Heimsieg! Maximilian Günther hat das achte Rennen der Formel-E-Saison 2019/20 sowie das dritte in Berlin gewonnen. Zum Auftakt des zweiten von drei Doppelrennen in der deutschen Hauptstadt, die das Saisonfinale bilden, setzte sich der BMW-Youngster vor Robin Frijns (Virgin) und dem amtierenden Champion Jean-Eric Vergne (Techeetah) durch.

Bei höchst sommerlichen Temperaturen von 35 Grad am Samstagabend errang Günther den zweiten Sieg seiner Karriere in der Elektro-Rennserie und belegt nun den zweiten Platz in der Meisterschaft.

Der 23-Jährige lieferte sich in der Schlussphase ein packendes Duell mit Pole-Setter Vergne und ging dank besserem Energie-Management als Sieger hervor. "Es war geplant, Vergne spät im Rennen anzugreifen", erklärte der glückliche Allgäuer.

Der zweifache Champion Vergne verlor den zweiten Platz wenig später auch noch an Audi-Werksfahrer Frijns, der in der Formel E für das Kundenteam Virgin antritt. Vergne: "Ich bin nicht sicher, was da los war. Beim Attack Mode habe ich viel Energie verloren, vielleicht hat mein Regen-Pedal nicht richtig funktioniert. Ich habe erst mit Max um die Führung gekämpft. Als dann Robin ankam, sah ich, dass es sinnlos wäre zu fighten, weil ich sonst sogar das Podium riskiert hätte."

Titelfavorit Antonio Felix da Costa überquerte die Ziellinie nach Start von P8 auf dem vierten Platz. Der Sieger der ersten beiden Berlin-Rennen baute seinen Vorsprung in der Meisterschaft einmal mehr aus - und profitierte von Problemen der Konkurrenz. Audi-Pilot Lucas di Grassi kam nicht über Platz acht hinaus, während Stoffel Vandoorne (Mercedes) einen Reifenschaden erlitt und vom fünften Platz aus den Punkterängen herausfiel.

Drei Rennen vor dem Saisonende führt Felix da Costa die Meisterschaft mit 137 Punkten an. Mit seinem Sieg rückt Günther mit 69 Zählern auf den zweiten Platz nach vorne. Lucas di Grassi fällt mit 61 Punkten auf Rang drei zurück. Klare Angelegenheit auch in der Team-Wertung: DS Techeetah führt mit 188 Punkten vor BMW (118) und Nissan (96).

Andre Lotterer errang den fünften Platz und sammelte weitere Punkte für Formel-E-Neueinsteiger Porsche. Daniel Abt errang mit P15 sein bislang bestes Ergebnis für sein neues Team NIO. Rene Rast steuerte bei seinem dritten Rennen für Audi von Startplatz 22 lange Zeit auf die Punkteränge zu, fiel kurz vor Schluss aber auf den 20. Platz zurück.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Rennen am vergangenen Mittwoch und Donnerstag kehrte die Formel E diesmal zum bekannten Streckenlayout auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof zurück: beide Rennen an diesem Wochenende werden gegen den Uhrzeigersinn gefahren, die Streckenlänge blieb mit 2,355 Kilometern unverändert.

Das vierte Berlin-Rennen findet am Sonntagabend um 19:00 Uhr (live bei Eurosport 1) statt, das Finale steigt am kommenden Mittwoch/Donnerstag auf einem neuen und längeren Streckenlayout.

Formel E Berlin 3: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Jean-Eric Vergne meldete sich mit der elften Pole seiner Formel-E-Karriere nach zuvor schwierigen Rennen eindrucksvoll zurück. Mit mehr als vier Zehntelsekunden Abstand verwies der Champion von Techeetah Maximilian Günther auf den zweiten Platz. Das BMW-Juwel begann zum dritten Mal ein Rennen aus der ersten Startreihe. Jerome D'Ambrosio (Mahindra) und Stoffel Vandoorne (Mercedes) starteten von den Plätzen drei und vier. Mit Wehrlein-Nachfolger Alex Lynn schaffte es ein weiterer Mahindra-Fahrer in die Top-5. Andre Lotterer im Porsche verpasste die Superpole als Siebter nur knapp. Rene Rast und Audi-Vorgänger Daniel Abt (NIO) teilten sich die vorletzte Reihe.

