Es hatte sich ein actionreiches Rennen angekündigt - und das war es auch beim vorletzten Saisonlauf der Formel E in Berlin. Den Auftakt zum dritten und letzten Double-Header in der Hauptstadt innerhalb von neun Tagen gewann Oliver Rowland. Der Nissan-Pilot errang seinen ersten Sieg in der Elektro-Rennserie und seinen ersten Podestplatz in der laufenden Saison.

Hinter Rowland überquerte mit Robin Frijns ein weiterer Fahrer die Ziellinie als Zweiter, der sich mit zuvor nur einem Podesterfolg ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hatte. Beide Fahrer profitierten nicht zuletzt von einem chaotischen Qualifying wenige Stunden zuvor, in dem ein Großteil der üblichen Favoriten strauchelte und von weit hinten starten musste.

Während Rowland und Frijns über weite Strecken ihr eigenes Rennen fuhren, wurde es beim Kampf um den dritten Platz auf dem Podium spannend. Rene Rast und Andre Lotterer duellierten sich über viele Runden, bis der Audi-Pilot nach einem packenden Finish bis zur letzten Kurve die Nase vorn hatte.

Rast errang mit Platz drei das beste Ergebnis in seinem fünften Formel-E-Rennen für Audi nach einiger Verwirrung: fälschlicherweise wurde eine Runde vor dem tatsächlichen Rennende eine virtuelle Zielflagge auf den Timing-Monitoren eingeblendet. Der zweifache DTM-Champion hatte zuvor mit Startplatz vier im Qualifying überrascht, während sich Lotterer von P7 nach vorne kämpfte.

Der dreifache Le-Mans-Sieger verpasste den zweiten Podestplatz in Berlin sowie den dritten in der laufenden Saison für Neueinsteiger Porsche. Mit dem Zieleinlauf kündigte die Rennleitung einer Untersuchung wegen eines Kontaktes der beiden deutschen Fahrer an. Später beurteilte sie den Vorfall als Renn-Zwischenfall ohne Konsequenzen.

"Ich musste mich nach vorne kämpfen und habe ein bisschen zu viel Energie verbrannt", sagte Lotterer. "Mein Team hat mir gesagt, dass Rast 0,5 Prozent mehr hat. Er war aggressiv, hat es aber gut genutzt. Er fuhr mir auf der Innenseite rein, es gab ein bisschen Kontakt und dann noch etwas mehr... Die Extra-Energie reicht ihm aus, um die Nase vorne zu haben."

Formel-E-Rückkehrer Alex Lynn (Mahindra), Porsche-Fahrer Neel Jani, Mitch Evans (Jaguar) und Edoardo Mortara (Venturi) komplettierten die Top-8.

Vizemeister-Anwärter im Pech

Mit Maximilian Günther, Jean-Eric Vergne und Lucas di Grassi erlebten drei Fahrer, die sich gute Chancen auf die Vize-Meisterschaft ausrechnen konnten, herbe Rückschläge. BMW-Youngster Günther fiel nach einem Kontakt mit Lucas die Grassi früh im Rennen aus und sah zum zweiten Mal in Folge nicht die Zielflagge.

Audi-Star di Grassi erwischte es wenig später, als er sich beim Kontakt mit Antonio Felix da Costa einen Reifenschaden einhandelte. Und auch Vergne hatte es nicht leicht: wegen falscher Kühlung seiner Batterie kassierte der zweifache Formel-E-Champion eine Durchfahrtsstrafe.

Letztes Formel-E-Rennen für Eurosport

Das letzte Rennen der Saison 6 und damit der Abschluss der sechs Läufe in Berlin steigt am morgigen Donnerstag. Eurosport 1 überträgt zum vorerst letzten Mal ab 19:00 Uhr ein Rennen der Formel E, bevor die TV-Rechte ab 2021 zu Sat.1 übergehen.

