Mit sechs Rennen innerhalb von neun Tagen fand die sechste Saison der Formel E in Berlin ihren Abschluss. Motorsport-Magazin.com zeigt, wie sich Audi, BMW, Mercedes und Porsche bei ihrem Heimspiel auf dem stillgelegen Flughafen Tempelhof geschlagen haben.

Mercedes EQ Formel E Team

Stoffel Vandoorne bescherte Mercedes den ersten Formel-E-Sieg, Foto: LAT Images
Stoffel Vandoorne bescherte Mercedes den ersten Formel-E-Sieg, Foto: LAT Images

Mercedes präsentierte sich in Berlin als stärkster der vier deutschen Vertreter und eroberte in letzter Sekunde mit Stoffel Vandoorne die Vize-Meisterschaft. Der frühere Formel-1-Fahrer errang im letzten Rennen die erste Pole und den ersten Sieg für das Werksteam in seiner ersten Formel-E-Saison. Passend dazu fuhr Nyck de Vries im letzten Rennen seinen ersten Podestplatz ein.

Vandoorne tat sich vor allem in den Qualifyings schwer, zeigte aber zweimal große Aufholjagden und landete viermal in den Punkterängen. Formel-E-Rookie de Vries profitierte von Starts in den späteren Qualifying-Gruppen, setzte die Vorlagen aber meist um und erreichte dreimal die Superpole-Runde. Mit zwei vierten und einem zweiten Platz fand er einen mehr als versöhnlichen Abschluss einer Achterbahn-Saison.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Wir sind zum Saisonstart mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben und unser Ziel war es, uns von Rennwochenende zu Rennwochenende zu steigern und eine solide Performance in der Meisterschaft abzuliefern. Im Laufe der Saison wurde das Team einige Male auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und wir lernten einige schmerzhafte Lektionen. Aber ich glaube, dass wir unser Ziel erreicht haben, uns stetig zu verbessern."

RennenStoffel VandoorneNyck de Vries
Berlin 1Rennen: P6 - Quali: P15Rennen: P4 - Quali: P5
Berlin 2Rennen: P5 - Quali: P13Rennen: DNF - Quali: P4
Berlin 3Rennen: DNF - Quali: P4Rennen: P18 - Quali: P13
Berlin 4Rennen: P12 - Quali: P20Rennen: P4 - Quali: P5
Berlin 5Rennen: P9 - Quali: P18Rennen: P14 - Quali: P19
Berlin 6Rennen: P1 - Quali: P1Rennen: P2 - Quali: P4

BMW i Andretti Motorsport

Max Günther erzielte seinen zweiten Sieg in der Formel E, Foto: LAT Images
Max Günther erzielte seinen zweiten Sieg in der Formel E, Foto: LAT Images

BMW zählte vor der Corona-Pause zu den Top-3-Teams und mischte in beiden Meisterschaften weit vorne mit. In Berlin erlebte das Werksteam aus München jedoch ein Debakel und ging fast komplett leer aus. Für das einzige Highlight sorgte Maximilian Günther, der nach Daniel Abt 2018 als zweiter Deutscher sein Heimrennen gewinnen konnte.

Auf der Gegenseite sah Günther viermal nicht die Zielflagge und beendete ein weiteres Rennen außerhalb der Punkte. Noch schlimmer erging es Teamkollege Alexander Sims, der sich in den Qualifyings und Rennen durchweg schwer tat und insgesamt nur drei Punkte sammelte. Günther reiste als Gesamtvierter nach Berlin und schloss die Saison auf Platz neun ab. Sims rutschte vom einstmals dritten Gesamtrang bis auf P13 ab.

"Maximilian Günther hat ein sehr gutes Debütjahr in unserem Team hinter sich", sagte BMW Motorsport-Direktor Jens Marquardt. "Seine Siege in Santiago und Berlin waren echte Highlights. Was uns letztlich gefehlt hat, um bis zum Schluss im Titelrennen eine Hauptrolle zu spielen, war in erster Linie Konstanz. Wir konnten unsere Performance vom Saisonbeginn in Berlin zu selten abrufen."

RennenMaximilian GüntherAlexander Sims
Berlin 1Rennen: DQ - Quali: P12Rennen: P9 - Quali: P16
Berlin 2Rennen: DNF - Quali: P11Rennen: P19 - Quali: P24
Berlin 3Rennen: P1 - Quali: P2Rennen: P10 - Quali: P16
Berlin 4Rennen: DNF - Quali: P21Rennen: P13 - Quali: P16
Berlin 5Rennen: DNF - Quali: P16Rennen: P11 - Quali: P14
Berlin 6Rennen: P12 - Quali: P18Rennen: P13 - Quali: P15

Audi Sport ABT Schaeffler

Rene Rast beim Formel-E-Debüt für Audi auf dem Podium, Foto: Audi Communications Motorsport
Rene Rast beim Formel-E-Debüt für Audi auf dem Podium, Foto: Audi Communications Motorsport

Audi als erfahrensten der vier deutschen Teams blieb auf seiner Lieblingsstrecke Berlin hinter den eigenen Erwartungen zurück. Lucas di Grassi wollte im Titelkampf mitmischen, beendete die Saison aber auf dem sechsten Gesamtplatz. Der frühere Meister fuhr in fünf Rennen in die Punkteränge, holte aber nur einmal mit dem Podestplatz im zweiten Rennen die Big Points.

