Daniel Abt hat sich am Dienstagabend nach dem Betrugs-Eklat beim virtuellen Rennen der Formel E sowie seiner Suspendierung bei Audi Sport an die Öffentlichkeit gewandt. In einem knapp 15 Minuten langen YouTube-Statement erzählte der Kemptener, was hinter seiner Aktion steckte und räumte ein, einen riesengroßen Fehler begangen zu haben.

Hinter der Idee, an seiner Stelle einen jungen Sim-Profi das Rennen fahren zu lassen, habe das Vorhaben gesteckt, seine Anhänger zu unterhalten und das Ganze am Ende mit einer Video-Dokumentation aufzulösen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hatten weder Audi noch Abts Management im Vorfeld Kenntnis von diesem vermeintlichen Scherz, der sich als folgenschwer herausstellen sollte.

"Es war niemals meine Intention, einen anderen Fahrer für mich fahren zu lassen und danach das Thema zu verschweigen, damit ich besser dastehe", sagte Abt in seinem Video. "Denn das tue ich nicht. Diese Punkte (in der virtuellen Meisterschaft; d. Red.) sind für mich persönlich irrelevant, ich bekomme kein Geld oder sonst etwas dafür."

Abt: "Als ich im Twitch-Stream trainiert habe für die Race at Home Challenge, war ich mit anderen Sim-Racern in Kontakt und wir haben uns ausgetauscht. In diesem Stream und an diesem Tag kam aus einer Unterhaltung die Idee, dass das doch eine lustige Aktion sein könnte, wenn ein Sim-Racer für mich fährt, den anderen realen Fahrern zeigt, was er drauf hat, wir das dokumentieren und eine lustige Story daraus kreieren. Das war unsere Idee und unser Gedanke."

Die virtuelle Meisterschaft habe ihm nichts bedeutet, es sei nur um die Unterhaltung der Zuschauer gegangen, betonte Abt und wiederholte damit, was er schon vor einigen Wochen gesagt hatte. "Das ist nicht das, was professionelles Racing ausmacht", so Abt. "Trotzdem habe ich Wochenende für Wochenende mitgemacht mit dem Anspruch, die Fans zu entertainen (unterhalten; d. Red.). Ich habe von Anfang an betont, dass es für mich nicht um Ergebnisse geht."

Die Schummelei fiel schon während der Veranstaltung anderen Fahrern wie Stoffel Vandoorne auf. Abt habe ohnehin nicht versucht, die Sache zu verschleiern, etwa mit veränderten IP-Adressen. Im direkten Anschluss an das Rennen nahm die Formel E Untersuchungen auf und belegte Abt am Sonntag mit einer Spenden-Strafzahlung in Höhe von 10.000 Euro sowie einer Aberkennung aller Punkte in der virtuellen Veranstaltung. "Ich wurde gefragt, ob ich gefahren bin und habe von Anfang an gesagt, dass ich nicht gefahren bin", so Abt.

Audi wirft Daniel Abt raus: gerecht oder zu hart? (43:08 Min.)

Doch bevor es zu einer Auflösung durch ihn selbst kommen konnte, wurde Abt in den sozialen Netzwerken und weltweiten Medien als Betrüger gebrandmarkt. So blieb Audi angesichts des schwelenden Abgas-Skandals kaum eine andere Wahl als sich am Dienstagmittag per sofortiger Wirkung vom ersten deutschen Sieger der Formel-E-Geschichte (Mexiko 2018) zu trennen.

"Ich kann verstehen, dass wir mit dieser Idee zu weit gegangen sind", sagte Abt. "Im Nachhinein betrachtet haben wir nicht genug über die Ernsthaftigkeit und Konsequenzen, die das Ganze mit sich bringt, nachgedacht. Und haben einen riesengroßen Fehler begangen. Zu diesem Fehler stehe ich und akzeptiere es und trage alle Konsequenzen für das, was ich gemacht habe."

Abt bestätigte in diesem Zuge, dass die Zusammenarbeit mit Audi nach 63 Rennen, zwei Siegen und zehn Podestplätzen in 63 Formel-E-Rennen beendet ist und er nicht mehr für das Team in der laufenden Saison antreten wird. Wer beim Ingolstädter Werksteam nachfolgt, ist noch nicht bekannt.

"Das ist ein Schmerz, den ich in dieser Form noch nie in meinem Leben erfahren habe", sagte Abt und entschuldigte sich wie schon in seinem ersten Statement vom Sonntag bei allen Involvierten. Die 10.000 Euro habe er an eine Behinderteneinrichtung in seiner Allgäuer Heimat gespendet. Abt weiter: "Man macht Fehler im Leben und ich fühle mich gerade so, als wenn ich nicht tiefer fallen kann. Ich bin am Boden. Aber ich werde wieder aufstehen und mich erholen. Ich brauche jetzt etwas Zeit, um über meine Zukunft nachzudenken."