Wenn die Formel E am Freitag, 26. Februar 2021 in Saudi-Arabien in ihre siebte Saison startet, hat Antonio Felix da Costa die sprichwörtliche Zielscheibe auf dem Rücken. Als amtierender Champion der Elektro-Serie peilt der Techeetah-Pilot die Titelverteidigung an und wäre nach seinem Teamkollegen Jean-Eric Vergne der zweite Fahrer, dem dieses Kunststück gelingt.

2021 mit einem netten Bonus obendrauf: Der Meister in diesem Jahr darf sich offiziell Weltmeister nennen, nachdem die Formel E in den Reigen der FIA-Championate mit WM-Prädikat aufgenommen worden ist.

"Ich werde versuchen zu gewinnen und alles zu wiederholen, aber ich würde meine Chancen auf maximal 20 Prozent beziffern", sagte Felix da Costa eine Woche vor dem Saisonauftakt im Interview mit der offiziellen Formel-E-Webseite. "Fünf oder mehr Fahrer können um den Titel kämpfen. Es herrscht eine derart hohe Wettbewerbsfähigkeit, dass alle möglichen Faktoren entscheidend sein können."

Felix da Costa spaziert zur Formel-E-Meisterschaft

In der vergangenen und wegen der Corona-Pandemie verkürzten Saison spazierte der Portugiese im Schlussspurt förmlich zum Titel. Mit zwei zweiten Plätzen in Santiago de Chile und Mexiko-City sowie einem Sieg in Marrakesch legte Felix da Costa den Grundstein, bevor sich die Formel E in die Corona-Zwangspause begeben musste. Nach zwei Siegen um Auftakt des großen Finales in Berlin mit sechs Rennen innerhalb von neun Tagen war ihm die Meisterschaft praktisch nicht mehr zu nehmen.

Während Teamkollege Vergne, Meister 2018 und 2019, zu Beginn der Saison strauchelte und zu spät an seine vergangenen Leistungen anknüpfen konnte, flog Felix da Costa in seiner ersten Saison bei DS Techeetah regelrecht zum Titelgewinn. Sechs der elf Rennen beendete er auf dem Podium, nur beim Saisonstart in Saudi-Arabien sowie beim unbedeutenden vorletzten Rennen in Berlin verpasste er die Punkteränge.

Antonio Felix da Costas Bilanz in der Formel E

StatistikAnzahl
Rennen65 seit 2014
Siege5
1. SiegBuenos-Aires 2015
Podestplätze11
Pole Positions4
Schnellste Runden3
Meisterschaften1 (2020 mit Techeetah)

Felix da Costa: Wettbewerb ist verrückt

Ein eigentlich ungewöhnlicher Ablauf für die Formel E, die schon mit ihrem Qualifying-Format dafür sorgt, dass die Meisterschaft meist bis zum Ende spannend bleibt. Gleichzeitig dürfte inzwischen auch dem Letzten klar sein, dass DS Techeetah mit drei Fahrer-Titeln und zwei Team-Meisterschaften in Folge einen klaren Vorteil gegenüber der Hersteller-Konkurrenz genießt.

Felix da Costa wollte den Wettbewerb trotz der bisherigen Dominanz nicht unterschätzen: "Mercedes, Nissan und Porsche haben die vergangene Saison sehr stark beendet und Teams wie BMW haben zeitweise eine irre Pace an den Tag gelegt. Dann hast du zwei Fahrer mit hoher Qualität pro Team - der Wettbewerb ist verrückt!"

Techeetah startet mit dem Saison-6-Auto ins neue Jahr, Foto: DS Techeetah
Techeetah startet mit dem Saison-6-Auto ins neue Jahr, Foto: DS Techeetah

Saudi-Arabien war ein Schock

Die beiden Nachtrennen in Saudi-Arabien unter künstlichem Flutlicht werden einen ersten Anhaltspunkt über die Hierarchie geben. Für Felix da Costa war der Kurs im historischen Teil der Hauptstadt Riad bisher einer mit Licht und Schatten: 2018 errang er für BMW den ersten Sieg als Werksteam, 2019 kam er mit Techeetah nicht über die Plätze 14 und 10 in den beiden Rennen hinaus.

"Es ist sehr wichtig, stark in eine Meisterschaft zu starten", sagte der 29-Jährige. "Das ist mir in fast jeder Saison gelungen, egal, wo ich war oder wie gut das Auto war. Mit Ausnahme des letzten Jahres, das war ein echter Schock bei unserem ersten gemeinsamen Wochenende. Ich bin zuversichtlich, dass es diesmal anders aussehen wird. Die Rennen waren für uns ein echter Weckruf."

Techeetah startet mit altem Auto

Dabei ist DS Techeetah neben Nissan und Dragon/Penske eines von drei Teams, dass sich gegen die Einführung eines neuentwickelten Antriebsstranges zum Saisonbeginn entschieden hat. Im Zuge einer Kostenreduktion dürfen die Hersteller für die kommenden beiden Saisons nur einmal einen neuen Motor homologieren, bevor ab 2022/23 das Gen2-Auto das aktuelle Modell ablösen soll.

Techeetah bringt seinen neuen Antriebsstrang erst zum zweiten Homologations-Zyklus im April, vor dem zweiten Rennwochenende in Rom (10. April 2021). So bleibt den Ingenieuren zwar mehr Zeit für die Entwicklung, doch in den zwei Saudi-Rennen trifft Techeetah auf Gegner mit überarbeiteten Motoren. Angesichts des engen Reglements sind allerdings keine Wundertaten zu erwarten.

Teamkollegen bei DS Techeetah: Antonio Felix da Costa und Jean-Eric Vergne, Foto: DS Techeetah
Teamkollegen bei DS Techeetah: Antonio Felix da Costa und Jean-Eric Vergne, Foto: DS Techeetah

Techeetah hofft auf vergangene Stärke

"Da wir mit unserem Auto aus der Saison 6 starten, befinden wir uns mit Blick auf das Wissen und die Möglichkeiten am Limit", so Felix da Costa. "Wir hoffen, dass wir sofort loslegen können und die Oberhand haben, während die anderen Teams mit ihren neuen Autos und der Software erst noch zurechtkommen müssen. Damit müssen wir uns nicht rumschlagen und hoffentlich ist das zu unserem Vorteil."

Die in der Formel E wichtige Software durfte auch DS Techeetah weiterentwickeln. Nur beim Antriebsstrang bestehend aus Elektro-Motor, Getriebe, Kühlung und Inverter sowie beim Fahrwerk auf der Hinterachse erhofft sich die Konkurrenz einen Vorteil. Dabei haben die meisten Hersteller den höchstmöglichen Wirkungsgrad ihres Pakets samt einheitlicher Batterie und Chassis bereits erreicht.

Felix da Costa: "Ich muss dem Team dafür danken, ein absolutes Biest als Auto gebaut zu haben. Es ist nicht nur schnell auf einer Runde, sondern auch im Rennen effizient und gut zu fahren. Das ist ein wichtiger Faktor für mich. Wir haben einen der stärksten Antriebsstränge und gleichzeitig einen mit der höchsten Effizienz." Die beiden Rennen in Saudi-Arabien werden in Deutschland von Pro Sieben MAXX (26.02., ab 17:30 Uhr) und Sat.1 (27.02., ab 17:00 Uhr) im Free-TV übertragen.