergebnis möglich gewesen. Ich hatte einen guten Start und anfangs auch einen guten Speed, doch das änderte sich beim ersten Attack Mode. Die Gründe kennen wir noch nicht."

Porsche-Einsatzleiter Amiel Lindesay fügte an: "Pascal konnte das Tempo der Spitze mitgehen und dabei auch noch Energie sparen. Bei unserem Attack Mode stimmten dann allerdings die Einstellungen nicht, was uns etwas zurückwarf." Oliver Rowland (Nissan), Alex Sims (Mahindra) und Stoffel Vandoorne (Mercedes) komplettierten die Top-8.

Formel E 2021: Der erste Unfall

In der 17. Rennrunde schepperte es zum ersten Mal in der Saison 2021. Alex Lynn und Sam Bird kollidierten beim Kampf um den sechsten Platz. Für Mahindra-Fahrer Lynn (+ drei Strafplätze im Samstagsrennen) war das Rennen damit vorzeitig beendet, während sich Jaguar-Neuzugang Bird mit beschädigtem Auto zurück an die Box schleppte. Der Vorfall löste eine Safety-Car-Phase aus. Kurz nach dem Re-Start verunfallte Maximilian Günther mit seinem BMW und löste eine zweite Unterbrechung aus.

"Leider habe ich in Kurve zwei die Streckenbegrenzung berührt und bin dann in die Leitplanken gerutscht", erklärte der 23-jährige Allgäuer. "Dabei wurde das Auto beschädigt. Es tut mir sehr leid für das Team. Aber dennoch: Mit unserer Rennpace war ich ziemlich zufrieden."

Lotterer: So hatte ich mir das nicht vorgestellt

Auch für den vierten Deutschen im Starterfeld, Andre Lotterer, lief es nicht wie geplant. Der Porsche-Pilot lag lange Zeit auf Punktekurs, bevor er während einer Safety-Car-Phase wegen eines Reifenschadens durch die Boxengasse fahren musste und am Ende nicht über den 16. Platz hinauskam.

Lotterer: "So hatte ich mir mein erstes Rennen der neuen Saison nicht vorgestellt. Der Porsche 99X Electric fühlte sich wie schon im Training und Qualifying gut an, aber bei der Performance müssen wir noch zulegen. Dazu bin ich dann wohl auch noch über ein Teil gefahren, das auf der Strecke lag, so dass ich mit einem defekten Reifen an die Box musste."

Der amtierende Meister Antonio Felix da Costa verpasste nach einem schwierigen Qualifying die Punkteränge als Elfter, Techeetah-Teamkollege Jean-Eric Vergne wurde 15.

Das zweite Saisonrennen in Saudi-Arabien steigt am kommenden Samstagabend. Sat.1 zeigt das zweite Nachtrennen in der Wüste um 18:00 Uhr deutscher Zeit im Free-TV sowie im Livestream auf der ran-Webseite. Hintergründige Infos bietet der Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com.

Formel E in Saudi-Arabien: So lief das 1. Rennen

Die Startaufstellung: Nyck de Vries bescherte Mercedes die erste Pole Position des Jahres und gleichzeitig seine erste in der Formel E. Hinter dem Niederländer ordnete sich das deutsche Duo Pascal Wehrlein (Porsche) und Rene Rast (Audi) auf den Plätzen zwei und drei ein. Edo Mortara im Kunden-Mercedes von Venturi, Alex Lynn (Mahindra) und Mitch Evans (Jaguar) folgten auf den weiteren Startplätzen. Andre Lotterer (Porsche) und Maximilian Günther (BMW) nahmen das Rennen von P7 beziehungsweise P9 in Angriff. Der amtierende Champion Antonio Felix da Costa und Techeetah-Teamkollege Jean-Eric Vergne mussten sich mit den Plätzen 18 und 19 begnügen.

Das Wetter: Am Freitag trug die Formel E zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Nachtrennen aus. Der Rennstart erfolgte um 20:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr MEZ) unter künstlichem Flutlicht. 600 LED-Scheinwerfer angebracht in acht Metern über der Strecke sorgten für eine bestens ausgestrahlte Strecke. Am Abend herrschten rund 19 Grad Außentemperatur in Diriyah, einem historischen Vorort der Hauptstadt Riad.

