Das klingt nach einem echten TV-Krimi in der Formel E. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird das große Saisonfinale mit sechs Rennen in Berlin innerhalb von neun Tagen (05.-13. August 2020) nicht wie zunächst geplant von ARD und ZDF übertragen.

Damit bliebe lediglich die übliche Ausstrahlung bei Noch-Stammsender Eurosport, sofern kein anderes Unternehmen die von den beiden öffentlich-rechtlichen Sendern erworbenen Sublizensierungsrechte übernommen hätte.

Vorgesehen war zuletzt - sehr zum Verdruss vor allem der vier deutschen Autobauer Audi, BMW, Mercedes und Porsche in der Formel E - eine Ausstrahlung seitens ARD und ZDF nur per Live-Stream und nicht im deutlich relevanteren Free-TV.

ZDF sagt ab - ARD vor Entscheidung

Das ZDF hat auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com bereits komplett abgewunken. Es zeichnet sich ab, dass auch Das Erste auf eine Ausstrahlung einiger der Rennen in Berlin, die gleichzeitig den Abschluss der laufenden Saison 6 bilden, verzichten wird. Hier soll im Gegensatz zum ZDF die finale Entscheidung noch ausstehen. In der Programmvorschau taucht die Formel E aktuell nicht auf.

Nach der ZDF-Absage stehen die Chancen für den zweiten öffentlich-rechtlichen TV-Sender, die sich schon in der Vergangenheit Sublizensierungsrechte von Eurosport für die Formel E gesichert hatten, sehr gering. Geplant war nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ursprünglich eine Übertragung der ersten drei Berlin-Läufe (05., 06., 08. August) im ARD-Livestream, die restlichen drei Rennen (09., 12., 13. August) hätte das ZDF gezeigt.

TV-Absage sorgt für großen Unmut

Laut der offiziellen Webseite der Formel E werden die beiden Rennen am Mittwoch, 05. August und Donnerstag, 06. August neben der TV-Übertragung bei Eurosport 1 in den Live-Streams von ZDF beziehungsweise ARD gezeigt - inzwischen versehen mit dem Hinweis: "noch zu bestätigen". Diese aktuellen Angaben stiften auch in den Reihen der deutschen Autohersteller Verwirrung. Offenbar herrscht noch immer keine Klarheit mit Blick auf den deutschen TV-Markt.

Dass ARD und ZDF erstmals seit 2017 die 'Heimrennen' der Formel E nicht im Fernsehen - und nun offenbar nicht einmal per Live-Stream - zeigen, sorgte bei den involvierten Herstellern Audi, BMW, Mercedes und Porsche für großen Unmut. "Man hätte die Startzeiten doch problemlos an die Bedürfnisse der TV-Sender anpassen können", meinen Szene-Kenner. Die sechs Berlin-Rennen starten jeweils um 19:00 Uhr und damit drei Stunden später als üblicherweise.

Stream-Absage verschmerzbar - TV ist Premium

Der bevorstehende Ausfall eigentlich geplanter Live-Streams auf den Internet-Plattformen von ARD und ZDF dürfte sich aufgrund des geringen Zuschauer-Interesses bei vorangegangenen Rennen zumindest verschmerzen lassen.

Dabei wäre eine Fernsehausstrahlung bei ARD und ZDF wichtig gewesen für die Formel E, die in Deutschland weiterhin um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Zum Vergleich: 2018 zeigte die ARD erstmals das Berlin-Rennen der Formel E im Free-TV und erzielte mit 1,46 Millionen Zuschauern sowie einem Marktanteil von 20,2 Prozent einen bis heute ungebrochenen Quotenrekord für die junge Elektro-Rennserie in Deutschland. Eurosport hingegen erreichte zuletzt pro Rennen im Schnitt weniger als 100.000 TV-Zuschauer in heimischen Haushalten.

Auf diesen Streckenkonfigurationen fahren die Formel-E-Fahrer beim Finale in Berlin, Foto: Formel E
Auf diesen Streckenkonfigurationen fahren die Formel-E-Fahrer beim Finale in Berlin, Foto: Formel E

Welche Rolle spielt die ProSiebenSat.1 Group?

Möglicherweise findet der 'TV-Krimi' knapp zwei Wochen vor dem ersten der sechs Berlin-Rennen am 05. August eine Fortsetzung. Laut Gerüchten aus der Medienbranche könnte die ProSiebenSat.1 Group mitmischen und die Sublizensierungsrechte der Öffentlich-Rechtlichen kurzfristig übernehmen.

Wie Motorsport-Magazin.com am 10. Juni 2020 exklusiv berichtet hatte, beschäftigt sich 7Sports, die Sportbusiness-Unit der ProSiebenSat.1 Group, mit den Übertragungsrechten der Formel E im deutschsprachigen Raum zur kommenden Saison. Damit würde der Privatsender auf Eurosport folgen, wo seit 2015/16 ein Großteil der Rennen live im Free-TV ausgestrahlt worden ist. Der Vertrag zwischen der Formel E und der Discovery Inc., die seit 2015 alle Anteile an Eurosport hält, läuft zum Saisonende aus.

Formel E: Attraktives Paket für Deutschland

"Zu laufenden Rechteausschreibungen äußern wir uns grundsätzlich nicht", teilte ein Sprecher der ProSiebenSat.1 Group auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com mit. Besonders in Deutschland gilt die Formel E als attraktives Paket. Vier deutsche Premium-Autobauer engagieren sich mit Werksprogrammen in der Serie, zudem werben zahlreiche namhafte Unternehmen auch aus dem deutschsprachigen Raum auf der Plattform von Gründer Alejandro Agag.

Zuletzt war Sat.1 mit seinem bekannten Format 'ran' in die Welt des Motorsports zurückgekehrt. 2018 übernahm der Sender die DTM-Rechte von der ARD, die 18 Jahre lang die Rennen der Tourenwagenserie ausgestrahlt hatte. Die Zukunft der DTM über 2020 hinaus bleibt nach den jüngsten Ausstiegen von R-Motorsport mit Aston Martin und vor allem Audi ungewiss. Der TV-Vertrag wurde im November 2019 bis einschließlich 2021 verlängert.