Das Wetter: Die Temperaturen klettern kontinuierlich in der Berliner Rennwoche mit sechs Rennen innerhalb von neun Tagen (05.-13. August). Am Samstag waren die Fahrer mit 35 Grad (Strecke: 34 Grad) konfrontiert, was sich wegen der Batterien auf das Energie-Management auswirkte. Vor dem Rennen gab Reifenlieferant Michelin zudem eine Senkung des Mindestluftdrucks von 1,4 auf 1,3 bar bekannt. Die Strecke wurde nach den ersten beiden Rennen am freien Freitag gesäubert und von den umliegenden Marbles abseits der Ideallinie befreit.

Der Start: Pole-Setter Jean-Eric Vergne fuhr in der ersten Runde einen Vorsprung von fast zwei Sekunden heraus, weil sich dahinter Max Günther gegen das Mahindra-Duo Jerome D'Ambrosio und Alex Sinn zur Wehr setzen musste. Der BMW-Pilot verlor kurzzeitig die zweite Startposition, eroberte sie zum Ende der ersten Runde aber vom Belgier zurück. Stoffel Vandoorne verlor von P4 früh zwei Positionen an Lynn und Robin Frijns im Virgin. Antonio Felix da Costa beendete die erste Runde als Achter hinter Andre Lotterer. Rene Rast und Daniel Abt fuhren nach der Startphase auf den Positionen 21 und 23.

Der Re-Start zur 15. Runde: Nach dem Sette Camara/Sims/Calado/Jani-Clash in Runde 11 neutralisierte das Safety Car das Rennen. Beim Re-Start übte Günther großen Druck auf Spitzenreiter Vergne aus und aktivierte früh den Attack Mode. Dadurch fiel der BMW-Youngster zunächst um zwei Plätze hinter Frijns und D'Ambrosio zurück, eroberte P2 aber wieder zurück. Vergne nutzte seinerseits den Attack Mode und behauptete die Führung. Lotterer fuhr zu diesem Zeitpunkt auf P6, Rast und Abt folgten auf den Plätzen 13 und 19.

Der Fanboost: Antonio Felix da Costa, Stoffel Vandoorne, Lucas di Grassi, Daniel Abt und Andre Lotterer erhielten im Voting die meisten Stimmen und damit die kurzzeitige Mehrleistung von 250 kW durch den Fanboost.

Die Zwischenfälle: In Runde 11 kamen sich die beiden Brasilianer Lucas di Grassi und Felipe Massa ins Gehege, Massa traf seinen Landsmann an der Seite und kostete ihn drei Plätze. Dafür kassierte der Venturi-Pilot später auf Platz fünf liegend eine Durchfahrtstrafe.

Wenig später wurde wild, das Safety Car musste ausrücken: James Calado (Jaguar) und Dragon-Rookie Sergio Sette Camara nach Zweikampf mit Alex Sims (BMW) berührten sich im hinteren Mittelfeld. Porsche-Fahrer Neel Jani konnte nicht ausweichen und traf den havarierten Dragon, sodass das Rennen für den Schweizer beendet war. Calado musste die Boxengasse für einen Reifenwechsel ansteuern und beschwerte sich: "So wurde ich noch nie aus einem Rennen genommen!"

Nach der Safety-Car-Phase handelte sich Stoffel Vandoorne einen Reifenschaden an seinem Mercedes ein und fiel vom fünften Platz zurück. Der frühere Formel-1-Fahrer musste sich einen neuen Reifen in der Boxengasse abholen.

Die Ausfälle: Sergio Sette Camara und Neel Jani mussten das Rennen nach dem Clash in der 11. Runde vorzeitig beenden.