Der Start: Pole-Setter Nyck de Vries setzte sich in der ersten Runde mit einer Sekunde Vorsprung vor seinen Verfolgern Pascal Wehrlein und Rene Rast ab. Maximilian Günther verbesserte sich während der Startrunde kurzzeitig vom neunten auf den siebten Platz und tauschte die Positionen mit Andre Lotterer. Lucas di Grassi preschte in seinem Audi um fünf Plätze bis auf P11 nach vorne, der Start verlief ohne größere Zwischenfälle. Sergio Sette Camara kassierte eine Durchfahrtsstrafe wegen eines technischen Vergehens, während Dragon-Teamkollege Nico Müller das Rennen wegen eines Problems gar nicht erst aufnehmen konnte.

Top-10 nach Runde 1: 1. De Vries, 2. Wehrlein, 3. Rast, 4. Mortara, 5. Evans, 6. Lynn, 7. Bird, 8. Günther, 9. Lotterer, 10. Sims

1. Re-Start zur 22. Runde: Nach einem Unfall zwischen Alex Lynn und Sam Bird (Runde 17) rückte das Safety Car aus. Beim Re-Start rund 13 Minuten vor dem Zieleinlauf verteidigte de Vries die Führung vor Rast, Mortara und Evans. Dahinter folgte Wehrlein, der seinen dritten Platz wenige Runden zuvor durch ein doppeltes Überholmanöver verloren hatte. Max Günther belegte den sechsten Rang, gefolgt von Oliver Rowland, Alex Sims, Lucas di Grassi und Stoffel Vandoorne.

2. Re-Start zur 26. Runde: Nach einem Unfall von Maximilian Günther rückte das Safety Car erneut aus. Die Unterbrechungen führten zu einer Reduktion der Energie um insgesamt 13 kWh durch die Rennleitung. Fünf Minuten vor dem Zieleinlauf wurde das Rennen wieder freigegeben. De Vries blieb weiter vorne, dahinter hatten Mortara und Rast kurz zuvor die Plätze getauscht, als der Audi-Pilot die Attack Mode-Zone abseits der Ideallinie überfuhr.

Der Fanboost: Stoffel Vandoorne setzte seine unheimliche Serie fort und erhielt wie in jedem seiner bisherigen Rennen den Fanboost. Auch Mercedes-Teamkollege Nyck de Vries kam in den Genuss der kurzen Zusatzleistung. Zudem erhielten Antonio Felix da Costa, Lucas di Grassi und BMW-Neuzugang Jake Dennis die meisten Stimmen beim Fanboost-Voting.

Die Zwischenfälle: Pechvogel Nico Müller! Der Schweizer blieb vor dem Rennbeginn auf der Strecke liegen und musste aus der Box starten. Zuvor im Qualifying hatte der Dragon-Pilot den Einzug in die Superpole-Runde geschafft, bevor ihm in einer diskutablen Entscheidung der Rennleitung die beste Rundenzeit gestrichen wurde.

Müllers Teamkollege Sergio Sette Camara (technischer Fehler) und Tom Blomqvist (zu viel Leistung beim Rekuperieren) aus dem hinteren Feld kassierten nach den ersten Runden Durchfahrtstrafen.

Die Ausfälle: In Runde 17 krachte es zum ersten Mal in der neuen Saison. Sam Bird und Alex Lynn kollidierten beim Kampf um den sechsten Platz. Der Mahindra-Fahrer machte beim Kurveneingang die Türe zu, wodurch ihn Bird an der Seite erwischte. Beide Autos verkeilten kurzzeitig an der Front. Für Lynn war das Rennen damit beendet, während Bird ans Ende des Feldes zurückfiel und in die Boxengasse abbog. Wegen herumliegender Teile auf der Strecke rief die Rennleitung eine Safety-Car-Phase aus.

Maximilian Günther fiel nach einem Einschlag in die Mauer in der 23. Runde kurz nach der ersten Safety-Car-Phase aus. Sein gestrandeter BMW sorgte für die zweite Neutralisation des Rennens.