In Saison sieben der Formel E wird Pascal Wehrlein als Werksfahrer für Porsche an den Start gehen. Das gab der schwäbische Sportwagenbauer am 14. August bekannt. Wehrlein stand zuvor bei Mahindra unter Vertrag. Für das indische Team fuhr er in 17 Rennen 72 Punkte ein. Sein bestes Ergebnis war ein zweiter Platz beim Rennen in Santiago 2019. Im Porsche-Podcast 'Inside E' sprach er nun über den Wechsel.

Der 25-Jährige trat vor seinem Formel-E-Einstieg in der Formel 1 und in der DTM an. Nachdem sich sein damaliger Arbeitgeber Mercedes Ende 2018 aus der DTM zurückgezogen hatte, suchte Wehrlein nach einem neuen Betätigungsfeld. "Ich habe die Formel E bis zur vierten Saison, also ein Jahr bevor ich eingestiegen bin, nicht verfolgt", sagt er. "Aber dann wurde sie interessant für mich. 2018 war ich noch im Tourenwagen unterwegs, sah meine Zukunft aber im Formelsport."

Schon bei seinem zweiten Formel-E-Rennen stand der DTM-Champion des Jahres 2015 als Zweiter auf dem Podest. Dabei sagt er, dass der Einstieg in die Elektromeisterschaft für Neulinge eine fahrerische Herausforderung sei. "Im Rennen können wir nicht 100 Prozent geben. Wir müssen immer ein bisschen Energie sparen, um das Rennen überhaupt zu beenden. Das ist anders als in jeder anderen Serie, in der ich davor gefahren bin."

"Man braucht viel Simulatortraining, um sich daran zu gewöhnen. Aber der Übergang ist mir ganz gut gelungen. Nach den vergangenen Jahren fällt es mir einfacher, meinen Fahrstil anzupassen, weil ich es gewohnt bin, viele unterschiedliche Autos zu fahren", sagt Wehrlein, der seit 2019 auch Simulatorfahrer des Formel-1-Teams von Ferrari ist.

Wehrlein peilt mit Porsche WM-Titel an

Für die Zukunft hat Wehrlein ein klares Ziel: Er möchte mit Porsche die Gesamtwertung der Formel E gewinnen. Die Meisterschaft erhält ab der kommenden Saison den Weltmeisterschaftsstatus der FIA. "Aber wir müssen realistisch und bescheiden bleiben. Ich bin in einem neuen Team, das noch nicht viel Erfahrung in der Formel E hat. Es wird erst die zweite Saison sein. Aber sicherlich kann man gute Ergebnisse von uns erwarten. Es wird schwierig, ein klares Ziel zu definieren."

Auch Amiel Lindesay, Einsatzleiter Formel E im Porsche-Werksteam, bescheinigt seiner Mannschaft ein großes Potenzial. "Ich glaube, im kommenden Jahr können wir um die Meisterschaft kämpfen - auch wenn einige der Strecken neu für uns sein werden, nachdem sie wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht gefahren wurden", sagt der Neuseeländer. "Mich hat sehr beeindruckt, dass wir für fast jede Strecke richtig vorbereitet waren. Das zeigt, dass die Arbeit im Simulator zu Hause in die richtige Richtung gegangen ist. Das macht uns zuversichtlich für die neuen Strecken im nächsten Jahr. Dennoch muss man natürlich im Hinterkopf behalten, dass manche Teams fünf oder mehr Jahre Erfahrung auf diesen Strecken haben, die uns fehlt."

Geringe Entfernung zur Porsche-Fabrik für Wehrlein ein Vorteil

Serienneuling Porsche erreichte bereits beim zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien das Saisonziel: Andre Lotterer fuhr auf das Podest. Der gebürtige Duisburger übertraf die Erwartungen mit der Pole Position in Mexiko-Stadt sowie einem weiteren Podestergebnis beim Saisonfinale in Berlin. Das würdigten die Entscheidungsträger. Er wird auch in der kommenden Saison wieder an den Start gehen, während sein Teamkollege Neel Jani den Platz für Wehrlein räumen muss.

Andre Lotterer erfüllte beim zweiten Saisonrennen die Zielvorgabe von Porsche, Foto: LAT Images
Andre Lotterer erfüllte beim zweiten Saisonrennen die Zielvorgabe von Porsche, Foto: LAT Images

"Man darf nicht vergessen, dass wir als Team neu in der Formel E sind", sagt Lotterer zu Motorsport-Magazin.com. "Mit 79 Punkten und Platz acht in der Teamwertung waren wir so erfolgreich wie kein anderer Neuling seit der zweiten Formel-E-Saison. Wir hatten immer wieder starke Rennen und es ist wichtig, dass wir uns immer weiter steigern. Ein paar Mal mussten wir auch Lehrgeld zahlen. Es gibt viele Dinge, die wir noch besser machen können, aber das hatten wir erwartet."

Neben dem sportlichen Aufstieg bringt der Wechsel zu Porsche für den Neuzugang einen weiteren Vorteil mich sich. "Es ist eine sehr komfortable Situation. Ich lebe nur zwei Stunden von Weissach entfernt", sagt Wehrlein. "Ich kann morgens hinfahren und abends wieder im eigenen Bett schlafen. Ich freue ich, das Team oft zu sehen und Zeit mit den Mechanikern und Ingenieuren zu verbringen. Sicherlich wird man ich häufig im Werk sehen."

Die siebte Formel-E-Saison wird im Januar 2021 in Santiago starten. Es wird die erste Saison werden, die nicht über einen Jahreswechsel hinaus ausgetragen wird.

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