Mercedes bestreitet seine zweite Saison als Werksteam in der Formel E mit unveränderter Fahrerpaarung. Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries starten auch 2021 für die Silberpfeile. Das gab der Autobauer am Donnerstag in einer Pressemitteilung offiziell bekannt. Im Gegensatz zur deutschen Konkurrenz von Audi, BMW und Porsche verzichtet Mercedes als einziger Hersteller in der Formel E weiter auf einen deutschen Fahrer.

Optisch ändert sich am neuen Rennwagen mit der Bezeichnung 'Mercedes-Benz EQ Silver Arrow 02' nur wenig. Interessanter wird es unter der Haube des bis zu 250 kW (340 PS) starken Elektro-Fahrzeuges. Das Team startet mit einem überarbeiteten Antriebsstrang in die siebte Saison, die erstmals als offizielle FIA-Weltmeisterschaft ausgetragen wird.

In Folge von Kosteneinsparungen stand es den Teams der Formel E frei, ob sie mit einem neuen Motor antreten oder auf den vorhandenen Antriebsstrang aus der verkürzten Saison 2019/20 setzen wollen. In diesem Fall steht es den Teams frei, für Saison 8 einen neuen Antriebsstrang zu homologieren, bevor in der neunten Saison das Gen3-Auto sein Debüt geben soll.

"Wir haben die Intention, in der Saison 7 ein Update zu bringen, um einen Schritt nach vorne zu machen", sagte Mercedes-Teamchef Ian James in der Medienrunde mit ausgewählten Journalisten. "In unserer ersten Saison hatten wir eine sehr steile Lernkurve und es war gut zu sehen, dass wir schon in der Debütsaison ein gutes Paket hatten."

Keine Eile mit Nick Chester

Mit Nick Chester hatte Mercedes im Juli dieses Jahres einen Mann mit 30 Jahren Formel-1-Erfahrung an Bord geholt. Der Brite übernahm den Posten des Technischen Direktors und bekleidet damit die Position, die er bis 2019 bei Renault F1 inne hatte. Mit Chesters Verpflichtung reagierten die Silberpfeile auf den steigenden Wettbewerb in der Formel E.

"Nick hat seinen Wert im Team schon unter Beweis gestellt, er bringt eine sehr ruhige und wohl überlegte Herangehensweise mit", sagte Ian James. "Wir haben sowieso ein starkes Engineering-Team, deshalb herrschte keine Eile. Aber durch den härter werdenden Wettbewerb müssen wir uns gut positionieren. Mit Blick auf die 7. Saison hat schon viel Konzeptarbeit stattgefunden, bevor er kam. Aber die Prozesse sind dynamisch und es hilft, einen neuen Blick darauf zu haben."

Mercedes-Teamchef Ian James mit Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne, Foto: Daimler AG
Mercedes-Teamchef Ian James mit Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne, Foto: Daimler AG

Vandoorne: Meisterschaft ist das Ziel

Mercedes sicherte sich nach einer starken Leistung beim Saisonfinale in Berlin mit sechs Rennen innerhalb von neun Tagen den dritten Platz in der Team-Meisterschaft. Vandoorne und de Vries bescherten den Silberpfeilen im letzten Rennen gar den ersten Doppelsieg. Vandoorne schloss seine zweite Saison in der Formel E als Vize-Meister hinter Champion Antonio Felix da Costa ab, Rookie de Vries wurde Gesamt-Elfter.

"In der letzten Saison herrschten wegen Corona sehr spezifische Umstände", spielte Vandoorne auf das provisorische Berlin-Finale an. "Ich hoffe, dass es in der kommenden Saison wieder normaler abläuft. Das Ziel ist, um die Meisterschaft zu kämpfen. Letzte Saison hatte da Costa einen großen Vorsprung, aber zwischen den Plätzen zwei bis zehn war es sehr eng. Jeder startet bei null und das sollte uns die Gelegenheit geben, um den Titel zu kämpfen."

Stoffel Vandoorne steht vor seiner dritten Saison in der Formel E, Foto: Daimler AG
Stoffel Vandoorne steht vor seiner dritten Saison in der Formel E, Foto: Daimler AG

De Vries: Endlich zuhause in der Formel E

Teamkollege de Vries erlebte als Formel-2-Champion eine sehr gemischte Rookie-Saison. Gute Ergebnisse wechselten sich konstant mit Ausfällen und Schwierigkeiten in den Rennen ab. Vor allem in den Qualifyings wusste der Niederländer jedoch konstant zu überzeugen und startete in fünf der elf Saisonrennen aus den ersten beiden Reihen.

"Bei den Rennen in Berlin fühlte ich mich wohler in der Formel-E-Umgebung", sagte der 25-Jährige. "Das ist ein Anpassungsprozess, der Zeit benötigt. Du kannst es nicht erzwingen, dich wie zuhause zu fühlen. In der letzten Saison passierte alles so schnell und die Rennen waren nicht zu vergleichen mit den Test-Rennen vor der Saison. Du musst so viel steuern und die unterschiedlichen Herangehensweisen erfordern Kompromisse."

Der Silberpfeil für die siebte Saison der Formel E, Foto: Daimler AG
Der Silberpfeil für die siebte Saison der Formel E, Foto: Daimler AG

Von Valencia nach Santiago de Chile

Vor dem Saisonstart in Santiago de Chile (16./17. Januar 2021) haben alle Teams die Möglichkeit, sich bei den offiziellen Testfahrten in Valencia Ende November vorzubereiten und einen Blick auf das gesamte Starterfeld zu erhaschen. Zuvor absolvierten die Teams private Testfahrten, wobei den Kundenlieferanten Mercedes (Venturi) und Audi (Virgin Racing) ein zusätzliches Tageskontingent zustand.

"Die Testfahrten sind knifflig, weil Valencia nicht wirklich repräsentativ ist für die Kurse, auf denen wir unter der Saison fahren", sagte de Vries. "Es ist sehr schwierig, die Performance auf dieser Strecke richtig einzuordnen. Das Ziel ist für uns, sicherzustellen, dass wir als Team operativ alles richtig machen und so arbeiten können wie später an den Rennwochenenden."