Die Meisterschaft: Antonio Felix da Costa (156 Punkte) geht zum ersten Mal in Berlin leer aus, stand aber bereits uneinholbar als Meister fest. Oliver Rowland klettert durch seinen Sieg mit 83 Punkten vom neunten bis auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Jean-Eric Vergne fällt mit weiterhin 80 Zählern auf den dritten Platz zurück. Andre Lotterer (71 Punkte) und Max Günther (69 Punkte) wahren ihre Chancen auf den Vize-Titel. In der Team-Wertung belegt Nissan hinter dem bereits feststehenden Meister DS Techeetah den zweiten Platz. BMW ist Gesamtdritter.

Formel E Berlin 5: So lief das Rennen am Mittwoch

Die Startaufstellung: Das verrückteste Qualifying der Saison versprach große Spannung für das Rennen am Abend. Die Top-Fahrer Antonio Felix da Costa, Jean-Eric Vergne, Lucas di Grassi und Sebastien Buemi starteten von den letzten Plätzen, weil sie in ihrer Qualifying-Gruppe die Ziellinie zu spät überquert hatten und dadurch keine Rundenzeiten setzten.

Davon profitierten unter anderem drei Berlin-Neulinge: Rene Rast, Alex Lynn und Tom Blomqvist holten die Plätze vier bis sechs. Die erste Startreihe teilten sich Oliver Rowland im Nissan und Virgin-Pilot Robin Frijns. Andre Lotterer verpasste die Superpole-Runde als Siebter knapp. Berlin-Sieger Max Günther startete in Folge einer 3-Platz-Strafe nach dem Unfall im letzten Rennen von P16. Daniel Abt hatte als 20. Die beiden Werks-Mercedes vor der Nase.

Das Wetter: 31 Grad zum Auftakt des zweiten Doppel-Rennens in Berlin: an den Temperaturen änderte sich im Vergleich zu den letzten Rennen nichts. Bei einer Streckentemperatur von 33 Grad beließ Reifenausstatter Michelin den Mindestreifendruck bei 1,3 bar statt der 1,4 bar während der ersten Rennen.

Der Start: Robin Frijns und Oliver Rowland mit Neel Jani im Schlepptau kontrollierten das Geschehen an der Spitze. Dahinter fiel Rene Rast um zwei Plätze hinter Alex Lynn und Andre Lotterer zurück. Im hinteren Feld kamen sich Daniel Abt und Sam Bird ins Gehege, nach einem Kontakt fielen die beiden Rivalen bis auf die letzten Plätze zurück. Der größte Sprung aus dem Quali-Debakel-Quartett gelang Antonio Felix da Costa, der sich von P21 bis auf den 15. Platz nach vorne kämpfte.

Der Fanboost: Die inzwischen standartmäßigen Fanboost-Sieger Stoffel Vandoorne und Daniel Abt durften sich auch in diesem Rennen über den kurzzeitigen Zusatz-Boost von 250 kW freuen. Der neue Meister Antonio Felix da Costa, Andre Lotterer und Mitch Evans zählten ebenfalls zu den fünf Fahrern mit den meisten Stimmen beim Online-Voting.

Die Zwischenfälle: Früh im Rennen meldete die Rennleitung einen Batterie-Fehler am Auto von Jean-Eric Vergne. Zur 11. Runde brummte sie dem Franzosen eine Durchfahrtsstrafe wegen zu starker Kühlung der Batterie auf. Zu diesem Zeitpunkt fuhr der zweifache Champion auf dem 17. Platz.

In der 13. Runde kollidierte Lucas di Grassi bei einem Überholversuch auf der Außenseite mit Antonio Felix da Costa. Während der Techeetah-Fahrer die Fahrt auf P15 liegend fortsetzen konnte, meldete di Grassi einen Reifenschaden und musste die Boxengasse ansteuern. Später kassierte der Brasilianer obendrein eine 5-Sekunden-Strafe.

Die Ausfälle: Maximilian Günther erlebte einen weiteren Rückschlag im Kampf um die Vize-Meisterschaft. Der BMW-Youngster zog sich nach einem Kontakt mit Lucas di Grassi einen Reifenschaden zu und musste bereits in der 5. Runde die Box ansteuern. Damit erlebte der Allgäuer seinen zweiten Ausfall in Folge. Mit Daniel Abt fiel ein weiterer Berlin-Sieger (2018 mit Audi) vorzeitig beim Heimrennen aus.