Der erste größere Renn-Zwischenfall beim Saisonfinale der Formel E in Berlin blieb nicht ohne Konsequenzen. Nach dem Dreier-Crash im Samstagsrennen musste das Team Dragon-Racing die Batterie im Rennwagen von Sergio Sette Camara austauschen lassen.

Eine Strafe kassierte der Brasilianer für den Austausch der Einheitsbatterie allerdings nicht. Begründung der Rennleitung: höhere Gewalt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn tatsächlich war der Wechsel der Batterie nötig geworden, nachdem sein havariertes Auto vom Abschleppkran gefallen war!

Nach einer Untersuchung durch Batterielieferant McLaren ließ sich ein Austausch des Akkus für den Renntag an diesem Sonntag nicht vermeiden. Da weder Sette Camara noch Dragon-Racing für den Zwischenfall verantwortlich waren, bleibt der Wechsel straffrei.

Der Unfall in der achten Rennrunde, in den mehrere Fahrer involviert waren und den Setta Camara ausgelöst hatte, hatte weitere Konsequenzen. Bei Unfall-Opfer Neel Jani musste Porsche die Sicherheitszelle austauschen. Sette Camara wurde als Verantwortlicher des Crashs ausgemacht und kassiert für das heutige Rennen eine Drei-Platz-Strafe.

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"Das war ein Gemetzel in der Kurve", war Jani alles andere als begeistert. "Ich wollte einen Kontakt vermeiden und hätte es beinahe geschafft, dann wurde ich aber verheddert. Schade, denn wir hatten ein wirklich gutes Auto im Rennen. Ich bin enttäuscht, weil wir endlich mal die Pace haben, um konstant vorne mitzufahren."

Sette Camara, der in der achten Runde das Heck von James Calados Jaguar berührte und dadurch Jani nicht mehr ausweichen konnte, nahm den Unfall auf seine Kappe. "Meine Räder haben blockiert und ich habe Calado getroffen", sagte der 22-Jährige, der in Berlin auf Brendon Hartley nachfolgt. "Das war mein Fehler. Dabei habe ich mich erst aus allem rausgehalten und bin konservativ gefahren."

Sette Camara argumentierte, dass er versucht habe, sich gegen Hintermann Alex Sims im BMW zu verteidigen. Ein angetäuschtes Manöver des Briten habe ihn aus dem Konzept gebracht und die falsche Linie wählen lassen: "Er hat so getan, als ob er da überholen wollte."

Sims schilderte den Vorfall direkt vor ihm so: "Sette Camara hat Calado getroffen als er versucht hat, sich gegen mich zu verteidigen. Mir war klar, dass ich nicht überholen konnte. Deshalb bin ich wieder auf meine Rennlinie gefahren. Aber er hatte sich schon zur Linie bekannt und dann den Jaguar getroffen. Ich denke, er hat das einfach falsch eingeschätzt."

Calado, der seit fünf Rennen auf die nächsten Punkte wartet, war nach dem nächsten Ausfall gehörig bedient. "Ich wurde so hart getroffen, das hat mich komplett überrascht", sagte er später. "Das war dann Game Over."

Es gibt Gerüchte, dass Calado an diesem Sonntag sein letztes Rennen für Jaguar bestreiten wird. Angeblich soll der frühere DTM-Pilot Tom Blomqvist für die letzten beiden Rennen am kommenden Mittwoch und Donnerstag übernehmen. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht.