Die Formel E hat in ihrer Geschichte seit 2014 einige kuriose Rennen und Ereignisse erlebt. Die bis heute kontroversteste Angelegenheit ereignete sich jedoch 2016 beim Saisonfinale in London. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die Ereignisse, die sich vor genau vier Jahren am 03. Juli 2016 auf der temporären Rennstrecke im Londoner Battersea Park ereigneten.

Beim Double-Header zum Finale dominierte Renault-Pilot Nico Prost den ersten Lauf und siegte vor Bruno Senna und Jean-Eric Vergne. Aber alle Augen waren auf den Zweikampf um den Titel gerichtet: Sebastien Buemi (Renault) gegen Lucas di Grassi im Audi. Beide Titelaspiranten starteten im ersten Rennen nur im Mittelfeld, kämpften sich aber durch das Feld und fighteten letztlich gegeneinander um Platz fünf.

In ihren Zweikampf schaltete sich kurz vor Schluss auch Sam Bird ein. Der Brite überholte Buemi allerdings unter Gelb für Platz sechs, da der zu diesem Zeitpunkt Drittplatzierte Oliver Turvey seinen Boliden in die Mauer stopfte. Hinter den Top-3 landete di Grassi letztlich auf Platz vier, direkt gefolgt von Buemi, der nochmal einen Weg vorbei an Bird fand.

Nur drei Punkte trennen die beiden Titel-Kontrahenten vor dem großen Finale am Sonntag in der britischen Hauptstadt. Buemi sichert sich die Pole und zog dank der Extra-Punkte mit di Grassi gleich, der auf Rang drei lauerte.

Formel-E-Final-Drama in London: di Grassi und Buemi crashen (00:43 Min.)

Beim Start passierte dann das Unglaubliche: Di Grassi rauschte Buemi in der ersten Kurve ins Heck! Beide Fahrer schleppten ihre havarierten Boliden ohne jede Chance auf Punkte in die Box. Di Grassi wäre zu diesem Zeitpunkt Meister und damit der zweite Champion in der Geschichte der Formel E gewesen. Den ersten Titel hatte sich ein Jahr zuvor an gleicher Stelle Nelson Piquet Junior gesichert.

Für Buemi blieb im holprigen Battersea Park eine letzte Möglichkeit, di Grassi den Titel doch noch vor der Nase wegzuschnappen, denn: zwei Extra-Punkte gab es damals für die schnellste erzielte Rennrunde. So kam es zu einem atemberaubenden Rundenzeiten-Shootout um den Titel, während auf der Strecke der Kampf um den Rennsieg weitertobte.

Lucas di Grassi mit seinem zerstörten Audi in der Boxengasse, Foto: Motorsport-Magazin.com
Lucas di Grassi mit seinem zerstörten Audi in der Boxengasse, Foto: Motorsport-Magazin.com

Di Grassi legte in der achten Rennrunde vor. Buemi blieb dagegen im ersten Versuch im Verkehr stecken, schaffte im zweiten Anlauf aber die schnellste Rennrunde. Sechs Runden vor Schluss versuchte di Grassi zu kontern, musste die Runde aber nach einem Fahrfehler abbrechen. Dem Brasilianer blieb noch eine Chance, doch er verpasste die Zeit von Buemi um gerade einmal 0,051 Sekunden.

So war es Buemi, der über seinen ersten Meistertitel in der Formel E jubeln durfte - erobert allein durch die Extra-Punkte für die schnellste Rennrunde. Ob Rivale di Grassi damals absichtlich einen Unfall provozierte oder ob alles nur ein Zufall im Renneifer war, darüber wird bis zum heutigen Tage wild diskutiert. Auf jeden Fall bleibt das Finale der zweiten Formel-E-Saison eines für die Ewigkeit.