Rene Rast schlug sich bei seinem Formel-E-Debüt mit Audi überraschend gut. Nach Anfangsschwierigkeiten konnte sich der zweifache DTM-Champion im Verlauf der sechs Rennen kontinuierlich steigern und eroberte sogar einen Podestplatz. In Berlin erzielte Rast insgesamt nur vier Punkte weniger als sein erfahrener Teamkollege, hatte allerdings den Vorteil der besseren Platzierung in den Qualifying-Gruppen.

"Natürlich hatten wir höhere Erwartungen, aber das Team darf stolz darauf sein, was es zum Ende der Saison in diesen 'Berlin Six' erreicht hat. Wir werden hart arbeiten, um nächstes Jahr wieder weiter vorne zu sein", sagte Audi-Teamchef Allan McNish.

RennenLucas di GrassiRene Rast
Berlin 1Rennen: P8 - Quali: P20Rennen: P10 - Quali: P13
Berlin 2Rennen: P3 - Quali: P6Rennen: P13 - Quali: P23
Berlin 3Rennen: P8 - Quali: P10Rennen: DNF - Quali: P21
Berlin 4Rennen: P6 - Quali: P12Rennen: P16 - Quali: P8
Berlin 5Rennen: P: 21 - Quali: P23Rennen: P3 - Quali: P4
Berlin 6Rennen: P6 - Quali: P10Rennen: P4 - Quali: P3

TAG Heuer Porsche Formel E Team

Andre Lotterer holte in Berlin den zweiten Podestplatz für Neueinsteiger Porsche, Foto: LAT Images
Andre Lotterer holte in Berlin den zweiten Podestplatz für Neueinsteiger Porsche, Foto: LAT Images

Beim einzigen echten Neueinsteiger der Formel E - Mercedes hatte HWA als Vorhut - war nach der Corona-Pause in Berlin ein deutlicher Fortschritt zu erkennen. Andre Lotterer bescherte dem Sportwagenhersteller einen zweiten Podestplatz und punktete in fünf der sechs Rennen. Licht und Schatten wechselten sich beim dreifachen Le-Mans-Sieger in den Qualifyings regelmäßig ab, unterm Strich wusste er zu überzeugen und zeigte mit 46 Punkten in Berlin das Potenzial des Elektro-Porsche.

Während Lotterer mehrfach Highlights setzte, benötigte Teamkollege Neel Jani zwölf Rennen für seine erste Punkteausbeute. Platz sechs im fünften Berlin-Rennen nach Start von P3 muss sich für den Schweizer schon fast wie sein Sieg in Le Mans 2016 angefühlt haben... Ein Pleite-Jahr für Jani, der im Gegensatz zu Lotterer seine erste volle Saison in der Formel E bestritt. Hätte er ähnliche Ergebnisse aufweisen können wie Lotterer, wäre für Debütant Porsche wesentlich mehr drin gewesen als der achte Platz in der Team-Wertung.

Fritz Enzinger, Leiter Porsche Motorsport: "Bei acht von elf Events haben wir mit dem TAG Heuer Porsche Formel-E-Team Punkte gesammelt. Diese Bilanz ist für einen Neuling in der Formel E herausragend. Wir kamen ohne Erfahrungswerte aus einem Partner- oder Kundenteam in diese Meisterschaft und haben uns jedes einzelne Erfolgserlebnis gemeinsam erarbeitet. Fest steht: Porsche fühlt sich in der Formel E wohl. Unser Ziel für die neue Saison sind Siege."

RennenAndre LottererNeel Jani
Berlin 1Rennen: P2 - Quali: P3Rennen: P11 - Quali: P17
Berlin 2Rennen: P9 - Quali: P12Rennen: P15 - Quali: P19
Berlin 3Rennen: P5 - Quali: P7Rennen: DNF - Quali: P18
Berlin 4Rennen: P8 - Quali: P18Rennen: P19 - Quali: P22
Berlin 5Rennen: P4 - Quali: P7Rennen: P6 - Quali: P3
Berlin 6Rennen: P14 - Quali: P20Rennen: P15 - Quali: P8

Die deutschen Hersteller in der Formel-E-Saison 2019/20

TeamMeisterschaftPunkte in BerlinSiege gesamtPodestplätze gesamt
MercedesP3 (147 Punkte)9114
BMWP5 (118 Punkte)2834
AudiP6 (114 bPunkte)6803
PorscheP8 (79 Punkte)5402