Venturi ist neben BMW und Jaguar nur eines von drei Teams in der bisherigen Formel-E-Saison, das in jedem der fünf Rennen Punkte ergattern konnte. Für diese Leistung hat sich der kleine Rennstall aus Monaco mehrfach selbst auf die Schulter geklopft.

Was dabei meist unerwähnt blieb: In vier dieser fünf ePrix holte Edoardo Mortara die Zähler ins Fürstentum - Teamkollege Felipe Massa blickt auf eine einzige Punkteausbeute zurück.

Der frühere Formel-1-Star erlebte eine katastrophale erste Halbzeit in seiner zweiten Saison in der Formel E. Nur zwei Punkte für Platz neun beim dritten Rennen in Santiago de Chile stehen zu Buche - Platz 18 in der Meisterschaft für den stolzen Brasilianer.

Während BMW und Jaguar in der Fahrer- und Teamwertung vorne mitmischen, belegt Venturi den achten Platz unter den zwölf Teams. So musste Teamchefin Susie Wolff einordnen: "Wir stehen nicht dort, wo wir zu diesem Zeitpunkt der Saison sein wollten. Wir wollen mehr Punkte, müssen aber auch das Positive sehen. Wir haben in jedem Rennen gepunktet - wenn auch nicht so sehr wie erwünscht."

Während der frühere DTM-Pilot Mortara im Qualifying viermal in die Top-8 gelangte und ebenso häufig Punkte kassierte, hinkte Massa weit hinterher. Nur in Santiago schaffte er es in die Top-4 der Qualifikation, ansonsten war ein 15. Startplatz sein bestes Resultat.

Felipe Massas bisherige Saison in der Formel E

RennenEventQualifyingRennergebnis
1Saudi-Arabien 11712
2Saudi-Arabien 21517
3Santiago de Chile49
4Mexiko-City19Ausfall von P17
5Marrakesch2017

Ein Rückschlag für Massa, der in seiner Debütsaison mehrfach hatte aufblitzen lassen, dass er sich auch im ungewohnten Elektro-Formelboliden zurechtfindet. Im vergangenen Jahr fuhr er während der Saisonmitte mit einer Ausnahme in sechs aufeinanderfolgenden Rennen in die Punkteränge. Als Massa bei seinem eigenen Heimrennen und auch dem des Teams in Monaco den ersten Podestplatz errang, schossen Gründer Gildo Pastor Tränen in die Augen.

Dagegen war die zweite Saison in der Formel E bislang eher ein Trauerspiel. Technische Schwierigkeiten - zuletzt in Marrakesch massiv mit der Bremsanlage - paarten sich mit individuellen Fehlern. So verlor Massa in Mexiko-City das Auto nach dem Überfahren eines Kerbs und landete in der Mauer. Mit dem neuen Paket, Venturi ist seit dieser Saison Kundenteam von Neueinsteiger Mercedes, kommt der 38-Jährige offenbar noch nicht zurecht.

Die Venturi-Truppe: Massa und Mortara mit Teamchefin Susie Wolff, Foto: LAT Images
Die Venturi-Truppe: Massa und Mortara mit Teamchefin Susie Wolff, Foto: LAT Images

"Um meinen Speed mache ich mir keine Sorgen", sagte Massa dem britischen Businessmedium City A.M. "Ich denke, dass ich schnell sein und das Auto verstehen kann, um auf einem guten Level zu sein. Sorgen macht mir, dass ich ein paar Fehler gemacht habe und viele Dinge nicht so liefen wie gedacht. Wir haben Punkte wegen meiner Fehler verloren, auch wegen operativer Probleme. Entscheidungen, die nicht richtig verliefen."

Nicht Massas erste Spitze in Richtung der Teamführung, schon im Debütjahr bemängelte er intern und auch öffentlich die eine oder andere Strategieentscheidung. Was allerdings mit dem aktuellen Paket möglich ist, macht Teamkollege Mortara vor. Der Italo-Schweizer mischt kräftig im Reigen der großen Hersteller mit und verpasste beim zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien nur knapp seinen vierten Podestplatz in der Formel E.

Wann die Saison in Folge der Corona-Krise wieder aufgenommen werden kann, ist ungewiss. Frühestens ab Mai könnten sich wieder Räder auf den Stadtkursen drehen, nachdem zuletzt die geplanten Rennen in Sanya, Rom, Paris, Seoul und Jakarta auf unbestimmte Zeit verlegt werden mussten. Laut aktuellem Planungsstand steht das sechste Saisonrennen am 21. Juni in Berlin an.

Felipe Massa bestreitet seine zweite Saison in der Formel E, Foto: LAT Images
Felipe Massa bestreitet seine zweite Saison in der Formel E, Foto: LAT Images

"Natürlich hatte ich mehr Erfolg erwartet", sagte Massa, der wegen der Coronavirus-Pandemie mit seiner Familie in Brasilien weilt. "Ich hoffe, dass das bald endet und wir die Saison fortsetzen können. Vielleicht kommt es auch anders, das lässt sich unmöglich vorhersagen."

Sicher ist nur, dass es erst einmal in der Formel E weitergehen soll: "Im Moment ziehe ich nichts anderes in Betracht. Ich denke nur ans Rennfahren - und daran, in ein normales Leben zurückzukehren."