Der Eklat rund um Daniel Abt und seinen Betrug beim virtuellen Formel-E-Rennen sorgt für große Diskussionen. Ist das Thema mit der von der Formel E auferlegten Spende von 10.000 Euro erledigt oder drohen weitere Konsequenzen, die über das Sim-Racing hinausgehen?

"Daniel Abt hat beim virtuellen Rennen am vergangenen Samstag fremde Hilfe in Anspruch genommen", teilt Audi auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com mit. "Die hierfür ausgesprochene Disqualifikation hat er akzeptiert und wird zudem 10.000 Euro an ein gemeinnütziges Projekt spenden."

Abts Aktion, an seiner Stelle einen Sim-Profi das Rennen bestreiten zu lassen, war ein weiterer Aufreger in der virtuellen Welt während der Corona-Zwangspause. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die bisherigen Skandale und Skandälchen der vergangenen Wochen im eSports-Bereich.

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#1 - Kyle Larsons Rassismus-Skandal

NASCAR-Fahrer Kyle Larson sorgte für den größten Skandal während der Corona-Zwangspause. Während eines Sim-Rennens benutzte der 27-Jährige für Jedermann hörbar eine äußerst rassistische Beleidigung, während er sich mit seinem Spotter austauschte. Das hatte Konsequenzen: Sein reales Team Chip Ganassi Racing warf Larson raus, auch Chevrolet und drei große Sponsoren trennten sich mit sofortiger Wirkung.

Die NASCAR-Organisation suspendierte den Kalifornier, der zwischen 2013 und 2020 sechs Siege in Amerikas wichtigster Rennserie erzielte. Nach Abschluss eines Sensibilisierungs-Programmes besteht die Möglichkeit, dass Larson ins NASCAR-Geschehen zurückkehren kann. Am vergangenen Wochenende gewann er in den USA ein Rennen der kleineren World of Outlaws-Serie und kassierte dafür 20.000 Dollar.

#2 - Indy-Eklat um Norris und Pagenaud

Beim Finale der virtuellen IndyCar-Serie auf dem Indianapolis Motor Speedway krachte es ordentlich zwischen Gaststarter Lando Norris und Indy-500-Champion Simon Pagenaud. Mit einem Revanche-Foul nach vorheriger Ansage in der Schlussphase nahm der Franzose den Formel-1-Youngster aus dem Rennen.

Vorausgegangen war ein Duell zwischen Norris und Graham Rahal, der daraus resultierend Pagenaud von der Strecke räumte. Laut Norris habe ihn keine Schuld getroffen, er sprach von einem Netcode-Fehler, der den Unfall seiner beiden Rivalen einleitete. Dass Pagenaud nach einem Re-Start seines Rennens absichtlich vor Norris bummelte und einen Crash provozierte, konnte der junge Brite auch später nicht nachvollziehen. "Das ist eines Champions nicht würdig", schaltete sich sogar McLaren-Chef Zak Brown in die Diskussion ein.

eSports-Profi packt aus: So helfe ich einem Formel-1-Piloten (32:22 Min.)

#3 - Ferrucci-Shitstorm: Nur ein Videospiel?

Das virtuelle IndyCar-Rennen führte neben Norris/Pagenaud zu weiteren hitzigen Diskussionen. In der letzten Runde schoss Santino Ferrucci beim Zweikampf um den Sieg seinen Rivalen Oliver Askew ab, für beide war kurz vor dem Überqueren der Ziellinie Feierabend. Ferrucci, der 2018 für vier Rennen in der FIA Formel 2 gesperrt wurde, argumentierte, dass er im NASCAR-Stil habe überholen wollen.

Die anschließenden Aussagen des US-Amerikaners, dass es sich nur um ein Videospiel handele und er den Zuschauern eine gute Show habe liefern wollen, brachten ihm einen kleinen Shitstorm im Internet ein. Ferrucci nahm es mit einem Schulterzucken hin: "Das ist Virtual Reality und nichts, was ich in einem realen Auto machen würde."

#4 - Verstappen: Keine Lust auf Formel-1-Spiel

Im Zuge der Corona-Zwangspause veranstaltet die Formel 1 seit einigen Wochen virtuelle Grands Prix. Aktuelle F1-Piloten wie Lando Norris, Charles Leclerc, George Russell oder Alex Albon sind bei den Rennen, die mit dem Spiel 'F1 2019' bestritten werden, am Start. Auf Sim-Racing-Superstar Max Verstappen müssen die Fans allerdings verzichten. Der Red-Bull-Pilot machte von Beginn an deutlich, dass er kein Interesse hat.

Verstappen, der seit Wochen auf unterschiedlichen iRacing-Plattformen aktiv ist, kann mit dem 'Arcade-Spiel' von Codemasters offenbar nichts anfangen. Während eines Telefonats mit Norris stieß er die Formel 1 sogar live vor den Kopf: "Ich habe das noch nicht mal auf meinem Computer. Mach das Spiel aus und wirf es von deinem PC runter. Schmeiß es in den Müll... Da werde ich niemals mitmachen."

#5 - Leclercs Freundin erkauft sich Aufmerksamkeit

Für den größten Lacher im Sim-Racing sorgte Charles Leclerc während eines Twitch-Streams. Der Ferrari-Pilot war derart in ein virtuelles Rallye-Rennen vertieft, dass er den Telefonanruf seiner Freundin überhörte. Die hatte den Schlüssel für die gemeinsame Wohnung vergessen und stand knapp eine halbe Stunde vor verschlossener Türe.

Äußerst clever: Sie kaufte kurzerhand für fünf Euro ein Abo auf Leclercs Twitch-Kanal, um ihm so eine Nachricht schreiben zu können! Leclerc nach seiner Rückkehr an den PC mit einem breiten Grinsen im Gesicht: "Ich habe also ein Abo dazugewonnen. Ich bin so glücklich."

#6 - Rossis Mama ruft

Bei Leclerc klingelte die Freundin, bei Valentino Rossi war es die Mutter... Der MotoGP-Superstar ist ebenfalls unter die Sim-Racer gegangen und startete bei einem virtuellen GT3-Rennen in Misano. Nach Platz fünf im ersten Rennen, fehlte Rossi aber plötzlich in der Startaufstellung für den zweiten Lauf des Abends.

Was war passiert? "Gerade als das zweite Rennen losging, ist meine Mutter gekommen und hat mir gesagt, dass das Abendessen fertig ist. Also musste ich aussteigen", erklärte Rossi später bei Sky Sports, wo das Rennen live übertragen wurde. Wie Rossi bereits vor längerer Zeit verriet, verbringt seine Mutter die Zeit der Ausgangssperre zusammen mit ihm und Freundin Francesca in seinem Anwesen in Tavullia.