Bei Formel-E-Neueinsteiger Porsche zeigt die Lernkurve nach oben. Beim fünften Rennen der Saison in Marrakesch erzielte das Team, das als einziges ohne Erfahrungen aus der Vorsaison auskommen muss, die ersten Renn-Punkte seit dem Auftakt in Saudi-Arabien Ende 2019.

Andre Lotterer, der Porsche den ersten Podestplatz sowie zuletzt in Mexiko die erste Pole Position beschert hatte, überquerte die Ziellinie als Achter.

Dabei hätten es noch sogar noch einige Zähler mehr sein können. Lotterer, der mit Startplatz drei erneut eine starke Leistung im Qualifying gezeigt hatte, lag bis zur viertletzten Runde auf der vierten Position. Dann schlug die noch fehlende Kenntnis über den richtigen Umgang mit dem Energie-Management zu.

Während Lotterer in der Schlussphase sparen musste, konnte die Konkurrenz noch einmal nachlegen. Sebastien Buemi (Nissan), Edo Mortara (Venturi), Mitch Evans (Jaguar) und Lucas di Grassi (Audi) huschten in den letzten Runden locker an Lotterer vorbei, der sich beim Zieleinlauf nach 34 Runden mit P8 begnügen musste.

Formel E Marrakesch 2020: Rennen-Highlights und Zusammenfassung: (06:59 Min.)

"Irgendwie wurde es immer schwieriger mit der Pace", sagte Lotterer nach dem Rennen zu Motorsport-Magazin.com. "Die anderen kamen näher und konnten angreifen. Ich konnte nicht viel machen, weil ich nicht mehr so viel Energie zur Verfügung hatte."

Lotterer bleibt trotz Rückschlag positiv

Porsche zeigt wie der zweite Neueinsteiger, Mercedes, schwankende Leistungen in seiner ersten Formel-E-Saison. Nach dem Podesterfolg in Saudi-Arabien ging Lotterer, der seine dritte Saison in der Elektro-Rennserie bestreitet, zuletzt dreimal in Folge leer aus.

Doch dank zunehmend überzeugender Leistungen in den Qualifyings und trotz des Energie-Problems konnte Lotterer dem Marrakesch-Wochenende etwas Gutes abgewinnen: "Es ist das erste Rennen nach Diriyya, das wir zu Ende gefahren sind. Wir haben gute Daten gesammelt und müssen schauen, was da los war."

Als Rookie benötigt Porsche jeden Kilometer unter Rennbedingungen, um in der komplexen und ungewohnten Formel E dazuzulernen. Das Potenzial für ein Top-Team ist auch aufgrund der vorhandenen Ressourcen unbestritten - doch wie lange wird es dauern, die Performance konstant abrufen zu können?

Aus diesem Grund war der Rookie-Test am Tag nach dem ePrix besonders wichtig für Porsche. Der aktuelle Test- und Entwicklungsfahrer Thomas Preining und Frederic Makowiecki, der vor dem Formel-E-Einstieg in die Entwicklung des Boliden involviert war, legten am Sonntag insgesamt 172 Runden zurück. Das entspricht fünf Renndistanzen.

Jani blieb erneut ohne Punkte

Vor allem Lotterers Ausfälle in den letzten beiden Rennen in Santiago und Mexiko-City taten weh. "Wir wussten nicht wirklich, wo wir im Rennen sein würden", sagte der dreifache Le-Mans-Sieger. "Jetzt haben wir ein besseres Bild und müssen daran arbeiten."

Während Lotterer in die Punkteränge fuhr, tat sich Teamkollege Neel Jani zum wiederholten Male schwer. Der Rennsport-erfahrene Schweizer startete von der 23. Position und ging damit als Vorletzter ins Rennen, das er auf Platz 18 beendete. Jani wartet in seiner ersten vollen Saison in der Formel E weiter auf die erste Punkteausbeute.

"In den vergangenen Rennen hatten wir eine gute Pace, konnten dann aber nicht die dazu passenden Ergebnisse einfahren", berichtete Jani. "Hier war es für mich hingegen von Beginn an schwierig. Auf der Bremse habe ich mich den ganzen Tag über nicht wohl gefühlt."