Die Formel E startet am kommenden Wochenende zum zweiten und gleichzeitig letzten Mal mit vier deutschen Herstellern in eine neue Saison. Beim Auftakt mit zwei Nachtrennen in Saudi-Arabien (Freitag, 18:00 Uhr bei Pro Sieben MAXX, Samstag, 18:00 Uhr in Sat.1) kämpfen Audi, BMW, Mercedes und Porsche um die ersten Punkte des Jahres.

Nach dem Saisonende wird die in der Geschichte des Motorsports einmalige Konstellation mit den vier Deutschen gesprengt: Audi und BMW haben ihren werksseitigen Abschied aus der Elektro-Rennserie angekündigt. Während die Ingolstädter Programme bei der Rallye Dakar und der neuen LMDh-Klasse angekündigt haben, ist auf Seiten von BMW weiter alles offen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird ein Engagement in der LMDh-Kategorie ab 2023 intern diskutiert.

Wie geht es nach der bevorstehenden Saison 7 mit Mercedes und Porsche weiter? Beide Hersteller haben sich kurzfristig zur Formel E bekannt und werden wahrscheinlich auch in der Saison 8 (2021/22) antreten. Der Knackpunkt ist allerdings der Wechsel des Reglements, wenn zur Saison 9 (2022/23) die neuen und leistungsstärkeren Gen3-Autos die aktuellen Modelle ablösen. Für diesen dritten Generations-Zyklus steht eine Bestätigung bislang aus.

Toto Wolff: Entscheidung noch nicht gefallen

"Uns macht das Format wirklich Spaß", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei einer Sat.1-Präsentation am Montag. "Es ist eine völlig andere Zielgruppe als in der Formel 1. Aber am Ende des Tages muss es auch kommerziell Sinn machen. Wir diskutieren gerade, wie es bei der nächsten Fahrzeug-Generation sein wird und welche Rolle Mercedes in der Zukunftsvision der Formel E spielen kann. Dazu ist eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen."

Bisher haben sich nur zwei Hersteller zur Zukunft der Formel E bekannt: der indische Autobauer Mahindra und DS Automobiles, das mit Techeetah zuletzt zweimal in Folge die Fahrer- und Teammeisterschaft gewann. Aus Porsche-Kreisen sind positive Signale zu hören, unterschrieben ist aber noch nichts. Langsam drängt die Zeit: Bis Ende März 2021 müssen sich Hersteller bei der FIA einschreiben, wenn sie auch in Zukunft in der Formel E an den Start gehen wollen.

Formel-E-Gründer bringt Kostendeckel ins Spiel

Ein Knackpunkt bleibt die Kostenfrage. Mit der Einführung der Gen2-Boliden zur Saison 2018/19 sind die Kosten inzwischen deutlich angestiegen, Szene-Kenner sprechen von bis zu 30 Millionen Euro Budget pro Saison bei den großen Herstellern. Die Einführung einer Kostenobergrenze ähnlich wie in der Formel 1 bleibt ein großes Thema. Seriengründer Alejandro Agag sprach öffentlich von einem Kostendeckel in Höhe von 15 Millionen - spielen die Hersteller, die ihre technischen Kompetenzen im Wettbewerb zeigen wollen, mit?

Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle auf die Frage nach dem 'deutschen Exit': "Die Formel E hat zwölf unglaubliche Teams und wir sind glücklich, vier deutsche und in der Automobilbranche sehr bekannte Marken dabei zu haben. Wir müssen sicherstellen, dass die Meisterschaft konkurrenzfähig und attraktiv ist für Teams, Fahrer und Hersteller. Wir haben eine technologische Roadmap, den WM-Status und den Klimawandel als Grund. Wenn wir das alles weiter stärken, dann wollen viele Hersteller bleiben."

Mercedes: Erwartungshaltung gestiegen

Mercedes will in der Formel E an die Erfolge aus der Formel 1 anknüpfen, wenngleich die Voraussetzungen unterschiedlich sind. Das Werksteam schloss seine Debütsaison auf dem dritten Platz in der Meisterschaft ab, Stoffel Vandoorne sicherte sich dank eines Schlussspurts beim 6-Rennen-Saisonfinale in Berlin den Vize-Titel. Der frühere F1-Fahrer startet weiter an der Seite des Niederländers Nyck de Vries.

Wolff: "Ich hoffe, dass wir gut aus den Startblöcken kommen. Ich denke, dass wir mit dem technischen Paket einen guten Schritt gemacht haben, Nyck das System einigermaßen versteht und Stoffel weiterhin gute Leistungen bringen kann. Das Format geht zugunsten der Konstanz. Mercedes hat in Berlin eine mittelmäßige Saison in ein sehr gutes Ergebnis umgesetzt. Damit hat man vielleicht auch die Erwartungshaltung nach oben gesetzt für dieses Jahr, aber damit muss man umgehen können."

Mercedes setzt ab dem Saisonbeginn einen neuen Antriebsstrang ein. Vandoorne zählt vor seiner dritten vollen Saison in der Formel E - 2018/19 mit HWA, dann für Mercedes - zu den Titelfavoriten. "Ich hoffe wirklich, dass wir diesen Schwung in die siebte Saison übertragen können", so der Belgier. "Es gibt große Ambitionen für das gesamte Team, auch wegen des Erfolgs, den wir in der sechsten Saison hatten. Und natürlich hat dieser Sieg im letzten Rennen zusätzlichen Leistungsdruck aufgebaut. Ich sehe das als positiv und ich mag es, in einer Position zu sein, in der ich abliefern muss."